Allein 2017 wurden 720.000 E-Bikes in Deutschland verkauft, vor allem der Mountainbike-Sektor boomt. Auch in anderen Outdoor-Sportarten setzen immer mehr Hersteller auf Elektroantrieb. Doch im Gegensatz zu den Elektrofahrrädern ist die Zahl der E-Skateboards auf den Straßen oder der E-Surfboards und E-Wakeboards auf den Seen noch überschaubar – was auch an den rechtlichen Rahmenbedingungen liegt.
Die aktuellen E-Skateboards legen in Sachen Tempo noch mal eins auf die herkömmlichen Hoverboards, Monowheels oder Segways drauf: 40km/h oder mehr sind möglich. Der Hamburger Hersteller Mellow Boards liefert neben kompletten Boards auch nur den Unterbau inkl. Fernbedienung, um das jedes beliebige Skateboard ergänzt werden kann.
Verkaufsargument hier: Der Akku unterschreitet mit seinen 99 Wattstunden genau die Grenze von 100, die bei Fluggesellschaften darüber entscheidet, was ins Handgepäck darf. Die Preise variieren zwischen 1.300 Euro (nur Antrieb mit max. 25km/h, 10 km Reichweite) und 2.100 Euro (komplettes Longboard mit max. 40km/h, 12 - 15km Reichweite).
Bei Evolve Skateboards, die in Deutschland aus Düsseldorf vertrieben werden, setzt man eher auf Power – und auf eine am Markt einmalige 2-in-1-Variante. Wer lieber abseits der Straße unterwegs ist, tauscht mit ein paar Handgriffen die Straßenrollen durch größere Offroad-Reifen aus und macht so aus dem Streetboard ein All-Terrain-Board.
Der stärkere Akku sorgt für Spitzengeschwindigkeiten von rund 35 bis 43 km/h je nach Reifengröße, verdoppelt bzw. verdreifacht die Reichweite aber im Vergleich zu Mellow auf 30 bis bis zu 50 Kilometer abhängig vom Untergrund. Nachteil: Evolve bringt mit fast neun Kilo mehr als das Doppelte des Mellow-Bausatzes auf die Waage. Das Einsteiger-Board für die Straße kostet bei Evolve 1.000 Euro, das Profi-Komplettpaket mit Umbausatz schlägt mit 2.100 Euro zu Buche.
Die Gesetzeslage ist unabhängig von Leistung und Reichweite identisch – und ernüchternd: Alle Fahrzeuge, die motorisiert und schneller als 6 km/h sind, haben auf Geh- und Radwegen nichts verloren. Auf der Straße dürfen sie aufgrund des Antriebs nur mit Zulassung und entsprechendem Führerschein genutzt werden. Bislang gibt es nur für E-Bikes und Segways Ausnahmen, bei allen anderen E-Fahrzeugen drohen Geldbußen und sogar Punkte in Flensburg – und die Haftpflichtversicherung kommt auch nicht für entstandene Schäden auf.
Entsprechend frustriert sind die Hersteller, zumal laut Kathrin Hoffmann von Mellow in Frankreich bei ähnlicher Gesetzeslage die Skater meist unbehelligt davonkommen. Doch offene Briefe und Vorsprechen bei den zuständigen Ministerien haben bislang kein Ergebnis gebracht. Jens Haffke, Geschäftsführer bei Evolve in Deutschland, ärgert der langsame Gesetzgebungsprozess vor allem, weil er das E-Skateboard als optimales Gefährt im Stadtverkehr sieht, um Staus und Emissionen zu reduzieren: „Kompakt und platzsparend im öffentlichen Nahverkehr, effizienter und leichter als jedes E-Bike.“
Wer gesetzeskonform e-skaten will, muss auf Privatgrundstücke ausweichen. Hoffmann empfiehlt dafür den Treptower Park in Berlin, im Landschaftspark Hachinger Tal nahe München ist e-boarden ebenfalls erlaubt. Ausdrücklich verboten sind auf der Landebahn des ehemaligen Fliegerhorstes lediglich Verbrennungsmotoren.
Während E-Boarder auf Asphalt vor allem Schweiß sparen, hat der E-Trend auf dem Wasser einen noch größeren Vorteil: Er macht Surfer oder Boarder völlig unabhängig vom jeweiligen Hilfsmittel. Kein Wind, keine Wellen? Kein Problem für E-Surfer! Beim E-Wakeboard spart man sich gleich das komplette Motorboot, das sonst den Fahrer hinter sich herzieht. Die Übergänge zwischen den zwei Produktklassen sind jedoch fließend.
Markus Schilcher gilt als Pionier der E-Board-Szene. Er entwickelt seit 2009 E-Boards, 2014 hat er die Firma Waterwolf gegründet. Das Besondere: Er setzt als einziger Hersteller auf Propellerantrieb – „eine philosophische Entscheidung“, wie er erklärt, denn „das Surf-Feeling kriegst Du mit einem Jet-Antrieb nicht hin“. Das heißt mehr Wendigkeit, das vom klassischen Surfen gewohnte Steuern durch vollen Körpereinsatz, aber dafür eine geringe Geschwindigkeit, so Schilcher. Für sein Board verlangt er zwischen 11.000 und 12.000 Euro.
Lampuga bezeichnet seine Produkte ebenfalls als Surfboards, auch wenn sie mit Jetantrieb ausgestattet sind. Zur Abgrenzung dient dem Hamburger Unternehmen vornehmlich die Größe. Die aufblasbare, etwas kürzere und auch leichtere Variante Air kostet Surf-Fans rund 11.000 Euro, die längere und schwere, aber mit 58km/h auch etwas schnellere Version Boost ist für stolze 21.000 Euro zu haben.
Doch vor allem wird der Jetantrieb von Herstellern wie Curf (Deutschland), Awake Boards oder Radinn (beide Schweden) genutzt, um das klassische Wakeboard- oder auch Jetski-Gefühl zu simulieren. Das bestätigt auch Andreas Lakeberg vom Vergleichsportal e-surfer.com: „Je kürzer das Board, desto eher kommt es dem Wakeboarder gleich.“ Curf bezeichnet sein Board entsprechend als Jetboard, hier bewegt sich der Kaufpreis zwischen 13.000 und 21.000 Euro. Die Boards sind teilweise deutlich kürzer als die Surfboards, der Jetantrieb am hinteren Ende des Bretts sorgt vor allem für Schub und hohe Geschwindigkeit – allerdings zu Lasten der Reichweite.
Das kompakte Modell GX2 von Radinn ist schon für 10.000 Euro zu haben, auf dem Preisschild des Rävik-Wakeboards von Awake stehen bei vergleichbaren Maßen stolze 19.000 Euro. Von Boards unter 10.000 Euro rät Lakeberg ab: „Die schaffen es mangels Leistung meist nicht, einen Fahrer über 80 Kilo ins Gleiten zu bringen.“
Allen Varianten gemein ist, dass der Akku derzeit der limitierende Faktor ist, sowohl preislich als auch in Sachen Performance. Denn die Akkus müssen schon jetzt in etwa die achtfache Leistung einer E-Bike-Batterie bringen, nehmen circa die Hälfte des Gesamtgewichts eines Boards ein und tragen mit rund 3.000 Euro zu den Kosten bei. Lediglich günstigere Akku-Preise oder eine Fertigung in größeren Stückzahlen könnten laut Schilcher den Preis noch drücken, jedoch nicht in naher Zukunft.
Die derzeit einzige Möglichkeit, etwas günstiger übers Wasser zu gleiten: E-SUPs oder E-Hydrofoils. Beim Stand-Up Paddling kommt ein deutlich schwächerer Motor mit maximal 10 km/h zum Einsatz, was den Anschaffungspreis auf rund 2.000 bis 5.000 Euro reduziert. Nachrüst-Kits gibt es sogar schon für 500 bis 1.500 Euro.
Der Fokus liegt hier ohnehin eher auf dem Dahingleiten als dem Brechen von Geschwindigkeitsrekorden. Bei Hydrofoils ist laut Schilcher aufgrund des "schwebenden" Zustands ebenfalls wesentlich weniger Energie notwendig – auch das wirkt sich akku- und schlussendlich kostensparend aus. Erste kommerzielle Produkte wie das eFoil sind für knapp unter 10.000 Euro zu haben – bieten aber mangels direkten Wasserkontakts auch kein typisches Surffeeling. Spaß macht es offenbar trotzdem.
Kleiner Wermutstropfen jedoch auch hier: Die gesetzlichen Vorgaben sind in Deutschland zu Wasser ähnlich wie an Land. E-Surfboards sind nur mit Nummernschild erlaubt, die entsprechende Zulassung hat die bayerische Behörde tatsächlich nur Waterwolf erteilt – vor allem weil Propeller deutlich leiser sind als die Jet-Antriebe. Laxer wird das im Süden Europas oder auf dem offenen Meer gehandhabt.
Vergleichsweise ruhig geht es in Sachen Elektrifizierung noch auf den Skipisten zu. Auf der Suche nach E-Snowboards stößt man nur auf ambitionierte Hobbyprojekte – die aber meist in spektakulären Crashs enden. Snowboarder haben derzeit also keine Möglichkeit, sich von einem E-Board den Hang hinaufziehen oder den Ziehweg entlangschieben zu lassen. Markus Schilcher gibt zwar zu, schon über eine Schneevariante seines Waterwolf nachgedacht zu haben – doch weil Akkus extrem empfindlich auf Kälte reagieren, wären sie im Winter vermutlich ohnehin keine große Hilfe.
Wer zumindest das Feeling von Schnee unter der Kante nachempfinden will, der könnte einen Blick auf das E-Skateboard V2 von Leiftech werfen. Der Hersteller verspricht – und zahlreiche Kunden bestätigen – dass die Bewegungsabläufe stark an klassisches Snowboarden erinnern.
Möglich machen es Halteschlaufen für die Füße und zwei mittig unter dem Board angebrachte Extra-Rollen, auf denen der Boarder quasi balanciert. Kostenpunkt: Rund 1.400 Euro für 20 km Reichweite bei bis zu 37 km/h.
Anschauen und anfassen ist bei den aufgerufenen Preisen wichtig. Die meisten E-Skateboards lassen sich direkt beim Hersteller oder auf Messen testen.
Probefahren ist bei den E-Surfboards und E-Wakeboards ebenfalls möglich.
- Waterwolf hat zwei Testcenter eingerichtet: am Starnberger See (in Leoni bei Gastl Boote) und am Gardasee (Newschool Kitesurfing in Brenzone).
- Eine umfangreiche Liste an Test-Locations bietet auch die Firma Jetboard Limited, die Modelle diverser Anbieter sowohl testet und verkauft. In Deutschland haben Interessierte zum Beispiel in Heilbronn die Möglichkeit, ein einstündiges Training für 150 Euro/Stunde zu buchen. Wer im Urlaub einen Versuch wagen möchte, kann in Barcelona oder Benidorm aufs E-Board steigen – je nach Hersteller für 50 bis 150 Euro/Stunde.
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