Draußen hielt der Sommer Einzug, drinnen rauchten die Köpfe. In der Münchner SportScheck Allwetter-Anlage hatten sechs Expert*innen nur Augen für 60 eingereichte Produkte aus der Sportbranche, die es durch das Screening der zahlreichen Bewerbungen in die enge Auswahl geschafft hatten. Lange Tischreihen, alle vollgepackt mit unterschiedlichsten Neuheiten, die ausführlich begutachtet werden sollten. Darunter: Bekleidung, Zelte, Rucksäcke, Wanderstöcke, Schlitten und Wasserfilter in den verschiedensten Variationen. Alle Innovationen mussten anprobiert, aufgebaut, getestet und vor allem diskutiert. Denn über allem kreiste die schwierige Frage: Hat das Produkt das Zeug zum ISPO Award?
Gemeinsam zum Ziel: Beim neuen Konzept des ISPO Awards setzt sich die Jury aus zwei Expert*innen-Gruppen zusammen. Einmal die ISPO-Fachleute, mit Magazin-Macher und Snowboard-Urgestein Andi Spies und Outdoor-Journalistin und Professorin für Sportjournalismus & Digitalisierung im Sport, Martina Wengenmeir sowie Textil-Expertin und Fachjournalistin Regina Henkel. Unterstützt wurde das Team wieder durch drei Sport-Enthusiast*innen aus dem ISPO Collaborators Club. Dazu gehörten Monika Frenger, Sport-Dozentin an der Universität des Saarlandes und aktive Wettkampf-Triathletin und Wintersportlerin. Auch Jens Häußler, Sportökonom und Head of Sponsoring bei Siemens, seines Zeichens Multisportler und außerdem ehemaliger MTB-Profi war beim Judging dabei. Der Dritte im Bunde: Lukas Ollert, amtierender Deutscher Meister Herren 30 im Tennis und aktiver Tennis Coach, brachte ebenfalls seine Perspektive bei der Beurteilung der Produkte mit ein. Ziel ist es, die Sicht der Konsumenten durch die Collaborators beim Judging mit abzubilden. Und was hat die Collaborators dazu veranlasst, sich als Jury-Mitglied zu bewerben? Monika Frenger: „Zwar arbeite ich nicht im Produktbereich, aber ich bin im Austausch mit meinen Studierenden immer auch mit Produkten beschäftigt, deshalb interessiert es mich, welche Neuheiten und Trends die Branche hat.“
Und welche Trends bilden die eingereichten, neuen Produkte nun ab? „Für mich kristallisieren sich zwei dominierende Trends heraus“, sagt Juror Andi Spies. Der erste Trend ist das Thema Nachhaltigkeit. „Hier sind Textilien aus Mono-Material und Funktionskleidung, die vollständig kompostierbar ist, die Benchmark. Auch die Langlebigkeit der Produkte zahlt auf die Nachhaltigkeit ein. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch ein vermeintlich hoher Preis durchaus gerechtfertigt“, so Spies. Der zweite Trend bezieht sich auf das Thema Gewicht, das für viele Hersteller eine immer größere Rolle spielt. Spies: „Von der sehr leichten Stirnlampe bis zum federleichten Trailrunningschuh. Leichte Produkte verbessern bei nahezu jeder Sportart die Usability und sind somit ein echter Mehrwert für alle Sportler.“ Auch das Thema Digitalisierung wird immer präsenter, nicht nur in den typischen Devices wie Uhren oder Fitnessbänder. „Immer mehr digitale Features und Sensoren finden ihren Weg in die Produkte - von der Trinkflasche bis zum Nordic Walking Stock“, sagt Jurorin Martina Wengenmeir.
Außerdem zeigt sich, dass Sport nicht immer von Leistung getrieben sein muss. So ließen sich einige Produkte auch dem Thema Gesundheit und Easy Entry zuordnen: „Niederschwellige Angebote und Produkte, die sich an Einsteiger richten und den Zugang zum Sport erleichtern, werden perspektivisch immer wichtiger“, waren sich alle Juroren einig.
Der ISPO Award wird zum Wunschzeitpunkt des Gewinners flexibel verliehen - egal wann dieser sich das wünscht. Um dies zu bewerkstelligen, trifft sich die Jury quartalsweise. Jedes Produkt wurde entlang verschiedener Kriterien bewertet. Zu diesen gehören beispielsweise Nachhaltigkeit, Innovation, Funktionalität, Design und mehr. Je höher die erreichte Punktzahl, desto sicherer gibt’s den Award. Ein Kurz-Video, das die Brands für die Bewerbung einreichen, erklärt den Juroren die Produktidee, hinzu kommen ausführliche Beschreibungen. „Je umfassender und konkreter Video und Beschreibung sind, desto besser können die Juroren ihre Entscheidungen treffen“, sagte Christina Rabl, Projektmanagerin ISPO Collaborators Club / ISPO Award. Anders als beim früheren ISPO Award, wo eine große Fülle an unterschiedlichen Sportprodukten in wenige Kategorien passen mussten, geht es bei der neuen Award-Konzeption darum, das Produkt als solches anhand definierter Kriterien zu bewerten. Auch verschiedene Level, beispielsweise Gold oder Silber, gibt es nicht mehr. „Alles, was zählt, ist die Qualität des Produktes und seine Relevanz für den Markt“, erklärt Christoph Beaufils, Markenstratege der ISPO Group und Mit-Entwickler des neuen Award-Konzepts.
Ein Jury-Meeting ganz ohne aktiven Sport? Natürlich nicht! Statt rauchender Köpfe gab es zeitweise rollende Bubbles. Beim Bubble Soccer, einer Fun-Sportart, bei der der gesamte Körper bis auf die Beine in einer durchsichtigen Kugel verschwindet, um dann etwas ungelenk aber fallsicher Fußball zu spielen, kamen alle ins Schwitzen. Hier zeigten sich die wahren Fußballtalente.
Später ging’s zum Paddle-Tennis, eine Trendsportart aus Mexiko, die in Europa immer mehr Fuß fasst. „In Ländern wie Spanien ist Paddle-Tennis schon größer als klassisches Tennis“, weiß Christoph Beaufils. Beim Paddle-Tennis verwendet man andere Schläger als beim Tennis, auch die Wände spielen mit – ähnlich wie beim Squash.
Brands können sich viermal im Jahr für einen ISPO Award bewerben. Die Gewinner werden u. a. in Form eines Review-Berichts auf ISPO.com zum Wunschzeitpunkt des jeweiligen Gewinners vorgestellt. Auch die Messe, auf die er mit seiner Innovation ausgestellt wird, ist frei wählbar. Eine große Anzahl bisheriger Gewinner werden bei der ISPO Award Exhibition auf der OutDoor by ISPO am 12. bis 14. Juni 2022 präsentiert. Die nächsten ISPO Award Gewinner werden im September ermittelt.
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