Die Zeiten, in denen Camping-Urlaub als spießig oder angestaubt galt, sind eindeutig vorbei. Vanlife-Hashtags bevölkern Instagram-Profile und Campen liegt voll im Trend. Das Statistische Bundesamt registrierte etwa für Mai 2020 10.460 Wohnmobil-Neuzulassungen in Deutschland. Das entspricht einem Plus von 29 Prozent im Vergleich zum Mai des Vorjahres und auch im Rest von Europa ist die Tendenz steigend.
Woher stammt der plötzliche Zuwachs an Fans? Das Phänomen Vanlife hat weitverzweigte Wurzeln: Social-Media-Posts von romantisch beleuchteten Campern im Vordergrund, im Hintergrund die Wildnis, öffentlich geführte Wohnraum-Debatten und Minimalismus-Bewegung. Die Corona-Pandemie hat diese Trends noch dazu beschleunigt. Seit Reisebeschränkungen und Beherbergungsverbote gelten und die Urlaubsplanung schwieriger machen, findet Campingurlaub in Europa besonderen Anklang. Schließlich ist man so flexibler.
Damit sich die gelebte grenzenlose Freiheit nicht mit dem Urlaubsfrieden der Mitcamper beißt, nicht Anwohner oder Umweltschützer gleichzeitig auf die Palme gebracht werden und die schönsten Plätze schön für alle bleiben, hilft es, wenn sich alle an ein paar einfache Regeln halten. Aus diesem Grund hat Reisemobil-Hersteller Sunlight einen kleinen Vanlife Knigge entwickelt und wir von ISPO haben ergänzt. Ob auf der Straße oder auf dem Stellplatz, mit diesen Regeln werden es harmonische Ferien.
Alteingesessene Bulli-Fahrer kennen das: Ein kurzes Nicken, freundliches Lächeln oder kleines Handzeichen - man grüßt Gleichgesinnte auf der Straße. Das gilt für Fahrer seltener Fahrzeuge, branchenverwandte Berufsfahrer und auch Camper, die ihre Leidenschaft für die Sache verbindet. Dabei sollte zwar von wilder Lichthupe oder ausladenden Gesten abgesehen werden, damit andere Verkehrsteilnehmer nicht verwirrt werden. Freundlichkeit hat aber noch niemandem geschadet.
Und auch auf dem Platz gilt unaufgeregte Höflichkeit und man grüßt in der Regeln die Nachbarn. Die meisten Camper sind per Du und grundsätzlich sehr hilfsbereit. Das sollte natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen. Wer sich nicht aus seinem Campingstuhl bewegt, während der Nachbar Hilfe beim Einparken gebrauchen könnte oder nicht mit dem Gestänge des Vorzelts klarkommt, braucht auch nicht damit rechnen, dass er sich beim aufziehenden Sturm Heringe leihen kann oder auch etwas Backpulver, wenn die Ameisen in der Wohnmobilküche einfallen.
Einfach irgendwo stehen bleiben und übernachten, ob direkt am See oder mit Panoramablick über den Nationalpark - generell eine romantische Vorstellung, aber meistens nicht die beste Idee. In Europa ist Wildcampen bzw. Freistehen weitestgehend verboten. Zwar haben die verschiedenen Länder alle eigene gesetzliche Regelungen, aber oftmals kann die Übernachtung abseits von ausgewiesenen Stell- und Campingplätzen Wildcamper teuer zu stehen kommen. Im Allgemeinen gilt, dass man sich immer über die Regeln im Land oder der Region schlau machen sollte.
In Deutschland gibt es etwa das Recht auf einmaliges Übernachten zur Herstellung der Fahrtüchtigkeit. Das bedeutet jedoch, dass alle Camping-Verhaltensweisen vermieden werden müssen. Keinesfalls darf der Anschein erweckt werden, man habe sich häuslich eingerichtet. Das bedeutet, Auffahrkeile, Tisch und Stühle, Markise oder auch eine Wäscheleine haben draußen nichts verloren.
Zum Glück gibt es hilfreiche Tools, die die Auswahl eines geeigneten Schlafplatzes erleichtern, zum Beispiel Stellplatzführer von ADAC, Promobil und Co. Ebenso nützlich können Apps wie park4night sein, die durch eine Community aktiver Nutzer auf dem aktuellsten Stand gehalten werden. Aber Vorsicht: Manche Apps listen Spots, an denen Campen nicht offiziell erlaubt ist. Also am besten auf das eigene Urteil verlassen, Schilder beachten, im Zweifelsfall eher zurückhalten und den nächsten Campingplatz ansteuern.
Ferienanfang, schon auf den Autobahnen ist die Hölle los und man steht dicht an dicht. Und auch die besondere Idylle und Magie mancher Camping- und Parkplätze spricht sich herum: Kommt man nach einer langen, anstrengenden Fahrt am ersehnten Ziel mit vielen anderen Urlaubern an, kann der Platz in der Hauptsaison schon mal voll werden. Jetzt gilt es rücksichtsvoll mit seinen Mitmenschen umzugehen, damit es mit den Nachbarn nicht ungemütlich wird. Falsche Parkrichtung, kreuz und quer parken und zu wenig Abstand halten sollte also vermieden werden. Auch aus Sicherheitsgründen sollte jedem Camper sein Raum gelassen und die ausgewiesenen Stellplätze eingehalten werden.
In Deutschland schreibt die Brandschutzverordnung für offizielle Stellplätze auch einen Abstand von drei Metern zum Nachbarn vor. Und in Zeiten von Corona ist es doch auch so, dass uns allen etwas mehr Abstand lieber ist.
Und genauso wie am Pool ist Handtuch auswerfen, um die besten Plätze zu reservieren verpönt. Stattdessen lieber den offiziellen Weg gehen und an der Rezeption reservieren, denn einfach zwei Stellplätze einzunehmen oder eine Wäscheleine quer über den Platz nebenan spannen, um für Nachkommende zu reservieren, ist nicht unbedingt gern gesehen. Allgemein gilt: Rücksicht nehmen, miteinander kommunizieren und auch auf die Kleinen achten, denn der Nachbar mit seinem 2-Mann-Zelt möchte vielleicht nicht unbedingt direkt neben dem Toilettentank deines riesigen Wohnmobils schlafen, nur weil für dich genau so die Aussicht aus dem Fenster am schönsten ist.
Und auch was die Lautstärke angeht, gilt es auf vollen Plätzen, Rücksicht aufeinander zu nehmen. Auf vielen Campingplätzen gibt es festgeschriebene Mittags- und Nachtruhezeiten, an die sich alle zu halten haben. Dazu zählen auch krachende Türen, Geschrei quer über den Platz oder die nice Camping-Playlist in Club-Lautstärke. Wer abseits der Zivilisation ohne menschliche Nachbarn übernachtet, kann sich natürlich etwas freier bewegen, sollte aber dennoch die tierischen Freunde der Umgebung im Kopf behalten, die sich ebenso in ihrer Nachtruhe, aber genauso untertags gestört fühlen könnten.
Viele Campingplätze, vor allem im Süden, halten sich übrigens recht streng an die Mittagsruhe. Um in der Mittagshitze nicht vor verschlossener Schranke zu stehen, besser die Fahrzeit gut kalkulieren oder auf dem Weg in einem nahen Café einkehren, siehe Tipp 10.
Apropos Tierliebe, auch bei der Begleitung auf vier Pfoten sollte das eine oder andere beachtet werden, denn nicht jeder Campingliebhaber ist ein Hundefreund. Schon gar nicht, wenn er früh morgens auf dem Weg zum Waschhaus in eine braune Hinterlassenschaft steigt. Deshalb, egal ob Campingplatz oder Wildnis, Häufchen sollten eingesammelt werden.
Auf manchen Plätzen sind Hunde nicht erlaubt, auf anderen gelten bestimmte Regeln wie die Leinenpflicht. Und auch wenn Bello noch so gut hört, für Urlauber mit Angst vor Hunden kann allzu naher Kontakt recht schnell die Ferien vermiesen. Im Zweifelsfall mit den Nachbarn reden und wenn der Nachbar grillt, besonders gut aufpassen, damit das Steak nicht im Bauch des über den Platz streunenden Vierbeiners landet, der kurz außer Acht gelassen wurde.
Lagerfeuer-Romantik gehört zum Camping dazu? Nicht überall. Offene Feuerstellen sind oft nicht erlaubt und meistens macht das auch Sinn, denn mit steigenden Temperaturen und sinkenden Niederschlägen wächst das Risiko eines Waldbrandes. Generell variiert die Gesetzeslage dazu von Land zu Land. Nimmt man wieder Deutschland als Beispiel, sogar von Bundesland zu Bundesland. Es gibt jedoch die übergreifende Regel, dass mindestens 100 Meter Abstand zum Waldrand gewährleistet werden müssen. Deshalb gilt es, unbedingt die Informationslage zu checken, bevor der Grill angeworfen wird und sicherheitshalber keine verbrannte Erde zu hinterlassen, die weniger vorsichtiges Nachahmen wortwörtlich befeuern könnte. Auch auf Campingplätzen gibt es unterschiedliche Regeln, die an der Rezeption schnell geklärt werden können.
Kaffeesatz und Kartoffelschalen gehören nicht in den Wald, selbst wenn sie biologisch abbaubar sind. Bei der steigenden Zahl an Campern wird sonst die unberührte Natur bald zum Komposthaufen. Restmüll gehört darüber hinaus natürlich genauso wenig zurückgelassen, sondern gesammelt mitgenommen oder ordnungsgemäß getrennt und entsorgt.
Clean-Up-Aktionen sind überall gern gesehen und noch dazu gut für das Verhältnis zwischen Anwohnern und campenden Urlaubern. Außerdem sendet das Einsammeln von herumliegendem Müll auch ein positives Signal an die Mitcamper und hat einen direkten Einfluss auf Flora und Fauna, damit wunderschöne Stellplätze langfristig erhalten bleiben.
Einfach zu merkende Faustregel: Hinterlasse jeden Platz so, wie du ihn vorgefunden hast. Dies gilt im Übrigen auch auf dem Campingplatz, denn es schadet nicht, das Spülbecken nach dem Abspülen einmal auszuwischen oder auch die Gemeinschaftsduschen vor dem Verlassen kurz auf Haare und andere Rückstände zu checken.
Ein weiteres sensibles Thema hinsichtlich Hinterlassenschaften ist sicherlich das folgende: Viele der DIY-Campervans haben keine Toilette verbaut. Aber was muss, das muss und so hält die Natur fürs Geschäft her – zum Unmut von Landwirten, anwohnenden Spaziergängern oder auch Ausflüglern. Mittlerweile gibt es platzsparende, mobile und nachhaltige Toiletten-Lösungen und Reisemobil-Besitzer sollten sich aufrichtig fragen, ob sich nicht doch ein Plätzchen an Bord finden lässt. Noch dazu ist es nachts deutlich bequemer.
Weiterer Tipp: Wenn die Toilette verbaut ist, die volle Ladung nicht unbedingt zur Frühstückszeit leeren, denn oft befindet sich der Tank auf der Rückseite und auf vollen Plätzen meist da, wo der Nachbar gerade beim Frühstück sitzt.
Wo wir von Entsorgung sprechen: Abwasser sollte nur an dafür vorgesehenen Plätzen entsorgt und nicht irgendwo hin gekippt werden. Die allermeisten Campingplätze verfügen über spezielle Entsorgungsstationen und auch an vielen Tank- oder Raststellen kann man seinen Camper erleichtern. Ganz wichtig ist jedoch, wenn es zwei gibt, auf keinen Fall die Schläuche zu verwechseln, denn einer ist ausschließlich zum Ausspülen des Toiletteninhalts und der andere exklusiv zum Zapfen von Frischwasser gedacht. Eine Verwechslung ist nicht nur unappetitlich, der Nachfolgende hat dadurch womöglich krankheitserregende Keime im Wassertank. Um sicher zu gehen, schadet es also beim Wasserauffüllen auch nicht, den Schlauch vor dem Einsatz zu reinigen.
Manche Camper reisen mit einer Selbstversorger-Mentalität durch Europa. Wer sich schon zu Hause im Discounter eindeckt, immer selbst kocht und den Campingplatz nur zum Wassertanken und Toilette ausleeren anfährt, lässt kaum einen Cent in der Urlaubsregion und hält die Grundstimmung gegenüber Campern nicht unbedingt positiv. Dann lieber nachhaltig Reisen: lokale Geschäfte besuchen, sich auf Märkten mit Gemüse und Produkten der Region eindecken, es sich ab und zu beim Essen gut gehen lassen oder auch mal beim Bauern auf dem Feld einmieten. Dazu gibt es einen echten Einblick in Land und Leute. Und auch auf dem Campingplatz wird eine helfende Hand gern gesehen, sei es beim Reinschieben des Wohnwagens in die nächste Bucht oder wenn der Nachbar die Stühle vor dem Zelt gelassen hat, es aber gerade zu regnen anfängt.
Insgesamt sind also Rücksichtnahme, gesunder Menschenverstand und ein umsichtiger Umgang mit Natur, Locals und Mitcampern das A und O und sollten für den perfekten Campingurlaub auf jeden Fall mit an Bord sein.
Mehr Informationen zu den Campern von Sunlight auf sunlight.de.
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