Jessica Pilz ist Österreichs größte Kletter-Hoffnung. Die 22-Jährige wurde 2018 in Innsbruck Weltmeisterin im Lead-Klettern und holte Bronze in der Kombination. Da trifft es sich für die Weltklasse-Athletin gut, dass Klettern 2020 erstmals olympisch ist.
ISPO.com sprach mit Pilz auf der OutDoor by ISPO, wo sie bei ihrem Sponsor The North Face und am Indoor Climbing Hub in Halle A6 vorbei geschaut hat, über das Ziel Tokio, die Kletterkonkurrenz und den Kletter-Boom.
ISPO.com: Frau Pilz, mit North Face, Ihrem Sponsor und dem des österreichischen Kletternationalteams, unterstützen Sie seit zwei Jahren die Kampagne „She moves mountain“, die verstärkt Frauen zum Klettern bringen will. Ist dieses allgegenwärtige Mann-Frau-Ding denn beim Klettern überhaupt ein Thema?
Jessica Pilz: Beim Klettern ist das eigentlich ziemlich ausgeglichen. In den Wettkämpfen sind beide Geschlechter gleich wichtig, bekommen gleich viel Aufmerksamkeit und auch gleich viel Preisgeld – wenigstens seitdem ich dabei bin.
Trotz Ihrer erst 22 Jahre sind Sie in der Tat schon eine ganze Weile im Geschäft – und zuletzt so erfolgreich wie noch nie: Im vergangenen Jahr gab es bei den Weltmeisterschaften Gold und Bronze. Und nun steht im kommenden Jahr schon das nächste Großereignis an: Olympia in Tokio.
Kurzfristig ist mein Ziel erst mal die Weltmeisterschaft in Tokio im August. Da gibt es die drei Einzeldisziplinen und eben das olympische Kombi-Format. Die Top sieben können sich da schon für Olympia qualifizieren, und das ist natürlich mein großes Ziel.
Woher kommen die stärksten Konkurrentinnen?
Zwei aus Japan, Slowenien hat auch sehr starke Athletinnen, eine hat im Bouldern gerade alle sechs Weltcups gewonnen. Bei uns in Österreich sind es mit mir zwei Damen, die für die Kombination für Olympia in Frage kommen.
In welchen Disziplinen würden Sie in Tokio an den Start gehen wollen?
Meine Spezialdisziplin ist Lead, aber wegen Olympia habe ich jetzt angefangen, alle drei Disziplinen zu trainieren.
Und? Wie schmeckt Ihnen dieses Vielseitigkeitstraining?
Ich habe eigentlich schon immer viel gebouldert und an Seilen geklettert, von daher bin ich in zwei Disziplinen recht gut dabei. Aber Speed war halt komplett neu für mich, da habe ich so ziemlich bei null angefangen. Am Anfang hat mir das natürlich nicht so getaugt. Man hat keine gute Zeit, sollte aber unter die Weltbesten kommen. Aber mittlerweile bin ich unter zehn Sekunden, eine einigermaßen gute Zeit.
Jetzt macht es schon Spaß, weil man immer besser werden will und Fortschritte merkt – dann ist es lässiger. Es ist halt schon eine komplett andere Disziplin. Es ist mehr Laufen als Klettern. Man braucht die Beine dazu. Aber das kann ich mir nicht leisten, weil das einfach zu viel Training ist.
Das heißt, Sie müssen auch anders trainieren?
Speed-Klettern ist auf jeden Fall schnellkräftiger, man muss schnell anziehen, explosiver sein. Es ist nicht so technisch.
Wie groß ist das Großereignis Olympia für Sie?
Das kann ich jetzt noch nicht wirklich sagen. Wenn man dann dort ist und sieht: 20 verschiedene Sportarten auf einmal – das ist dann glaube ich schon ganz cool. Aber ich bin kein Athlet, der schon immer von Olympia geträumt hat. Das Thema hat sich jetzt einfach so ergeben, weil ich in zwei Disziplinen einigermaßen gut dabei bin. Es wäre dumm, es nicht zu probieren, bei Olympia dabei zu sein.
Kennen Sie Tokio schon?
Wir hatten im Februar schon ein Trainingslager dort. Die Leute sind extrem freundlich, hilfsbereit – und das Essen ist extrem gut. Ich bin gern in Japan.
Sie kommen ja eh ganz gut rum in der Welt mit all den Wettkämpfen rund um den Globus, studieren aber noch Sportwissenschaft in Innsbruck, korrekt?
Das habe ich nach zwei Semestern wieder sein lassen. Das lässt sich mit dem Sport einfach nicht vereinbaren. Jetzt schaue ich erstmal, dass ich es zu Olympia schaffe, und dann schauen wir mal, was dann kommt.
Klettern liegt voll im Trend, heißt es. Nehmen Sie dieses gestiegene Interesse ebenfalls wahr?
Auf alle Fälle. Seit vor zwei, drei Jahren der Parkour-Style in Mode gekommen ist, ist auch Klettern extrem populär geworden. Gerade bei mir daheim in Österreich fällt auf, dass die Boulderhallen wie Schwammerl aus der Erde sprießen.
Wie kommt's?
Klettern ist sehr einfach: Man braucht Kletterschuhe und ein Chalk-Bag, und schon kann man zum Bouldern anfangen. Ein relativ günstiger Sport.
In den Sie auch eher zufällig reingerutscht sind?
Stimmt. Ich habe mit acht Jahren in einem Ferienprogramm mitgemacht, in dem man verschiedene Sportarten ausprobieren konnte - und das Klettern hat mir halt am meisten getaugt.
Klettern Sie außer in der Halle auch mal draußen am Fels?
Nur sehr selten.
Nicht Ihr Ding?
Noch nicht. Während der Wettkämpfe ist keine Zeit dafür, ansonsten trainiert man lieber indoor, weil es mehr bringt und man sich spezifisch auf die Disziplinen vorbereiten muss. Wenn die Wettkämpfe im November vorüber sind, werde ich schon auch mal ein bisschen in den Fels gehen.
Aber keine dieser spektakulären Big Walls wie im Yosemite Park?
Nein, nein, bis maximal 20, 30 Meter.
So eine extreme Wand wie der El Capitan: Juckt Sie das nicht?
Noch nicht. Aber es ist extrem beeindruckend.
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