Abstand halten? Beim Jury-Meeting von ISPO Brandnew in München kein Problem. Gerade einmal fünf Experten verlieren sich Ende Oktober im großen Saal des ICM an der Messe München, weitere vier Juroren sind per Videokonferenz zugeschaltet. Ihre Mission: Einen Tag lang über 100 Konzepte, Prototypen und Produkte von Start-ups aus der ganzen Welt zu begutachten.
Fast neun Stunden lang arbeitete sich die Jury durch die einzelnen Bewerbungen. Ein Aufwand, der sich lohnt. „Innovation kommt aus den Start-ups“, sagt Jurorin Britta Weddeling von der Gründermesse Bits & Pretzels. Wer wissen wolle, was die Zukunft in der Sportindustrie bringt, der müsse auf ISPO Brandnew schauen. Denn die jungen Gründer „sind entscheidend für die Zukunft der Sportbranche“.
Daran kann auch Corona nichts ändern. Doch für das Team von Awards and Innovation von ISPO war die Situation eine große Herausforderung: Wie lässt sich auch über die Distanz Nähe herstellen, wie entsteht ein gutes Diskussionsklima und wie kann man garantieren, dass alle Juroren jederzeit über die gleichen Informationen verfügen? Fragen, die sich auch für die Messen der kommenden Monate stellen – und für die ISPO Brandnew überzeugende Lösungen getestet hat: Die vier Jury-Mitglieder in der Ferne waren den ganzen Tag über digital in Bild und Ton mit der Münchner Jury verbunden. So bekamen auch die zugeschalteten Juroren einen guten Eindruck, waren Teil der Diskussion.
Und gerade die Diskussion bleibt auch in diesem neuen Format entscheidend: Wie bei der ISPO Munich insgesamt geht es darum, den Austausch zwischen internationalen Experten zu organisieren. Wie gut ein Produkt abschneidet, kann man auch an der Länge der einzelnen Beratungen abschätzen. Bei Ideen, die überzeugen, werden Vor- und Nachteile lange abgewogen, ringt die Jury begeistert um Details. Wenn ein Entwurf durchfällt, geht das deutlich schneller.
„Für mich ist es total spannend, dass ich heuer hier mit hinter den Vorhang blicken kann“, sagt Tobias Deckert. Im vergangenen Jahr war er mit seinem mobilen Dachträger Shred Rack selber einer der Winner bei ISPO Brandnew. In diesem Jahr bringt er seine Erfahrungen als Gründer mit ein. „Für mich war es wichtig zu sehen, wie objektiv, transparent und fair hier bewertet wird – jeder hat die gleichen Chancen.“
Doch auch ohne die Pandemie gibt es bei ISPO Brandnew eine wichtige Änderung: Die Einteilung der Produkte in Kategorien ist Vergangenheit. Egal ob Trainings-App, nachhaltig produziertes Surfboard oder Bikewear für Schwangere – alle Produkte messen sich in einer gemeinsamen Kategorie.
Ohnehin geht es bei ISPO Brandnew traditionell um den ganzen Business Case, da schien eine strenge Einordnung nicht mehr sinnvoll. Zu fließend können die Grenzen sein, auch zu anderen Branchen – Kosmetik, digitale Dienstleister, Mobilitätsanbieter oder Gesundheit und Rehabilitation.
Marketing-Expertin Danielle Reiff, General Managerin der Agentur Alternative 138, hat das neue Verfahren überzeugt: „Wenn man in Kategorien bewertet, dann hast du von Anfang an auch ein Ranking im Kopf. In der neuen Form geht es rein ums Produkt, um den Business Case und um die Idee dahinter. Das Ranking kommt später – und zeigt die insgesamt besten Einsendungen. Ich gehe heute mit einem guten Gefühl nach Hause.“
Bei den Produkten selber ist der Trend zur Nachhaltigkeit auch in diesem Jahr ungebrochen. „Da spiegelt sich oft die Lebenswelt der jungen Gründer wider“, sagt Britta Weddeling. Seien es Apps, die das klimaneutrale Verhalten fördern oder ökologisch sinnvolle Werkstoffe, die Plastik ersetzen. „Umweltbewusstes Produktdesign ist Teil der DNA der meisten Start-ups“.
Was es für die neun Experten zusätzlich schwierig macht: Nicht alle Gründer haben schon ein fertiges Produkt, wenn sie sich bewerben – müssen sie auch nicht: Es geht um Start-ups, um Ideen und deren Marktchancen. Die Jury diskutiert, ob es einen Bedarf gibt und ob die Ideen und Lösungen wirklich neu sind.
Wobei zu den Marktchancen auch gutes Design und Marketing gehören, sagt Gründer Tobias Deckert: „Viel hängt natürlich auch von der Präsentation ab. Ein guter Auftritt täuscht nicht über Schwächen des Produkts hinweg. Aber wer mit einem Start-up erfolgreich sein will, braucht Leidenschaft – und die kann man schon in der Bewerbung spüren.“
Und so schließt sich ein Kreis. Denn ISPO Brandnew sei nicht nur für die Sport-Industrie wichtig, sagt Britta Weddeling von Bits & Pretzels. Umgekehrt profitierten die Start-ups extrem von ISPO Brandnew. „Der Input und das Feedback aus dem Wettbewerb hilft sehr, Produkte weiter zu entwickeln und am Ende richtig gut zu machen“, so Weddeling.
Und wer es am Ende in die Selection schafft oder gar den Titel Winner tragen darf, hat einen wichtigen Meilenstein erreicht: „Brandnew war für ShredRack extrem wichtig“, blickt Tobias Deckert zurück. „Schon auf der ISPO Munich hatte das einen großen Impact für uns. Und bis heute rufen Kunden bei uns an, die wegen Brandnew auf uns aufmerksam geworden sind“.
Mit dem Jury-Meeting für ISPO Brandnew hat die ISPO Munich den nächsten Corona-Test erfolgreich bestanden.
Auch Franziska Zindl, Head of Awards and Innovation ISPO ist zuversichtlich – und freut sich auf die erste rein digitale ISPO Munich vom 1. bis 5. Februar 2021: „Wir entwickeln die Marke ISPO ja ohnehin ständig weiter. In diesem Jahr allerdings auf eine Art und Weise und in einer Geschwindigkeit, die wir nicht voraussehen konnten. ISPO Brandnew ist unser erstes digitales Jury-Meeting. Ich freue mich, wie gut das geklappt hat. Vielen Dank an das ganze Team, das in kürzester Zeit auch unter diesen besonderen Bedingungen ISPO Brandnew möglich gemacht hat. Als weltweite Leitmesse ist es unser Job, auch in der Pandemie den Austausch in der Sportbranche zu ermöglichen, die Industrie als Ganzes immer weiter voranzubringen. Dazu gehört ein starker Start-up-Wettbewerb. Damit zeigt die Sportbranche, dass sie lebendiger ist denn je.“
Und auch, wenn es sich derzeit noch ungewohnt anfühlt – das neue Format bietet Chancen: Durch das digitale Format verringern ISPO Brandnew und die Awards ihren CO2-Abdruck, werden nachhaltiger. Denn lange Anreisen zu den Jury-Meetings werden in Zukunft nicht mehr nötig sein. Gleichzeitig können auch Experten aus Übersee ohne großen Aufwand dabei sein. Das wäre dann ein positiver Effekt, der bleibt.
Wie das Expertengremium künftig auch tagt – Ex-Winner Tobias Deckert wird nicht mehr dabei sein. „Im kommenden Jahr sitze ich definitiv nicht mehr in der Jury“, sagt er nach dem Meeting in München. „Da möchte ich wieder mit eigenen Produkten am Start sein.“ Das Feedback von ISPO Brandnew ist einfach zu wertvoll.
Neugierig, was kommt? Am 1. Dezember enthüllen wir die Winner und die Selection des ISPO Brandnew 2021.
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