Faszination Biathlon: Ein ungewöhnlicher Trendsport
Freeskiing, Snowboarding, Snowkiting? Von wegen! Wenn sich in den letzten Jahren ein großer Trend beim Wintersport abgezeichnet hat, dann ist es die deutsche Liebe zum Biathlon. Die Kombination aus Skilanglauf und Schießen ist zwar eigentlich nichts Neues, doch erst als Anfang des neuen Jahrtausends deutsche Biathleten wie Uschi Disl, Kati Wilhelm erstmals große Erfolge feierten, wurde das Land aufmerksam. Heute schalten regelmäßig bis zu sechs Millionen Zuschauer ein, wenn die Weltcup-Rennen im Fernsehen übertragen werden und immer mehr Freizeitsportler melden aktives Interesse am Biathlon an.
Von der Randsportart zum Mega-Event
Einer der ersten Biathlon-Fans der Menschheit war der römische Dichter Vergil, der schon 40 v. Chr. Männer beobachtete, die auf Skiern zur Jagd gingen – wenn auch damals noch mit Pfeil und Bogen statt mit der Flinte. Begeisterte Biathleten waren auch die Skandinavier, die auf Skiern den eindringenden Wikingern nachjagten und sie mit Pfeilen beschossen.
In späteren Jahrhunderten lieferten sich schwedische und norwegische Soldaten an der Grenze Wettkämpfe auf Skiern, bei denen damals noch im vollen Lauf geschossen wurde. Zum echten Sport wurde Biathlon erst Ende des 19. Jahrhunderts als „Militärpatrouillenlauf“, in dem sich ausschließlich Soldaten maßen. Selbst bei den ersten Olympischen Winterspielen 1924 stand er noch unter diesem Namen auf dem Programm.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Entwicklung der modernen Sportart für Zivilisten. Ein neuer Name musste her und der schwedische General Sven Thofelt kam schließlich auf die brillante Idee, diesen Zweikampf aus Skilaufen und Schießen doch ganz einfach Biathlon zu nennen. Zunächst war der Sport ausschließlich Männern vorbehalten. Es sollte noch bis 1981 dauern, ehe erstmals ein internationaler Wettkampf für Damen ausgetragen wurde.
Lange Zeit blieb Biathlon als Wintersport eher am Rand der Aufmerksamkeit, bevor 1993 die Internationale Biathlon Union (IBU) gegründet wurde. Seither vermarktet sich die Sportart weit professioneller und weckt immer mehr öffentliches Interesse. Führende Biathlon-Nationen sind traditionell immer noch die skandinavischen Länder, Russland, Italien und seit einigen Jahren Tschechien und Deutschland.
Die wichtigsten Regeln beim Biathlon
Die Attraktivität des Biathlon liegt nicht zuletzt in den einfachen Regeln: Die Athleten laufen eine vorher festgelegte Strecke auf Skiern ab und pausieren zwischendurch zwei- oder viermal für das Schießen. Um die fünf in 50 Meter Entfernung aufgestellten Scheiben zu treffen, hat der Schütze acht Patronen. Schießt er daneben, muss er eine Strafrunde (150 Meter) laufen oder bekommt eine Strafminute aufgebrummt (im Einzel).
Biathlon wird in verschiedenen Disziplinen ausgetragen:
- Einzel (20 km Herren / 15 km Damen)
- Sprint (10 / 7, 5 km)
- Verfolgung (12,5 / 10 km)
- Massenstart (15 / 12,5 km)
- Staffel (4x 7,5 km / 4 x 6 km)
Der Einzellauf ist dabei der „klassische“ Biathlonlauf, bei dem die Athleten einzeln im Abstand von 30 Sekunden starten uns insgesamt fünf Runden laufen. Dazwischen wird abwechselnd liegend, stehend, liegend, stehend geschossen. Für jeden Schießfehler gibt es eine Strafminute.
Beim weit kürzeren Sprint wird nur zweimal geschossen. Der Sprint wird heute meist als Qualifikationsrunde für die Verfolgung ausgetragen: Die 60 besten Athleten im Sprint dürfen am folgenden Tag in der Verfolgung starten und die im Sprint gelaufenen Zeiten zählen mit. Liegt der Zweitplatzierte des Sprints zum Beispiel 34 Sekunden hinter dem Erstplatzierten, muss er in der Verfolgung mindestens 34,01 Sekunden aufholen um zu gewinnen.
Beim Massenstart starten alle Teilnehmer gleichzeitig statt hintereinander, was für den Zuschauer spannender ist.
Dazu kommen klassische Herren- und Damen-Staffeln in internationalen Wettbewerben und Mixed-Staffeln. Ganz neu ist das Single Mixed Rennen bei dem je eine Frau und ein Mann gemeinsam antreten. Davon sollen vor allem Nationen profitieren, die keine vier Top-Athleten im Biathlon zusammenbringen können.
Wo Amateure Biathlon ausüben können
Die meisten Biathleten beginnen als Kinder mit dem Skilanglauf und so mancher erfolgreiche Biathlet läuft auch heute noch ab und zu beim Skilanglauf mit. Zuletzt verkündete der französische Superstar Martin Fourcade, dass er fortan auch im Langlauf-Weltcup starten will.
Möchten Sie selbst als passionierter Langläufer einmal zur Flinte greifen, finden Sie heute immer Gelegenheit dazu. Wintersport-Orte in ganz Deutschland haben auf die Biathlon-Begeisterung reagiert und bieten entsprechende Möglichkeiten an:
Chiemgau Arena Ruhpolding
Die Chiemgau Arena in Ruhpolding ist jährlicher Austragungsort für ein Weltcup-Rennen im Biathlon. Außerhalb der Wettkampftage veranstaltet Ex-Profi Fritz Fischer regelmäßig Workshops und Einführungskurse für Amateure.
ARBER Hohenzollern Skistadion Bayerisch-Eisenstein
Im Leistungszentrum am Großen Arbersee trainieren auch die Profis. Mittwochs ist im ARBER Hohenzollern Skistadion „Biathlon für Jedermann“ angesagt, wenn Langläufer unter fachkundiger Anleitung den Umgang mit dem Biathlongewehr lernen.
Oberhof
Im Thüringer Biathlon-Mekka Oberhof finden den ganzen Winter über verschiedene Biathlon-Events und Workshops statt, zu denen auch Anfänger herzlich willkommen sind.
Haben Sie nach einem Schnupperkurs Blut geleckt und wollen sich ernsthafter dem Biathlon widmen, finden Sie in ganz Deutschland Vereine, bei denen Sie Ihrer neuen Leidenschaft nachgehen können. Die schneereichen Regionen im Osten und Süden sind dabei natürlich im Vorteil. Doch auch im Westen und Norden können Sie durchaus das Hobby Biathlon für sich entdecken: Beim Sommer-Biathlon sind Sie statt mit Langlaufskiern auf Rollen unterwegs.
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