ISPO.com: Herr Gessner, Sie waren zuletzt in Atlanta, Georgia zum Freestyle-Weltcup – nicht schlecht für einen jungen Burschen aus einem 9000-Einwohner-Städtchen wie Waltenhofen bei Kempten. Wie kam's?
Jakob Gessner: Ich bin früher Snowboard und Ski gefahren, so mit acht Jahren aber komplett auf die Skier umgestiegen, war dann im Rennverein, dem TV Kempten, so wie viele andere auch. Mein Trainer war da der Andreas Neuhauser, ein ehemaliger FIS-Rennläufer. Bei ihm sind wir am Fellhorn und in Grasgehren vormittags Stangen gefahren und am Nachmittag dann eher Slopestyle im Park.
Das hat bestimmt Spaß gemacht...
Allerdings. Mit ungefähr zwölf habe ich dann mit dem Rennlauf aufgehört und die Skifahrerei eher so hobbymäßig betrieben – aber trotzdem versucht, immer besser zu werden. Mit 14 wurde ich dann fürs bayerische Ski-Team gesichtet. Da war ich drei Jahre lang, und seit der Saison 2018/2019 bin ich nun im Nationalteam.
Mit Platz 30 beim Big Air in Mönchengladbach ging's schon im Dezember 2017 gleich beim Weltcup-Debüt in die Punkteränge...
Hintenraus durfte ich dann noch bei zwei weiteren Weltcups mitfahren, aber wirklich nur, um mal reinzuschnuppern. Beim Big Air in Quebec bin ich 23. geworden, und in Silvaplana bei St.Moritz war ich beim Slopestyle-Weltcup dabei.
In dieser Saison ging es für einen Big-Air-Wettkampf in ein Baseball-Stadion in Atlanta. Die Stadt ist ja eher als Heimat von Coca-Cola bekannt und weniger als Ski-Destination...
Das war ein Mega-Event. Im Baseballstadion haben sie ein riesiges Gerüst aufgebaut und künstlichen Schnee gemacht. Es war so zehn Grad warm, der Schnee war sehr weich und ist zusehends geschmolzen. Aber in so einem Stadion eine Skischanze runter zu fahren, war schon mega. Wir hatten unsere Skier in den Spielerkabinen stehen und sind dann durch den Spielertunnel raus ins Stadion zur Schanze gelaufen. Im Finale war dann auch zuschauermäßig gut was los.
Atlanta war Big Air, in Font Romeu in den Pyrenäen ging es danach zu einem Slopestyle-Wettbewerb. In welcher Disziplin fühlen Sie sich wohler?
Im Weltcup fahre ich beide Disziplinen, wobei zurzeit meine Stärke eher im Big Air liegt. Aber man braucht für die Olympia-Qualifikation sowohl im Big Air als auch im Slopestyle Ergebnisse. Und Olympia 2022 in Peking ist ja das Ziel.
Sicher auch das Ihrer Mannschaftskollegen. Mit wie vielen Fahrern ist der DSV in der Disziplin Freestyle unterwegs im Weltcup?
Zurzeit mit drei Männern und einer Frau: Kea Kühnel, Flo Preuß und Vincent Veile. Beim Training sind wir aber eine größere Gruppe, damit man sich auch gegenseitig ein bisschen pusht. Wir sind halt noch nicht ganz oben mit dabei.
Was tun Sie, wenn Sie nicht gerade vogelwild über Schanzen springen?
Zurzeit wohne ich in München und habe mal ein eher leichtes Studium angefangen: TUM-BWL nennt sich das, an der TU München, ein eher technisch orientiertes BWL-Studium. Das werde ich jetzt mal - solange wie das Skifahren noch geht – machen und auch durchziehen. Aber der längerfristige Plan ist Medizin. Da hab' ich eigentlich auch ganz gute Chancen reinzukommen: einen Abi-Schnitt von 1,3 und einen guten Mediziner-Test geschrieben.
Sich mit dem eigenen Körper auszukennen, schadet in Ihrem extremen Sport sicher nicht. Wie sieht es bislang mit schlimmeren Verletzungen aus? Hat es Sie schon mal so richtig erwischt?
Vor ziemlich genau einem Jahr, bei einem recht einfachen Trick, einem 360er. Da bin ich bei einem Foto-Shooting blöd auf den Kopf gefallen und hab' mir eine ziemlich starke Gehirnerschütterung geholt, war eine Weile bewusstlos und wusste gar nichts mehr. Zwei Monate lang konnte ich erst mal nicht Skifahren, habe viele Hirn-Screenings machen lassen, dass da auch nichts längerfristig kaputt ist.
Bei den schwierigen Sprüngen passieren eher selten Kopfverletzungen. Bei viel Airtime und viel Rotation kann es immer mal passieren, dass man sich die Knie verdreht.
Wie steht man nach so einem Crash wieder auf den Skiern?
Ich habe natürlich ganz vorsichtig wieder angefangen, aber erst genau ein Jahr später habe ich mich den Trick jetzt wieder getraut, im Tiefschnee. Davor habe ich mir den einfach nicht mehr zugetraut. Da war eine extreme Blockade drin. Die komplette Bewegung war aus meinem Kopf rausgelöscht. Das musste ich mir alles wieder neu erarbeiten. Dabei war das nur eine ganz einfache Rotation. Für mich war das schon sehr wichtig, dass ich den jetzt wieder springen konnte.
- Sports BusinessZwischen Powder und Prinzipien: Skitouren mit Mehrwert
- SportsTechStatus Quo: Snowboard Step-In-Bindungen
- Awards
- Bergsport
- Bike
- Fitness
- Health
- ISPO Beijing
- ISPO Munich
- ISPO Shanghai
- Running
- Brands
- Nachhaltigkeit
- Olympia
- Outdoor
- Promotion
- Sportbusiness
- Textrends
- Triathlon
- Wassersport
- Wintersport
- eSports
- SportsTech
- OutDoor by ISPO
- Heroes
- Sport Fashion
- Urban Culture
- Challenges of a CEO
- Messen
- Sports
- Find the Balance
- Produktreviews
- Magazin