Outdoor/19.06.2018

Frauen sind im Bergsport die anspruchsvolleren Kunden

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Frauen sind längst im Bergsport angekommen. Sie bewegen sich autark als Seilschaften beim Alpinklettern, bestreiten in reinen Frauenteams Hochtouren oder treffen sich in Kletterhallen. Die Bergsportmarken haben aber ganz unterschiedliche Wege, Konsumentinnen anzusprechen. Welche Schwerpunkte sie setzen? Lesen Sie mehr in Teil vier unserer Bergsport-Serie.

Die Ästhetik und die Passform müssen für Bergsportlerinnen passen.
Die Ästhetik und die Passform müssen für Bergsportlerinnen passen.

„Auch wir merken, dass das Interesse der Frauen am Bergsport immer größer wird“, sagt Philipp Abels, Koordinator Wettkampfklettern und Leistungsbergsteigen beim Deutschen Alpenverein. Aufgrund der großen Nachfrage weiblicher Bewerber gibt es beispielsweise seit 2011 auch einen eigenen Expeditionskader, der sich nur aus Frauen zusammensetzt.  

Das sei vor zehn Jahren noch ganz anders gewesen, so Abels. Früher war das Bergsteigen noch reiner Männersport. Heute treffe man zunehmend auch eigenständige Frauenseilschaften in den Wänden. „Das Geschlechterverhältnis ist hier fast ausgeglichen und davon fällt auch viel aufs Bergsteigen ab“, sagt Philipp Abels.

Doch Frauen konsumieren anders als Männer. Was hat die Industrie den weiblichen Sportlerinnen am Berg zu bieten? Das klären wir in Teil vier unserer Bergsport-Serie mit Marken wie Petzl, Black Diamond, Deuter und Co. (Teil 1 unserer Serie verrät die wichtigsten Bergsport-Trends 2018, alle weiteren Teile finden Sie am Ende des Textes) 

Globetrotter: Frauen sind anspruchsvollere Kunden als Männer

Alix von Melle ist eine Extrembergsteigerin und hat sieben der 14 Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen. Außerdem ist sie Pressesprecherin bei Globetrotter in München.

Alix von Melle, Pressesprecherin bei Globetrotter und Extrembergsteigerin: „Frauen sind die wesentlich anspruchsvolleren Kunden im Vergleich zu Männern. Während es Männern beim Kauf von Ausrüstungsgegenständen und Outdoor-Bekleidung in erster Linie um die Funktionalität geht, achten Frauen nicht nur auf technische Details (Frauen sind ausgesprochen sicherheitsbewusst), sondern fordern Funktionalität UND Mode.

Heißt: Eine Outdoor-Jacke muss technisch durchdacht und absolut funktionell sein, sie muss aber auch einen guten Schnitt und eine schöne Farbe haben. Eine perfekte Passform und gut gewählte Farben sind für Frauen selbstverständlich, das erwarten sie von Outdoor-Bekleidung neben der Funktion. Im Herbst wird es beispielsweise spezielle Angebote und Events nur für (Outdoor-)Frauen bei uns geben.“

Alix von Melle beim Bergsteigen
Alix von Melle ist eine der erfolgreichsten deutschen Höhenbergsteigerinnen.
Bildcredit:
goclimbamountain.de

Deuter: Emotionen bei Kaufentscheidung der Frauen wichtig

Die Deuter Sport GmbH verkauft Rucksäcke, Schlafsäcke und Accessoires und sitzt in Gersthofen bei Augsburg. Gegründet wurde das Unternehmen bereits im Jahr 1898. Heute beschäftigt Deuter 86 Mitarbeiter.

Martin Riebel, Geschäftsführer: „Frauen wollen im Marketing anders angesprochen werden, neben Technik spielen Emotionen eine wesentlich größere Rolle bei der Kaufentscheidung. Diese werden durch Styling, Marke, Farbe und Empfehlung von Freundinnen mit beeinflusst. Ein großer Marketingschwerpunkt ist seit über zehn Jahren unsere Slim Line Kommunikation. Gerade hier ist es wichtig, nicht nur eine Kampagne zu starten, sondern das Thema Rucksäcke und Schlafsäcke für Frauen auch weiterhin in den Fokus zu stellen. Wir sind seit vielen Jahren bei Frauen-Camps mit am Start und werden das auch weiterhin sein. Hier erfahren wir, welche Wünsche, Ansprüche und Ideen Frauen haben und können diese dann in unserer Produktentwicklung, die mit Frauen besetzt ist, weiterhin mit einfließen lassen.“

Petzl: Farbgebung, Design & Ergonomie speziell für Frauen

Petzl ist Hersteller von Kletterausrüstung und Höhlenausrüstung mit Sitz in Crolles, Frankreich. Das Unternehmen wurde Mitte der 70er Jahre vom Höhlenforscher Fernand Petzl gegründet und beschäftigt 700 Mitarbeiter.

Christoph Driever, Country Manager: „50% der Kunden in einer Kletterhalle (in Deutschland) sind weiblich und somit spiegelt sich diese Realität bereits heute sehr stark in Farbgebung, Design und Ergonomie unserer Produkte wider. Und im Marketing wird es zukünftig einige (Event- und Schulungs-) Formate geben, die speziell an weibliche Kletterfans gerichtet sind.“

Black Diamond: Kletterschuhe mit Passform für Damenfüße

Black Diamond Equipment ist ein Hersteller von Kletter-, Ski- und Bergsportausrüstung mit Sitz in Utah, USA. Das Unternehmen wurde 1954 gegründet und unterhält auch globale Niederlassungen in Innsbruck, Österreich, und Zhuhai, China.

Stephan Hagenbusch, Vice-President of International Sales: „Uns ist es ein besonderes Anliegen, Frauen wie Männern Ausrüstung von höchster Qualität zu bieten und dabei auf geschlechtsspezifische Anforderungen einzugehen. Als Beispiele seien etwa unsere Momentum Women’s Kletterschuhe genannt, bei denen wir besonders auf eine spezielle Passform für Damenfüße geachtet haben. Dieses Commitment zeigt sich jedoch nicht nur bei unseren Produkten, sondern spiegelt sich auch in unserer Unternehmensstruktur und Kommunikation wider: Unser Athletenteam ist zwischen Männern und Frauen nahezu ausgeglichen und auch intern, etwa bei der Zusammensetzung unseres Management-Teams, streben wir bei Black Diamond eine 50/50 Quote an.“

Red Chili: Geringe Einstiegshürde beim Klettern/ Bouldern

Red Chili Climbing ist ein deutsches Unternehmen, das Kletterschuhe und Kletter-Bekleidung herstellt. Mitgründer ist Stefan Glowacz.

Uwe Hofstädter, Geschäftsführer: „Aufgrund der – dank Kletterhallen – geringen Einstiegshürde zum Klettern / Bouldern haben sich diese Sportarten weitläufig demokratisiert, sowohl alters- als auch geschlechtsspezifisch. Auf Produktebene bieten wir zunehmend spezielle auf Damenleisten gefertigte Kletterschuhe an. Zudem achten wir bei der Bildsprache auf Ausgeglichenheit.“

Edelrid: Anspruch bei Frauen und Männer ähnlich hoch

Edelrid aus Isny im Allgäu stellt Kletter- und Bergsportausrüstung her. Gegründet im Jahr 1863 ist Edelrid seit 2006 Teil der Vaude-Gruppe. Das Unternehmen beschäftigt 160 Mitarbeiter.

Sebastian Straub, International Marketing & Media: „Frauen stellen die gleichen, hohen Ansprüche an ihre Ausrüstung wie Männer. Trotzdem gibt es feine Unterschiede. Wenn wir diese bei der Entwicklung von Produkten berücksichtigen, können wir den Komfort für Frauen enorm steigern. Ein gutes Beispiel hierfür ist unser superleichter Klettergurte Ace, bei dem sich der Kunde flexibel die Größenkombinationen zwischen Hüftgurt und Beinschlaufen zusammenstellen kann.“

Stubai Sport: Größter Unterschied Mann/Frau ist Anatomie

Stubai Sport ist ein Ausrüstungshersteller im Bereich Bergsport, der sich auf Klettern und Eisklettern spezialisiert hat. Die Ursprünge des Traditions-Unternehmens gehen bis auf das Jahr 1897 zurück.

Daniel de Pretis, Produktgruppenleiter Bergsport: „Der größte Unterschied zwischen Männern und Frauen im Bergsport liegt naturgegeben in der Anatomie (z.B.: Körperform). Das bedeutet für unsere Produkte, dass wir feminine Passformen anbieten können, wie z.B. unser Damensportklettergurt „Stella“. Die Unterschiede versuchen wir auch in anderen Produkten mittels Farben, Design, Handling (z.B.: nicht zu hohe Federkraft bei Klettersteigkarabinern) umzusetzen.“