„Ich trage fast nie Business-Kleidung, außer ich muss zum Vorstand“, hatte Rolf Schmid Anfang Dezember 2015 im Interview mit ISPO.com erzählt. „Die Herren tragen ganz gerne Krawatte, da muss ich zumindest ein weißes Hemd anziehen.“ Nun hat das Business aber eben seine Mechanismen – und die machen auch vor dem CEO von Outdoor-Hersteller Mammut nicht halt
Conzzeta: Einvernehmliche Trennung mit Rolf Schmid
Schmid, ein Urgestein in seiner Firma (er war seit 1996 CEO) und in der Sportbranche an sich (er war maßgeblich an der Gründung der European Outdoor Group beteiligt), ist zurückgetreten, einvernehmlich, wie die Conzzeta AG, zu der Mammut gehört, mitteilt. „Rolf G. Schmid hat Mammut zu einer starken und erfolgreichen Marke aufgebaut“, teilt Ernst Bärtschi, Präsident des Verwaltungsrats der Conzzeta AG, mit.
Eine starke Marke ist Mammut weiterhin zweifelsohne, sie darf sich geschätzter Qualität und richtungsweisender Marketing-Kampagnen rühmen. Nur der Erfolg, der blieb im Jahr 2015 aus, vor allem nach Maßstäben der börsennotierten Conzzeta. Der Erlös der Mammut Sports Group verringerte sich auf 235,3 Millionen Schweizer Franken (215,9 Millionen Euro) gegenüber 249,9 Millionen Franken (229.4 Millionen Euro) im Jahr 2014, der Umsatz schrumpfte um 1,7 Prozent.
Nicht unerheblich in diesem Zusammenhang ist womöglich, dass die Conzzeta seit Januar 2016 einen neuen CEO hat, Michael Willome. Der Schweizer war zuvor im Group Auditing der Novartis Consumer Health AG tätig, bei einem Pharmakonzern also. Es ist eine Tatsache, dass die Pharmabranche, von der Wertschöpfungskette bis zu den Gewinnmargen, eine ganz andere Welt als die Sportbranche ist. Eine Welt, in der sich mit riesigen Stückzahlen an Produkten viel mehr Geld verdienen lässt, als das im Sport möglich ist.
Zuletzt hatte Rolf Schmid die Strategie 2020 für Mammut entwickelt
Schmid selbst hat sich nach dem Ausscheiden noch nicht an die Öffentlichkeit gewandt. Man darf aber wohl davon ausgehen, dass ihm der Vorgang alles andere als gut bekommen ist – es wäre nur nachvollziehbar nach zwei Jahrzehnten an der Spitze des Unternehmens. Für seine hohe Identifikation mit seinem Unternehmen und auch der gesamten Outdoor-Branche war er bekannt, Freunde und Bekannte in der Branche sprechen ihm einen tadellosen Ruf zu. Zuletzt hatte er die Strategie 2020 für Mammut erarbeitet und durchgesetzt.
Conzzeta sucht nun nach einem Nachfolger, bis der neue CEO gefunden ist, wird Schmid das Unternehmen weiter leiten. Danach plant Schmid, als Berater tätig zu sein – Stand Mai 2016 auch für Mammut und die Conzzeta AG, im Bereich Markenstrategie aber auch für andere große Unternehmen.
Dass Rolf Schmid und Mammut, die über so viele Jahre eine dem Anschein nach perfekte berufliche Beziehung darstellten, sich nun trennen, darf durchaus als Signal an die gesamte Sportbranche verstanden werden: Sie verändert sich, radikal. Mammut ist nicht das erste Traditionsunternehmen, hinter dem mittlerweile eine kennzahlengetriebene Holding steht, die alles daran setzt, ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Das Geschäft wird rauer. Und nach den neuen Spielregeln ist auch eine Vita wie die von Rolf Schmid keinesfalls eine Jobgarantie.
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