Bevor wir handfeste Gründe liefern, die für den Sport sprechen, erklären wir, als kleines Warm-up sozusagen, was sich hinter dem Begriff versteckt und was den Unterschied zum Sportklettern ausmacht. Danach geht es mit maximaler Power, gut aufgewärmt und mit entsprechendem Vorwissen in sechs Zügen an die Wand …
Boulder kommt aus dem Englischen und bedeutet Felsblock – damit ist der Sport schon so gut wie erklärt. Denn: Bouldern bedeutet klettern an Felsblöcken oder künstlichen Wänden in Absprunghöhe – weswegen man auch kein Seil, keinen Gurt und auch keinen Partner braucht. Gebouldert wird übrigens schon lange, spätestens in den 1950er-Jahren hat der Sport dann einen Riesen Schub nach vorne gemacht. Denn zu dieser Zeit hat der US-Amerikaner John Gill das Klettern revolutioniert. Er gilt als Vater des heutigen Bouldersports.
In den 1970er-Jahren ist Bouldern zur eigenen Disziplin des Sportkletterns geworden. Seit den 1990er-Jahren wächst die Zahl der Boulderer und der Sport erlebt seit den 2000er-Jahren einen regelrechten Hype, vor allem in den Städten und Metropolen. Im Sommer 2021 waren die Boulder-Stars wie Adam Ondra, Alex Megos und Co erstmals bei den Olympischen Spielen in Tokyo Teil des Olympic Combine, des olympischen Kletter-Dreikampfs, bestehend aus Lead-, Speedklettern und Bouldern.
Während man im Fitnessstudio Gewichte stemmt, wird in der Boulderhalle ausschließlich mit dem Eigengewicht von dem Boulderer gearbeitet, in Kombination mit taktischen Überlegungen. Es gilt mit Finger-, Arm- und Beinkraft Griffe zu halten, Tritte zu treten und mit logischen Tricks und Kniffen einer Linie, einer Route zu folgen. Je nach Schwierigkeit wird die visuelle Vorplanung sowie Technik und Trick- bzw. Einfallsreichtum stark gefordert.
Zum Bouldern braucht es einen beweglichen, geschmeidigen Körper, gepaart mit einer guten Maximalkraft, die sich in wenigen, kraftvollen Grifffolgen abrufen lässt. Na? Genau. Wir sind beim Trend angekommen und beim Suchtpotenzial: Schöne, intelligent geschraubte Routen zu bouldern, ist herausfordernd, und wenn sich dann die ersten kleinen oder großen Erfolge einstellen, dann macht es hungrig. Hungrig nach mehr, nach schwieriger, nach diffiziler. Und schon werden zum Training wie von Zauberhand ein paar Yogaeinheiten eingeschoben, um den Körper geschmeidiger zu machen und die Finger werden plötzlich im Büro mithilfe eines Tennisballs trainiert.
Alles mit dem Ziel diese einzigartige Symbiose aus Ästhetik, Kraft und Dynamik noch intensiver erleben zu können. Wer schon mal Boulderern bei einem Wettkampf zugesehen hat, wie sie da fast mühelos die Griffe anspringen und ihren Körper wie Artisten des Chinesischen Staatszirkus verbiegen, der weiß, wovon hier die Rede ist.
Was dem Hundebesitzer sein Hund, ist dem Boulderer sein Projekt an der Wand. Also weniger: „Haben Sie meinen Hund gesehen?“, dafür mehr: „Wie machst du den Zug? Wie steigst du? Wie kannst du das halten? Springst du den nächsten Griff an, oder was?“ Bouldern ist interaktiv und damit die Location um neue, gleichgesinnte Menschen kennenzulernen. Die Griffe ersetzen den Hund als Kommunikationsanker oder -quelle, sozusagen. Vor allem in großen Städten mitsamt ihrer Anonymität ist Bouldern ideal für ein nettes Gespräch und für ein unkompliziertes Kennenlernen.
Bouldern in der Halle erfordert weder einen Partner, noch muss man sich vorab für eine Zeit anmelden, oder einen Court reservieren. Dicke, weiche Matten ersetzen die Spotter, sprich Partner, die am Felsblock draußen unersetzlich sind. Die Wände sind alle in Absprunghöhe, von einem Meter bis 4,5 Meter. Wer sich nicht traut, sucht sich eine andere Route, in Bodennähe. Eine Session lässt sich perfekt in den Alltag integrieren. Vom Büro in die Halle, oder von der Halle ins Büro, ohne das man sich mit einem Sportpartner zeitlich abstimmen muss. Individualität in Reinform.
Auch Boulderer, die gerade erst einsteigen können ganz einfach in die Boulderhalle gehen, Eintritt bezahlen, Leihschuhe organisieren und loslegen. Denn das Greifen ist als natürlicher Reflex im Kopf abgespeichert. Die Farben zeigen den Weg, der Rest ergibt sich von selbst und natürlich mithilfe der Kommunikation mit Gleichgesinnten.
Der Sport, in der Halle betrieben, erfordert an Equipment lediglich Kletterschuhe und einen Chalkbeutel mit Magnesia. Bei den Kletterschuhen sollte man auf eine gute Passform beim Kauf achten. Die Schuhe sollten kompakt sitzen, sowohl an der Ferse als auch im Zehenbereich, um ein gutes Gefühl beim Antreten zu haben. Beim Anprobieren sollte man sich viel Zeit nehmen und an der Kletterwand, die gute Sporthändler zum Testen zur Verfügung stellen, ausprobieren. Kletterschuhe trägt man ohne Socken, um so eine perfekte Kraftübertragung zu ermöglichen.
Tipp: Wenn die Leihschuhe aus der Halle gut sitzen, gleich nach diesem Modell im Geschäft gezielt fragen, das erleichtert die Suche ungemein. Der Chalkbeutel mit Magnesia ist beim Bouldern unverzichtbar. Schwitzige Hände machen das Greifen schwierig, das weiße Magnesiapulver absorbiert den Schweiß – für perfekten Grip an den Griffen. Bei der Kleidung reichen bequeme Sporthosen oder Tights und ein Shirt, das gut sitzt, nicht verrutscht und alle Bewegungen mitmacht. Eine wärmende Fleecejacke oder ein Hoodie hilft die Muskeln zwischen den Bouldereinheiten warm zu halten.
Gute Boulderanlagen beschäftigen Routenbauer, die ihr Handwerk verstehen und dafür sorgen, dass auch Einsteiger Spaß haben, ohne überfordert zu sein. Die Boulder sind nach Farben sortiert und entsprechen unterschiedlichen Schwierigkeiten, die von leicht bis ganz schwer gehen. Probieren kann jeder alles. Allerdings empfiehlt sich eine langsame Steigerung bei den Schwierigkeiten, denn mit jedem Mal Bouldern wird die Muskulatur trainiert und gestärkt – wichtig, wenn man in schwierigere Routen einsteigen möchte. Die Technik sowie die erforderliche Dynamik und den Körpereinsatz lernt man spielerisch. Aber auch beim Zusehen und aktiven Fragen.
Der Trainingseffekt beim Bouldern ist überragend. Schon nach wenigen Wochen spürt man ein anderes Körpergefühl: Der Körper wird straffer und Muskeln werden aufgebaut. Wer Lust bekommen hat auf mehr, wird automatisch noch ans Campusboard gehen und Sit-ups für einen starken Rumpf ins Training miteinbeziehen. Ebenfalls automatisch kann man sich übrigens auch besser fokussieren, eine Folge dessen, wenn man sich Grifffolgen einprägt und Klettertechniken auf den Punkt abruft. Bouldern geht nur, wenn Körper und Geist harmonieren und im Hier und Jetzt miteinander agieren.
Vor allem in großen Städten und Ballungsgebieten gibt es tolle Kletter- und Boulderanlagen. Entweder werden diese von privaten Personen betrieben oder es sind sogenannte DAV-Kletteranlagen. Bei beiden haben alle Zugang, allerdings bekommen Alpenvereinsmitglieder in DAV-Kletter/Boulderanlagen einen vergünstigten Eintritt. Die Preise liegen in der Regel zwischen 10 bis 15 Euro. Wer öfter eine solche Anlage besucht, profitiert von Monats- oder Jahresmarken, die alle Hallen anbieten.
Ein Preischeck auf der jeweiligen Homepage vorab lohnt auf jeden Fall, nicht zuletzt, weil manche Betreiber beispielsweise einen Happy-Hour-Tarif anbieten. Ansonsten sind die Boulderanlagen nach den neuesten Richtlinien erbaut und mit ergonomischen Griffen und Tritten ausgestattet. Neuerdings bieten immer mehr Anlagen auch einen Trainingsbereich an, in dem sich die Sportler gezielt mithilfe von kletterspezifischem Trainingsequipment vorbereiten können.
Obwohl beim Bouldern keine Seile oder Gurte verwendet werden und auch in hohen Schwierigkeiten geklettert werden kann, hält sich das Risiko von Verletzungen für den Sportler in Grenzen. Der wichtigste Grund ist die maximale Kletterhöhe von circa vier Metern. In der Boulderhalle schützt zudem eine dicke Bodenmatte vor Verletzungen, wenn es zum Sturz kommen sollte.
Das macht Bouldern auch zum perfekten Einstieg für Kids in den Sport. Hier können sie sich austoben. Bouldern gilt als familienfreundlich, eben weil schon die Jüngsten an die Wand können. Die Betreiber der Hallen sind auf Kinder eingestellt und bieten oft spezielle Event-Pakete an.
Jeder Boulder besteht aus einer definierten Anzahl von Griffen und Tritten, wobei Start und Ziel gekennzeichnet sind. Die meisten sogenannten Boulderprobleme bestehen aus vier bis acht Griffen, mehr als zwölf sind in Wettbewerben gar nicht zugelassen. Die Distanz an der Wand lässt sich also, wenn es gelingt, relativ schnell überwinden.
So gibt es immer wieder Erfolge und damit den notwendigen Motivationsschub, um das nächste Problem konzentriert in Angriff zu nehmen.
Bouldern ist, zumindest in den Großstädten, inzwischen ganzjährig und unabhängig von der Witterung möglich. Zu verdanken ist diese Entwicklung vor allem dem enormen Zulauf, die diese Klettersportart inzwischen verzeichnet. Für Betreiber von Kletterhallen lohnt es sich, separate Boulder-Bereiche anzubieten, in denen immer neue Routen abgesteckt werden. So können Boulderer zum Beispiel im Winter oder bei Regen Indoor ihrem Sport nachgehen, bei besseren Bedingungen aber auch im Freien Klettern.
Viele Outdoor-Sportarten sind an ein Mindestalter gekoppelt oder ohne ein erhebliches Vortraining nicht ausführbar. Beim Bouldern ist das anders – unabhängig von Alter, Geschlecht und Vorbildung kann sich jeder an der Wand versuchen. Boulder gibt es in allen Schwierigkeitsstufen, eine farbliche Kennzeichnung hilft schon im Vorfeld bei der Einordnung. In allen Hallen werden zudem kurze Einführungskurse angeboten, in denen die richtige Technik erläutert wird. Da Neulinge den versierten Kletterern beim Bouldern zuschauen können, lassen sich manche Finessen abschauen.
Bouldern kann jeder! Die Regeln sind einfach, die Technik erlernt man beim Ausprobieren. Zudem ist keine spezifische Sicherheitseinweisung bzw. Know-how notwendig, um diesen Sport auszuüben. An Equipment sind lediglich ein paar Kletterschuhe, die es in jeder Halle im Verleih gibt, und etwas Magnesia für die Hände notwendig. Ein spezielles und unter Umständen kostspieliges Outfit ist ebenfalls nicht notwendig, es genügt die gute alte Turnhose samt T-Shirt.
Anders das klassische Sportklettern: Hier benötigen die Sportler einen Kletter- bzw. Seilpartner der A) über Erfahrung und ausreichend Sicherungs- sowie Seiltechnik verfügt und B) Zeit hat. Darüber hinaus ist die erforderliche Ausrüstung zum Sportklettern umfangreicher: Man benötigt zu den Kletterschuhen, noch Klettergurt, Sicherungsgerät und Seil. Und ganz wichtig, man muss die Handhabung mit Sicherungsgerät und Seil beherrschen, sprich eine fundierte Einweisung von einem erfahrenen Boulderer bekommen oder besser noch, an einer Schulung teilnehmen, ansonsten steigt die Unfallgefahr exponentiell.
Auch Lust bekommen? - Entdecken Sie die besten Boulder- und Kletterhallen für Boulderer in deutschen Großstädten:
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