ISPO.com: Herr Webb, draußen scheint die Sonne, der Schnee glitzert – ein würdiger Rahmen für Ihr Jubiläum: Es ist Ihre 50. ISPO Munich! Als einziger Besucher waren Sie damit auf jeder Sportmesse dabei. Herzlichen Glückwunsch!
Peter Webb: Vielen Dank! Ja, man kann schon sagen, dass wir gerne zur ISPO Munich kommen. (lacht) Meine Frau Helen ist ja auch schon zum 35. Mal dabei, unsere Tochter Danica begleitet uns nun zum fünften Mal.
Wie kam es, dass Sie 1970 – damals waren Sie ein Teenager aus der Nähe von London – zur ersten ISPO nach München anreisten?
1969 war ich als 17-Jähriger zum ersten Mal in Österreich Skifahren – ich war total begeistert und wollte gerne wissen, wie man Ski herstellt. Also schrieb ich der Skifirma Hagan einen Brief. Als Antwort bekam ich eine Einladung zur ISPO Munich. Dort könnte ich alles erfahren, schrieb man mir.
Sie nahmen die Einladung an – der Startpunkt einer außergewöhnlichen Karriere.
Ja, man kann schon sagen: Die ISPO Munich hat mein Leben verändert. Damals war die Sportmesse ja noch in der Innenstadt, es gab nur fünf Hallen, wenn ich mich recht erinnere. Aber das Angebot hat mich damals schon sehr beeindruckt. Aus England kannte ich nur Skimode in wenigen Farben, alles recht eintönig und langweilig. Es gab kaum Auswahl. Auf der ISPO Munich 1970 hingegen war alles topmodern.
Und dann sind Sie direkt ins Sport Business eingestiegen?
Ich erinnere mich, dass ich mich mit Vertretern des Skistiefel-Herstellers San Giorgio unterhielt und sie nach den Preisen fragte. Und als sie sie mir nannten, rechnete ich im Kopf mit und dachte staunend: Wow, mit dem Gewinn könnte ich ein gutes Leben führen! Während meines Messebesuchs reifte die Idee, auch weil ich immer wieder von anderen Herstellern gefragt wurde, ob ich ihre Produkte in Großbritannien verkaufen wolle.
Sie begannen also spontan mit dem Import von Skiartikeln nach England.
Webb: Ein denkbar schlechter Zeitpunkt, denn es war April, als die erste Ware für meine neugegründete Ski-Ing Imports (GB) Limited ankam. Mein erstes Geschäftsjahr war dementsprechend schlecht. Aber ich hatte ja noch mein normales Einkommen, ich war bis 1973 bei IBM angestellt, dann habe ich den Laden Europa Ski Lodge eröffnet. Die ISPO Munich war für mich immer gesetzt, hier habe ich die neuesten Trends erlebt und meine Kontakte gepflegt.
Wenn Sie heute auf die ISPO Munich kommen und diese mit früher vergleichen: Worin liegen die größten Unterschiede?
Na ja, früher war die ISPO Munich viel, viel kleiner und fühlte sich durch natürlich familiärer an. An jeder Ecke stand jemand, den man kannte. Das ist heute bei diesen Besucher- und Aussteller-Zahlen natürlich nicht mehr möglich. Ich mag die neuen modernen Hallen sehr, weil man sich sehr schön zwischen ihnen bewegen kann. Zwischenzeitlich kamen auch richtig viele meiner Landsleute, das ist aber deutlich weniger geworden. Natürlich treffen wir hier immer viele alte Freunde und Bekannte.
Mittlerweile verkaufen Sie die Produkte nur noch im Internet. Sie betreiben mit Ihrer Frau einen professionellen Shop bei Ebay. Wie läuft’s mit “Skiing Imports Direct”?
Oh, recht gut. Aber es ist nicht so, dass wir heute weniger zu tun hätten als früher. Die ganze Logistik ist sehr viel Arbeit, wir verschicken unsere Ware ja in die ganze Welt. Nun haben wir auch noch einen Amazon Store aufgebaut, der uns ähnlich viel Arbeit bereitet wie unser Ebay Shop..
Wie viel ist bei Ihren Besuchen Business und wie viel Vergnügen?
(lacht) Ich würde sagen fifty fifty. Das haben wir immer so gehalten: Von 9 bis 17 Uhr geht’s ums Geschäft und der Rest ist Urlaub. Meine Frau und ich lieben München und genießen unsere Freizeit in der Stadt. Helen liebt es, shoppen zu gehen und mir gefällt besonders das gute Essen in München.
Nächstes Jahr feiert die ISPO Munich 50. Geburtstag – dürfen wir wieder mit Ihnen rechnen?
Davon gehe ich stark aus. Vielleicht bringe ich einen kleinen Geburtstagskuchen mit. (lacht)
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