34.150 Schweizer Franken Preisgeld – das sind umgerechnet knapp 32.000 Euro – hat Skisprung-Star Severin Freund allein im ersten Weltcup-Monat der Saison 2016/17 an Preisgeldern verdient.
Der Norweger Halvor Egner Granerüd, der die Weltcup-Saison 2020/21 dominiert hatte, kam am Ende des Winters auf rund 200.000 Euro Preisgeld. Das klingt nach viel Geld. Im Vergleich zu Weltklasse-Athleten etwa im Fußball oder Tennis sind es jedoch nur Peanuts.
ISPO.com hat 2016 mit Severin Freund sowie seinem Management gesprochen und erklärt, welche Sponsoren Freund den Rücken stärken, was sich seit seinem Gesamtweltcup-Titel und dem Weltmeister-Titel 2015 geändert hat und wie der damals 28-Jährige für die Zeit nach der aktiven Karriere vorsorgt.
Im seinem erfolgreichsten Winter 2015/2016 strich Severin Freund als Gesamtweltcup-Zweiter 169.500 Schweizer Franken (gut 158.000 Euro) an Prämien vom Internationalen Skiverband FIS ein.
In seinem erfolgreichsten Winter 2014/15 verdiente Freund mit zwei Weltmeister-Titeln und dem Gesamtweltcup-Sieg 198.900 Schweizer Franken (knapp 186.000). Im Jahr darauf waren es noch gut 158.000 Euro.
Anschließend sorgten Verletzungsprobleme und Formschwankungen für einen sportlichen Abwärtstrend, der sich auch im Preisgeld niederschlägt. In der Saison 2020/21 konnte Freund nur noch 16.000 Schweizer Franken (ca. 15.200 Euro) an Preisgeld erspringen.In der Saison 2021/22 steht Freund zunächst nur im Aufgebot für den zweitklassigen Continental Cup
Zum Vergleich: Als Sven Hannawald vor 15 Jahren seinen historischen Grand-Slam-Sieg bei der Vierschanzentournee feierte, kassierte er allein bei diesen vier Springen zusammen 330.000 Euro. Zu den Preisgeldern kamen damals noch Prämien vom Deutschen Skiverband (DSV), die es in dieser Form heute nicht mehr gibt.
Severin Freund hat in Manner (Kopfsponsor) und Avis (Skisponsor) zwei offizielle Sponsoren. Dazu kommen Ausrüster wie Fischer (Ski) und Uvex (Helm & Brille) sowie die weiteren Partner Audi, Würth, der Deutsche Skiverband (DSV) sowie Freunds Vermarkter ASP Sports.
Bei fast allen gibt es neben einer Grundprämie erfolgsabhängige Zahlungen. Mit allen Partnern arbeitet Severin Freund langfristig zusammen, für Manner und die IKK Classic gab es im vorletzten und vergangenen Winter zudem TV-Werbespots.
„Wir haben wenige, aber dafür starke Partner“, sagt Hubert Schiffmann von Freunds Vermarkter ASP Sports. Im Vergleich zur Boomzeit des Skispringens im letzten Jahrzehnt mit Martin Schmitt und Sven Hannawald sind die Einnahmen laut Schiffmann „leicht“ zurückgegangen.
Die zwei Weltmeistertitel von Falun im Jahr 2015 und der Gewinn des Gesamt-Weltcups haben sich für Severin Freund natürlich bezahlt gemacht. Zum einen wegen der Erfolgsprämien der Sponsoren und Ausrüster, zum anderen wegen verbesserter Verträge.
„Wir hätten einen schlechten Job gemacht, wenn sich das finanziell nicht niederschlagen würde“, so Schiffmann. Es gab einige Anfragen, die zum Teil aber auch abgelehnt wurden: „Wir werden uns hüten, alles mitzunehmen, schließlich muss es zu Severin und in das bestehende Gefüge passen.“
In Sachen Beliebtheit ist Severin Freund in den meisten Umfragen die Nummer zwei der aktiven deutschen Wintersportler hinter Alpin-Star Felix Neureuther.
Seit diesem Winter hat Severin Freund in seinen Social-Media-Kanälen auch seinen eigenen Hashtag: #SFly.
„Wir können uns sicher nicht beschweren, auch wenn es Wintersportarten gibt, in denen deutlich mehr geht. Geld ist für mich in dem Sinne wichtig, dass ich meinen Sport so professionell ausüben kann, wie ich es momentan mache“, sagt Severin Freund im Gespräch mit ISPO.com.
Dabei stehe für ihn das Finanzielle nicht an erster Stelle: „Mir sind die Erlebnisse wichtiger als das Geld.“
Mit seinen Einnahmen aus dem Skispringen geht Freund behutsam um. „Ich bin generell eher der Sparertyp. Als Leistungssportler hast du keine extremen Kosten und die Zeit der Karriere ist begrenzt: Deshalb solltest du etwas auf der hohen Kante haben. Finanziell ausgesorgt werde ich am Ende meiner Karriere aber mit Sicherheit nicht haben.“
Trotz der höheren Einkünfte von Fußballstars würde Freund „auf keinen Fall tauschen, auch wenn ich Fan von Bayern München bin“.
Sein Hauptkritikpunkt: „Die 90 Minuten sind cool. Das Davor und Danach finde ich aber nicht so cool. Ob Transfergerüchte oder Verletzungen: Alles wird enorm wichtig genommen. So, als wenn es weltentscheidend wäre. Dabei geht es doch nur um Sport.“
„Alle Teilnehmer müssen den Nachweis einer Unfallversicherung erbringen. Die Veranstalter übernehmen keine Haftung für Unfälle und deren Folgen, auch nicht gegenüber dritten Personen.“ So steht es in der Ausschreibung der Vierschanzentournee.
Auch Severin Freund muss sich privat absichern mit einer hohen, dem Risiko entsprechenden Prämie.
Severin Freund hat parallel zu seiner sportlichen Karriere International Management an der Hochschule Ansbach studiert.
„Ich studiere ja schon länger nebenbei, aber ich kann noch nicht sagen, wo es mich danach hin verschlägt. Für manche ist es gut, dass sie einen Masterplan haben, aber ich bin derzeit Skispringer und das mache ich zu 100 Prozent“, erklärt der 28-Jährige.
Sorgen um die Zukunft macht er sich nicht: „Ich brauche keinen Notnagel, ich werde danach schon eine neue spannende Aufgabe finden. Ich habe ja in diesem Jahr auch geheiratet und möchte grundsätzlich Kids haben.“
- Sports BusinessZwischen Powder und Prinzipien: Skitouren mit Mehrwert
- SportsTechStatus Quo: Snowboard Step-In-Bindungen
- Awards
- Bergsport
- Bike
- Fitness
- Health
- ISPO Beijing
- ISPO Munich
- ISPO Shanghai
- Running
- Brands
- Nachhaltigkeit
- Olympia
- Outdoor
- Promotion
- Sportbusiness
- Textrends
- Triathlon
- Wassersport
- Wintersport
- eSports
- SportsTech
- OutDoor by ISPO
- Heroes
- Sport Fashion
- Urban Culture
- Challenges of a CEO
- Messen
- Sports
- Find the Balance
- Produktreviews
- Magazin