Das Fahrrad boomt in der Coronakrise – und damit ausdrücklich auch E-Mountainbikes. Man darf gespannt sein auf die Branchenzahlen 2020. Ein Indiz liefern die Anfragen bei Google: Im April 2020 wurde in Deutschland rund 74.000 Mal der Begriff “E-Mountainbike” gegoogelt, im Vorjahresmonat waren es noch 33.000.
Doch wie geht’s weiter im E-MTB-Business? Wir geben einen Ausblick auf die wichtigsten E-Mountainbikes-Trends 2021.
Von den rund 1,36 Millionen Elektrofahrrädern, die die Deutschen laut Wirtschaftsverbände ZIV und VSF 2019 kauften, waren 360.000 E-Mountainbikes. Ihr Anteil betrug somit 26,5 Prozent. Vieles deutet darauf hin, dass die Bedeutung von E-MTBs weiter zunimmt.
Denn in diesen Zeiten, wo der Urlaub zuhause oder in der Nähe verbracht, spielt das E-Mountainbike seine Stärken aus: Es ist perfekt geeignet für Offroad-Erkundungen ohne Reue, seine Robustheit gibt Sicherheit auch auf nassem und rutschigem Terrain.
Und weil die Urlaubskasse oft unangetastet blieb, schrecken auch die hohen Preise nicht allzu sehr zurück. Eine Entwicklung, die uns auch 2021 begleiten wird.
Man kann E-Mountainbikes (und ihre Fahrer) mögen oder nicht – doch den damit verbundenen wirtschaftlichen Verlockungen kann sich kaum noch jemand entziehen. Rund ums E-Mountainbiken baut sich gerade ein Ökosystem auf:
- Tourismus: E-MTBs benötigen eine eigene Infrastruktur, darauf stellen sich immer mehr (Berg-)Regionen ein und werben gezielt um die meist kaufkräftigen E-Mountainbiker. Es gibt viel anzupreisen: Lademöglichkeiten, sichere Abstellmöglichkeiten, spezielle Touren für die ganze Familie. Wobei sich viele Regionen in Österreich und der Schweiz – wen wundert’s? – weniger zimperlich anstellen als in Deutschland, wo E-Mountainbiker oftmals noch als unliebsame Gäste angesehen werden.
- Rent-a-E-MTB: Viele lokale Radhändler entdecken im Verleih von E-Mountainbike ein einträgliches Nebengeschäft. Die Tagespreise rangieren zwischen 40 und 65 Euro, bei der aktuellen hohen Nachfrage kann sich das lohnen. Das freut nicht jeden: Die oftmals unerfahrenen, schlecht ausgerüsteten E-MTB-Tagestouristen sind vielen anderen Bergsportlern ein Dorn im Auge.
- Schnuppertrainings: Auch die speziell auf E-Mountainbikes ausgerichtetetn Schnuppertrainings und Fahrtechnikkurse erfahren eine große Nachfrage und sind oftmals Wochen im Voraus ausgebucht.
- Magazine, Literatur und Portale: Wer im Bahnhofskiosk vor dem Regal mit den Fahrradmagazinen stehen bleibt, findet längst zahlreiche gut gemachte E-MTB-Publikationen: “bikesport e-mtb”, “E-Mountainbike” oder “EMTB” bieten auch im Internet viele tolle Fachartikel und E-MTB-Tests mit ausgeklügelten Punktesystemen (von “sehr gut” bis “hervorragend”) für eine wachsende Zielgruppe.
Am spannendsten ist aber sicherlich, was sich 2021 an den E-Mountainbikes selbst tut.
Einige Jahre waren E-MTBs vor allem Mountainbikes, an die ein Motor plus Batterie rangeklatscht wurden. Wer ein elektrifiziertes Mountainbike besitzen wollte, musste bezüglich Rahmengrößen, Optik, Komfort und Sicherheit oftmals einige Kompromisse eingehen. 2021 ist das komplett anders.
Die Auswahl wird immer größer, weil sich die Ausdifferenzierung für die Hersteller zunehmend lohnt: Neben den Anwendungsfällen (Tour bis Downhill) wird in alle Richtungen gearbeitet: Es gibt E-Mountainbikes für schwere und große Männer, für Frauen und sogar für Kinder (siehe Trend 4). Wer als Händler eine gute Kaufberatung anbietet, kann von der Angebotskomplexität profitieren.
Der Markt bleibt umkämpft, die Konkurrenz schläft nicht, die Innovationsgeschwindkeit ist enorm. Auch vermeintlich kleinere Hersteller haben noch Chancen, mit einer guten Idee für große Aufmerksamkeit zu sorgen. Außerdem ziehen selbst die hartgesottensten Mountainbike-Hersteller nach und bringen ihrerseits E-MTBs auf den Markt. 2020 feierte unter anderem Santa Cruz Premiere, 2021 ist es für Niner Bikes soweit.
Wer ein entspanntes Abendessen mit Freunden ein wenig aufpeppen möchte, sollte es mal mit der beiläufigen Bemerkung “E-Mountainbikes für Kinder boomen ja gerade” versuchen. Das bringt Stimmung in die Bude.
Seit Sommer 2020 gibt es das Kinder-E-MTB woom UP in zwei verschiedenen Größen, das sich an Kinder zwischen 7 und 14 Jahren richtet. Kostenpunkt: fast 3.000 Euro. Das kauft doch niemand? Weit gefehlt. Die Marke aus Österreich erfreut sich größter Beliebtheit und ist bei Kindern und ihren finanzstarken Eltern extrem angesagt.
Bei ben-e-bike geht’s bereits ab sechs Jahren und rund 1.700 Euro los. Und auch KTM mischt kräftig bei E-Kinder-Mountainbikes mit: 2021 kommen die schicken neuen Macina Mini Me 251 (24 Zoll, 2.400 Euro) und Mini Me 261 (26 Zoll, 2.700 Euro) mit integriertem Akku raus.
Wer E-MTB für Kinder verrückt findet, wird die Idee von Mondraker lieben: Die Firma hat das “Grommy” auf den Markt gebracht, ein E-Laufrad. Das kleinere Modell ist für Kinder zwischen in drei und fünf Jahren gedacht, das größere für Kinder zwischen fünf und acht.
Die Freude am Downhill verspüren auch immer mehr E-Mountainbiker, das E-Enduro (160 bis 180 mm Federweg) gewinnt an Relevanz. Die wenigsten E-MTBs kommen mit weniger als 150 mm daher.
Schließlich spielt das höhere Gewicht von massiven Federelementen bei E-Unterstützung keine allzu große Rolle. Dementsprechend setzen auch immer mehr E-Mountainbiker auf einen Ersatzakku, der sie sicher durch den Tag und ans Ziel bringt.
Dass die schweren E-Mountainbikes kräftigere Bremsen benötigen, war eine der frühesten Erkenntnisse. Doch neben 200er-Bremsscheiben (mitunter auch 220 mm), die mittlerweile fast standardmäßig verbaut sind, kommen immer mehr speziell für E-Mountainbikes entwickelte Komponenten auf den Markt. Eine schnelle Übersicht:
- Federgabeln: Die superrobusten Fox 38 und Rockshox ZEB versprechen noch mehr Steifigkeit und damit Sicherheit.
- Reifen: Die Reifenhersteller reagieren auf den E-MTB-Boom und haben mittlerweile zahlreiche Spezialreifen im Programm. Pirelli bringt nun gleich drei E-MTB-Reifen raus, die italienischen Landsleute von Vittoria sind nun mit vier e-Barzo-Modellen am Start. Auch Schwalbe hat ordentlich an den Karkassen gewerkelt.
- Sattel: Selbst für den E-Mountainbiker-Popo gibt es spezielle Produkte. “E-Mountainbiker sitzen anders auf ihrem Rad – und deshalb auf herkömmlichen Sätteln nicht immer komfortabel”, meint Ergon und hat deshalb einen speziellen Sattel für e-mountainbikende Männer entwickelt.
Bei den Antrieben sorgt Shimano für das dickste Ausrufezeichen: Der neue Motor EP 8 wiegt gerade mal 2,6 Kilo, ist extrem kompakt, bietet aber mit einer Maximalleistung von 85 Nm ordentlich Wumms. “E-Mountainbike” hat den neuen Motor ausführlich getestet. Bosch kontert mit einem mächtigen Software-Update für seinen Performance CX Gen 4.
In vielen Städten in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz ist es bereits zu beobachten: E-Mountainbikes werden längst nicht nur für Touren durch die Berge genutzt, sondern genauso gut auf dem Arbeitsweg oder zum Einkaufen. Diese Entwicklung dürfte sich 2021 fortsetzen. Dafür sprechen vor allem zwei Gründe:
- E-MTBs bieten übers ganze Jahr eine angenehme Robustheit, die auch im Straßenverkehr geschätzt wird (“SUV auf zwei Rädern”).
- Mit ihrer tollen Optik sind E-Mountainbikes auch zum Statussymbol geworden, das man gerne herzeigt. Dabei scheint: je hochpreisiger, desto besser.
Einige Hersteller reagieren bereits auf den Trend zum E-MTB-Alltagsrad. Das Liteville 301 CE zum Beispiel bietet nicht nur eine Lichtanlage und Handyhalterung, sondern kann auch leicht mit Schutzblechen ergänzt werden.
Und dann wäre da noch ein letzter, kleiner Trend: die Klingel. Tatsächlich lässt sich beobachten, dass immer mehr (E-)Mountainbiker mit einem kleinen Lautgeber unterwegs sind. Denn es ist voller geworden, auch auf entlegenen Wegen. Wir finden: Alles, was der gegenseitigen Rücksichtnahme dient, ist eine gute Sache.
Haben Sie Anmerkungen? Haben wir aus Ihrer Sicht etwas vergessen? Lassen Sie uns gerne einen Kommentar da. Wir freuen uns!
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