Rydzek hatte mit Olympia noch eine Rechnung offen: 2014 in Sotschi schien er auf dem Weg zu Gold, ehe er sich im Zielgelände mit dem Teamkollegen Fabian Rießle verhakte und am Ende mit leeren Händen dastand.
„Ich denke, dass alle im Team inzwischen cleverer geworden sind“, sagte Chefcoach Hermann Weinbuch vor den Winterspielen. „Bei Johannes kommt es drauf an, dass er die richtige Balance zwischen Anspruch und Lockerheit findet."
Das hat Rydzek geschafft: Mit rund einer halben Minute Rückstand geht Rydzek bei seinem Olympia-Triumph in die Loipe und kommt als erster im Ziel an. Sensationell aus deutscher Sicht: Zweiter wird Fabian Rießle, Dritter Eric Frenzel.
Ein kleines Drama hat sich für die Freundin von Johannes Rydzek in dieser Zeit abgespielt. Sie musste wegen eines Seminars zurück nach Deutschland. Blöd, dass die Abreise genau auf das Gold-Rennen von Rydzek fiel. So war sie gerade am Flughafen von Pyeongchang als ihr Freund den größten Erfolg seiner Karriere feierte.
Immerhin: Die Eltern des Allgäuers waren noch vor Ort und konnten so direkt mit ihrem Sohn feiern.
Im Team-Wettbewerb ist es dann für Niemanden eine Überraschung: Rydzek holt mit seinen Kollegen Fabian Rießle, Vinzenz Geiger und Eric Frenzel souverän Gold. Das Quartett siegt nach dem Springen von der Großschanze und dem Langlauf über 4x5 Kilometer mit mehr als einer Minute Vorsprung vor Norwegen und Österreich.
Für Rydzek, der als Vierter in die Loipe geht, sind die fünf Kilometer fast nur noch Schaulaufen. Denn seine Teamkameraden laufen bereits einen großen Vorsprung heraus. Mit der deutschen Fahne in der Hand läuft Rydzek in Pyeongchang entspannt zu seinem zweiten Gold.
Dabei hat er im vergangenen Jahr schon Unglaubliches geschafft und ist dafür entsprechend geehrt worden: Denn wenn Nordische Kombinierer in Deutschland Sportler des Jahres werden, muss schon etwas Besonderes passiert sein. Johannes Rydzek hat im Dezember 2017 den prestigeträchtigen Titel bei der Wahl der Sportjournalisten bekommen – weil er bei der Nordischen Ski-WM im finnischen Lahti im vergangenen Winter mit unglaublichem Siegeswillen vier Weltmeistertitel in vier Wettbewerben abräumte.
Ansonsten haben diese Auszeichnung als Kombinierer nur der heutige Co-Bundestrainer Ronny Ackermann nach zwei Titeln bei der Heim-WM in Oberstdorf (2005) sowie Franz Keller (1968) und Georg Thoma (1960) jeweils im Jahr ihrer Olympiasiege bekommen.
Das Erfolgsgeheimnis von Rydzek bei der so schwierigen Kombination aus Skispringen und Skilanglauf? Ein Glücksbringer im Superman-Look: Mit diesem T-Shirt unter dem Skianzug wurde er 2015 zweimal Weltmeister. In Lahti brachte ihm ein modifiziertes Shirt sogar vier WM-Titel ein: „Die Kiddies aus meinem Skiklub haben sich schon vor längerer Zeit etwas einfallen lassen. Aus dem S für Superman wurde ein R für ‚Super-Rydschi‘.“
Weitere Erfolgsgaranten: Talent und unglaublicher Ehrgeiz. „Er hat es gelernt, Misserfolge abzuhaken. Das hat früher schon mal Wochen gedauert. Jetzt vergräbt er sich nicht mehr“, so Weinbuch. Dazu ein intaktes Umfeld. Seine Freundin Lisa (Rydzek: „Ich bin vergeben“) und die Familie, die ihn bei der WM unterstützen, sind ganz wichtige Fixpunkte in seinem Leben.
In der Familie Rydzek geht es seit jeher sportlich zu. Papa Michael spielte früher Eishockey. Der drei Jahre jüngere Bruder Simon war früher auch Kombinierer und kleine Schwester Coletta ist eine hochtalentierte Skilangläuferin. Sie hat im Januar Sprint-Bronze bei den Junioren-Weltmeisterschaften gewonnen.
Erfolge:
Auf einen Gesamtweltcup-Sieg muss Johannes Rydzek noch warten. Bislang wurde er in der Endabrechnung zweimal Zweiter und einmal Dritter. Dafür lief es bei nordischen Skiweltmeisterschaften deutlich besser: Viermal Gold in Lahti 2017, zweimal Gold in Falun 2015. Dazu kamen noch fünf weitere WM-Medaillen. Bei Olympischen Spielen ist die Goldmedaille im Sprint für Rydzek die erste Einzelmedaille. Mit dem deutschen Team gewann er 2010 in Vancouver Bronze, 2014 in Sotschi Silber.
Social:
Instagram: über 12.000 Follower
Facebook: ca. 24.000 Likes
Auch in der Freizeit liebt der heimatverbundene Mann Action. Der Skandinavien-Fan hebt gern beim Gleitschirmfliegen ab und auch Bergtouren sind ganz seine Welt. Tourenskigehen ist eine große Leidenschaft. Darüber hält er seine wachsende Fangemeinde in den sozialen Medien auf dem Laufenden.
Zwar kann Rydzek in Sachen Followerzahl nicht mit nationalen und internationalen Alpin-Ski- oder Biathlon-Stars mithalten, unter den Kombinierern ist er aber ganz vorne dabei. Und mit der Auszeichnung zum Sportler des Jahres dürfte seine Bekanntheit weiter steigen.
Ausrüster / Sponsoren:
Hauptsponsor ist Viessmann. Die Axelent Group, alkoholfreies Zötler Bier, die Walser-Privatbank, Paedi Protect und die Tourismusregion seiner Allgäuer Heimat weitere Partner. Wichtigster Ausrüster ist die Skifirma Fischer.
Einnahmen:
Die Erfolge zahlen sich natürlich auch finanziell aus – neben Eric Frenzel ist er der Großverdiener bei den Kombinierern. So viel wie die medial populäreren Skispringer wie Andreas Wellinger, Richard Freitag oder Kamil Stoch verdient Rydzek jedoch nicht. Im vergangenen Winter kassierte er für seine Weltcup-Erfolge zudem über 120.000 Schweizer Franken Preisgeld beim Internationalen Skiverband FIS. Mit weiteren Erfolgsprämien von seinen Sponsoren und dem Deutschen Skiverband (DSV) dürfte Rydzek geschätzte 300.000 Euro verdienen können. Wichtiges Startkapital für die Zeit nach seiner Karriere, auf die sich Rydzek schon jetzt mit seinem Wirtschaftsingenieur-Studium in Kempten vorbereitet.
Fun Fact:
Einmal bestieg der laut Selbsteinschätzung „ambitionierte und fröhliche Berg-Junkie aus dem Allgäu“ elf Viertausender in einem Jahr. Rydzeks großer Traum ist eine Expedition in den Himalaya.
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