Die Idee kam Fabian Hambüchen spontan, als er nach dem ersten Interview-Marathon noch einmal in die Halle zurückging. Hambüchen wollte nach seinem Olympiasieg mit seiner Handykamera das Gold-Reck fotografieren, als ihm ein spontan ein Gedanke kam: „Hey Alter, das Ding musst du kaufen! Es wäre ja blöd, wenn ich das Ding hier stehen lasse.“
So hat es der 28 Jahre alte Turner in der Nacht zum Mittwoch bei der ausgelassenen Feier im Deutschen Haus erzählt. Und tatsächlich: Das Gold-Reck kommt zurück nach Deutschland, genauer gesagt: in die Trainingshalle nach Wetzlar.
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Reck-Hersteller Spieth Gymnastics fertigt in Altbach
Der Eigentümer hat sich nicht lange bitten lassen und Hambüchen das Gold-Gerät kurzerhand geschenkt. Das Gold-Reck gehört nicht etwa dem Olympia-Veranstalter in Rio, sondern noch immer dem Hersteller, der Spieth Gymnastics GmbH, das vor kurzem seinen Standort im Großraum Stuttgart um ein paar Kilometer von Esslingen nach Altbach verlegte.
„Als unser Chef von Herrn Hambüchens Wunsch gehört hat, hat er ihm das Sportgerät kurzerhand geschenkt“, sagt Jeanette Grau, Spieth-Vertriebsleiterin Deutschland, Österreich, Schweiz, zu ISPO.com. „Wir kennen Herrn Hambüchen schon sehr lange. Das Gold-Reck als Geschenk ist eine Anerkennung seiner großartigen Leistungen für den Turnsport.“
Hambüchen: „Das wird ein Highlight“
Fabian Hambüchen freut sich darüber „natürlich riesig. Das ist eine nette Geste. Dass ich es geschenkt bekomme und es bis vor die Haustür geliefert wird, ist ein Traum. Wenn wir es in der Halle aufstellen, wird das ein Highlight", sagte der Olympiasieger.
Spieth, das schwäbische Traditionsunternehmen mit einem Jahresumsatz von rund acht Millionen Euro, wurde 1831 als Schreinerei gegründet und lieferte bereits bei Olympia 1956 „Reuther-Sprungbretter“ nach Melbourne. Anfang der Nullerjahre wurde Spieth Gymnastics an die niederländische JF Group verkauft.
Spieth bringt Olympia-Sportgeräte zurück nach Deutschland
Zu den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio lieferte Spieth Gymnastics Sportgeräte im Wert von rund zwei Millionen Euro nach Brasilien. Erst einmal als Leihgabe. „Eigentlich war das Agreement mit der brasilianischen Regierung, dass sie sämtliche Geräte im Nachgang erwerben werden“, sagte Geschäftsführer Henning Hauser vor den Spielen zur „Deutschen Welle“.
Allerdings hat sich die Vereinbarung durch den Regierungswechsel in Brasilien zerschlagen. „Nach den Spielen transportieren wir die Geräte zurück nach Altbach – auch das Gold-Reck von Fabian Hambüchen“, teilt Jeanette Grau mit.
„Der Transport ist bereits organisiert, die Übergabe werden wir sicherlich mit begleiten“, sagt sie. „Schließlich sollen sich alle, der Turnnachwuchs, die Fans und die 30 Mitarbeiter auch am olympischen Erfolg erfreuen können.“
Was Hambüchens Gold-Reck so wertvoll macht
Hambüchen glaubte zunächst, seine Idee werde ihn „etwa fünf Riesen kosten, also noch überschaubar“. 5000 Euro? Für das beim olympischen Wettkampf in Rio verwendete Reck („Edition Stuttgart“, weil es erstmals bei der Turn-WM 2007 eingesetzt wurde) verlangt Spieth Gymnastics normalerweise etwa 2400 Euro. Inklusive Mehrwertsteuer.
Für Hambüchen, der von der Deutschen Sporthilfe für seinen Olympiasieg 20.000 Euro als Prämie bekommt, wäre es zwar keine Existenz bedrohende Investition gewesen, aber geschenkt ist natürlich noch besser. „Auf den Pfosten sind die olympischen Ringe und ich werde mein Autogramm draufsetzen, dann ist das ein Unikat“, sagt Fabian Hambüchen.
Eine Sonderedition ist das Rio-Reck ohnehin. Denn normalerweise werde es in Silber ausgeliefert, berichtet Spieth-Sprecherin Grau. Für Olympia 2016 wünschte sich der Veranstalter eine Speziallackierung: in Dunkelgrün. Die olympischen Ringe und der weiße Schriftzug „Rio 2016“ wurden erst vor Ort aufgeklebt.
Gut, dass Hambüchen kein Bodenturner ist: Die nach Rio gelieferten Schwingböden (zwölf Stahlfedern pro Quadratmeter) im Wert von rund 40.000 Euro hätte Spieth Gymnastics vielleicht nicht ganz so leichtfertig verschenkt.
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