Brandnew/07.12.2017

My Esel Bikes: Maßanfertigung in Serienproduktion – aus Holz

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Fahrradrahmen aus Aluminium, Titan oder Karbon sind bekannt. Aber aus Holz? Die Firma My Esel aus Österreich hat sich auf individuelle und maßgefertigte Fahrräder mit Holz als Rahmenmaterial spezialisiert. Für die innovative Kombination aus Maßanfertigung und Serienproduktion wird My Esel als Overall Winner bei ISPO Brandnew 2018 ausgezeichnet. Hier erklärt Firmengründer Heinz Mayrhofer die Erfolgsgeschichte des Unternehmens My Esel.

My Esel spricht unter anderem auch eine junge, urbane Zielgruppe an.
My Esel spricht unter anderem auch eine junge, urbane Zielgruppe an.

ISPO.com: An sich ist die Möglichkeit, Fahrräder zu individualisieren, nicht neu. Herr Mayrhofer, was macht bei My Esel den Unterschied?
Heinz Mayrhofer: Mit My Esel ändern wir die Art und Weise, wie man Fahrräder konfiguriert und kauft grundlegend. Mittels Online-Konfigurator kann der Esel von zu Hause oder gemeinsam mit dem Fachhändler konfiguriert werden. Es muss nur ein einziger Wert gemessen und die Körper- und Schuhgröße eingegeben werden. Über Smartphone, Tablet oder Laptop kann jeder Kunde schnell und einfach sein ideales Fahrrad konfigurieren und individuelle Design-Wünsche gestalten. In wenigen Minuten kommt man so spielerisch zu seinem optimierten Produkt, zudem ist kein fahrradspezifisches Know-how notwendig.

Das erledigt alles Ihre Software?
Ein Algorithmus berechnet Rahmenabmessungen und die Geometrie jedes Fahrrades vor der Produktion individuell für jeden Käufer. Die Produktionsdaten werden im selben Schritt von der Software erstellt, das ermöglicht eine Maßfertigung trotz Serienproduktion. Das Fahrrad wird perfekt auf die Körperproportionen und den Fahrstil des Käufers abgestimmt – ein Vorgang, der bisher nur in Handarbeit vor allem im Rennradbereich zu sehr hohen Kosten umgesetzt werden konnte. Bei der Entwicklung der Software wurde mit dem Orthopädischen Spital in Wien-Speising zusammengearbeitet – das sind ausgewiesene Experten in der Fahrrad-Ergonomie.

Die drei Gründer von My Esel (von links): Bernhard Lehner, Christoph Fraundorfer und Heinz Mayrhofer.
Die drei Gründer von My Esel (von links): Bernhard Lehner, Christoph Fraundorfer und Heinz Mayrhofer.
Bildcredit:
My Esel

Vier Jahre Entwicklungszeit für das Holz-Bike

Wann und wie kam Ihnen die Idee, Fahrräder aus Holz zu produzieren?
Jede gute Geschichte beginnt mit einem konkreten Problem. Unser Gründer Christoph Fraundorfer radelte während seinem Architektur-Studium täglich mit seinem Fahrrad zur Uni. Doch es gab einen großen Haken: Mit seinen 1,95 Metern bekam er bei jedem Fahrrad entweder Rücken- oder Knieprobleme. Bald wurde klar: Es muss ein maßgefertigtes Fahrrad her. Der große Zeitaufwand für Vermessung und Konfiguration, sehr lange Lieferzeiten sowie die hohen Kosten waren für ihn aber zu große Hürden. Vier Jahre lang recherchierte und entwickelte Christoph dann gemeinsam mit dem My Esel Team an dem perfekten Fahrrad.

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Holz federt und ist trotzdem steif

Und warum haben Sie sich gerade für Holz als Material für den Rahmen entschieden?
Das Material sieht nicht nur extrem ungewöhnlich aus, sondern ist auch aus mechanischer Sicht spannend. Holz ist ein Faserwerkstoff, ganz ähnlich wie Karbon, aber im Gegensatz dazu organisch gewachsen und nachhaltig. Holz federt und ist trotzdem steif. Mit der richtigen Verarbeitung ist es absolut alltagstauglich bei jedem Wetter. Kurzgefasst: Holz ist für einen Fahrradrahmen sehr gut geeignet.

Die Produktionsdaten für jedes Bike sind einzigartig

Die Digitalisierung ist und bleibt eine der großen Herausforderungen der Sportbranche – inwiefern setzen Sie hier Impulse und wie ist sie im Tagesgeschäft verankert?
Das zentrale Leistungsversprechen eines My Esel liegt in der hundertprozentigen Anpassung der Rahmengeometrie an die Physis seines Fahrers. Somit sind auch die Produktionsdaten für jeden My Esel-Rahmen einzigartig. Um eine Skalierbarkeit des Produkts und die kurzen Lieferzeiten von vier bis sechs Wochen zu gewährleisen, ist die automatisierte Generierung dieser Daten aus den vom Kunden bekannt gegebenen Maßen essenziell. Aus diesem Grund ist Digitalisierung bei Losgröße 1 in einer Serienproduktion nicht wegzudenken.

Nachhaltige Produktion in Österreich

Sie bieten auch eine E-Bike-Variante an – wie ist hier der Anklang bei den Käufern?
E-Bikes sind auch bei uns im Vormarsch. Das bedeutet, dass weitere Modelle in Entwicklung sind und 2018 auf den Markt kommen werden.

Und wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus? Wie wichtig ist das beim Kunden?
My Esel bringt die Fahrradproduktion wieder zurück nach Österreich. My Esel-Fahrräder sind aus Holz gemacht, in Österreich produziert und nachhaltig gedacht. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff. Der Rahmen, das Herzstück von My Esel, wird in Salzburg produziert. Zusammengebaut werden die Fahrräder von Hand in Linz, Oberösterreich, im Fahrradzentrum B7, einem ökosozialen Betrieb.

Ein Fahrradrahmen aus Holz? Perfekt geeignet, wie My Esel beweist.
Ein Fahrradrahmen aus Holz? Perfekt geeignet, wie My Esel beweist.
Bildcredit:
My Esel

Erste Prototypen von My Esel wurden 2015 ausgestellt

Erzählen Sie uns etwas über die Unternehmensgeschichte von My Esel!
Die Idee, den Fahrradmarkt mit einem in dieser Industrie völlig neuen Herstellverfahren zu revolutionieren hatte Christoph Fraundorfer eben bereits im Jahr 2014. Es folgte die Aufnahme ins Hightech-Inkubationsprogramm des Gründerzentrums tech2b 2014. Anfang 2015 stieg der Business Angel Bernhard Lehner als Mitgründer ein. Mit dieser Basis wurden erste Prototypen am Ars Electronica Festival 2015 ausgestellt.

Um die Herausforderungen bei Materialwahl und Fertigungsprozessen in Griff zu bekommen, habe ich 2015 das Team verstärkt – zuvor war ich Leiter der Produktentwicklung Alpin bei Fischer Ski, seither bin ich für die technischen Details der Produktion verantwortlich. Und seit Sommer 2016 sind die My Esel-Rahmen nach ISO Norm ISO 4210-6: 2014 zertifiziert und für den Verkauf zugelassen.

Teilnahme bei „2 Minuten 2 Millionen“ im TV

Was sind Ihre bisher größten Erfolge, was die größten Hürden?
Die beiden größten Erfolge sind auf jeden Fall die Teilnahme beim der Startup-Show „2 Minuten 2 Millionen“ samt Investment-Zusage auf dem österreichischen Privatsender Puls 4 – und natürlich nun Overall Winner bei ISPO Brandnew 2018 zu sein. Als unsere größte Hürde empfinde ich manchmal unsere Ungeduld. Gutes braucht eben oft seine Zeit.

Was sind die nächsten Schritte im Wachstumsplan und die nächsten geplanten Modelle?
In erster Linie ist es uns wichtig, dass die Marke My Esel an Bekanntheit gewinnt. Sowie den weiteren Auf- und Ausbau unserer Vertriebsnetzwerke im europäischen Raum. Die nächsten geplanten Modelle wurden abgeleitet aus dem Feedback unserer Kunden. Wir planen einen Ausbau unserer Kollektion für die Segmente Cross-Bike, mit breiteren Reifen und Scheibenbremsen, sowie neue E-Bike Varianten, um mehr Kunden anzusprechen.  

 

Ausbau der Marke My Esel auf der ISPO Munich 2018

Was bedeutet Ihnen der Sieg bei ISPO Brandnew 2018?
Emotional bedeutet er uns sehr viel, da wir mit unserem Produktkonzept eine Jury von hochkarätigen Spezialisten mit viel Erfahrung im Sportsegment begeistern konnten. Natürlich werden die Auszeichnung und der Auftritt auf der ISPO Munich 2018 unserer Marke zum Ausbau der Bekanntheit helfen. Wir freuen uns schon sehr darauf, auf der Messe viele Menschen kennenzulernen. Als Mission sehen wir es, diesen Leuten von unserem Produkt sowie unserer zukünftigen Visionen zu berichten und diese zu begeistern.

Mehr Informationen über das Unternehmen und die Möglichkeit, ein individuelles Rad aus Holz zu bestellen, gibt es auf www.my-esel.com.