Es ist so dunkel, dass man die Kühe kaum erkennt. Trotzdem wissen wir, dass sich die ganze Herde in Bewegung setzt. In unsere Richtung. Vor fünf Stunden saß ich noch in meinem Bus, auf dem Weg von München in die Berge. Jetzt hechte ich in der Finsternis über einen Stacheldrahtzaun, rutsche durch ein paar Kuhfladen und stehe kurz darauf orientierungslos in einem Birkenwald. Das ist der Nachteil, wenn man seinen Rückweg vorher nur aus der Luft gesehen hat. Und genau die Art von Abenteuer, die ich gesucht habe.
Dass mein erstes Hike & Fly-Wochenende eine Herausforderung werden würde, war spätestens am Treffpunkt in Lenggries klar. Die ersten Worte von Felix Wölk, erfahrener Pilot, Fluglehrer, Fotograf und mein Mentor für die nächsten Tage: „Wir haben einen fetzen Wind.“ Der zweite Wettercheck erfolgt in der Flugschule. Wie sattelfest ich fliege, fragt man mich dort. Denn der Föhn kann mit einem Mal durchbrechen – und dann ist der Gleitschirm nur noch ein Spielball des Windes. Doch Felix ist kein Mann des Zauderns. Und auch, wenn man als Gleitschirmflieger auf keinen Fall einen Berg hinunterlaufen möchte, lässt einem ein leichter Wanderschirm natürlich genau diese Möglichkeit. Wir laufen also los in Richtung Benediktenwand.