Wenn Stéphanie Frappart am Mittwoch auf Juventus Turin mit Christiano Ronaldo trifft, ist es nicht das erste Mal, dass Stars des Weltfußballs nach ihrer Pfeife tanzen. Im vergangenen Jahr pfiff sie bereits das Supercup-Finale zwischen dem FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp und Chelsea (5:4 im Elfmeterschießen). In der französischen Ligue 1 – in der unter anderem Champions-League-Finalist Paris St. Germain mit Trainer Thomas Tuchel und Superstar Kylian Mbappé kicken – pfeift sie seit April 2019 regelmäßig Männerspiele auf Topniveau. In dieser Saison war sie bereits bei zwei Spielen der Männer-Europa-League als Referee verantwortlich. Zudem hat die momentan wohl weltbeste Schiedsrichterin 2019 das Finale der Frauen-WM zwischen den USA und der Niederlande gepfiffen.
Stéphanie Frappart ist mit ihrem Lieblingssport Fußball aufgewachsen. Schon als Kind spielte sie in Herblay-sur-Seine und beim CS Pierrelaye Fußball. Zumeist kam sie im Mittelfeld zu Einsatz. Schon parallel zu ihrer aktiven Fußballerinnen-Karriere ließ sie sich zur Schiedsrichterin ausbilden, „um die Regeln besser kennenzulernen“. Mit 18 beendete sie ihre eigene sportliche Laufbahn und widmete sich fortan der als Schiedsrichterin. Eine waise Entscheidung: Schon mit 19 pfiff sie die ersten Männerspiele und stieg fortan die Karriereleiter in den französischen Fußball-Ligen immer weiter nach oben. An ihrer bescheidenen Lebenseinstellung hat der kometenhafte Aufstieg nichts geändert: „Ich bin zwar jetzt bekannter. Aber für mich ist es dasselbe. Der Fußball ist derselbe, die Regeln sind dieselben.“ Auch in der Champions League.
Die historische Premiere als erste weibliche Schiedsrichterin in der Champions League der Männer lohnt sich für Stéphanie Frappart auch finanziell. Die Europäische Fußball-Union Uefa teilt die Unparteiischen in verschiedene Klassen ein und vergütet sie pro Einsatz. Die oberste Kategorie Elite kassiert 4.800 Euro pro Spiel, ab dem Viertelfinale in der Champions League oder Europa Legaue sind es sogar 5.800 Euro. Dazu kommt eine Tages-Pauschale von 200 Euro vom Anreise bis zum Abreise-Tag. Der lukrative Schiedsrichterinnen-Job ist jedoch nicht Frapparts einzige Einnahmequelle: Die 36-Jährige arbeitet hauptberuflich arbeitet für den französischen Arbeitersportverband FSGT.
Die Männer-Fußballwelt schwärmt über die Leistungen von Stéphanie Frappart auf dem grünen Rasen. "Hätten wir so gespielt, wie sie gepfiffen hat, dann hätten wir 6:0 gewonnen“, schwärmte Liverpool-Coach Jürgen Klopp, nach dem knapp im Elfmeterschießen gewonnenen Uefa-Supercup-Finale. Alle Experten bescheinigten ihr in diesem Spiel wie Jürgen Klopp eine „fehlerfreie Leistung“: Besser kann man nicht pfeifen. Sie hat mit ihren Assistentinnen alle Situationen richtig eingeschätzt und dem großen Druck standgehalten." Der ehemalige Weltschiedsrichter Mark Clattenburg lobte: "Das war brillant. Sie hatte jederzeit alles im Griff.“ Experten bescheinigen der nur 1,64 Meter großen Frau, eine „natürliche Autorität“ zu besitzen. Deshalb habe sie das „Rüstzeug, um auf der großen Bühne zu bestehen“, wie einst Uefa-Schiedsrichterchef Roberto Rosetti erklärte.
Stéphanie Frapparts deutsches Pendant ist die Bundesliga-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus. Die Deutsche war Ende Oktober ebenfalls in der Champions League zum Einsatz gekommen - allerdings "nur" als Videoschiedsrichterin. Eine „echte“ Spielleitung in einem Uefa-Wettbewerb der Männer war der Polizistin nicht vergönnt. Dafür gehörte die Hannoveranerin in der Fußball-Bundesliga seit 2017 als bislang einzige Frau zur Gilde der Referees. Mit der Leitung des Supercup-Finales zwischen Bayern München und Borussia Dortmund beendete Steinhaus im September 2020 ihre aktive Karriere auf dem Platz. Sie musste dabei viele Vorurteile der Männerwelt überwinden: "Die Leistung muss Grundpfeiler jeder Entscheidung über denn Einsatz auf dem Platz sein - - völlig unabhängig davon, wer sie bringt. Ob Mann oder Frau, ob evangelisch oder katholisch." Stéphanie Frappart setzt nun in der Champions League den nächsten Meilenstein für die Frauen im Fußball.
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