Schneeschuhgehen ist alles andere als ein Extremsport. Spottlangweilig finden viele ambitionierte Alpinisten das fast technikfreie Dahinschleifen. So ziemlich jeder halbwegs bergtaugliche Mensch beherrscht das Snowshoeing nach ein paar Stunden, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht. Und wenn man einem der ausgetretenen Winterwanderwege oder ausgewiesenen Schneeschuh-Tracks folgt, die gerne auch einmal direkt an der Mittelstation im Skigebiet starten, kitzelt es tatsächlich nicht unbedingt die Nerven. Dabei sind die Gehhilfen, die schon in der Steinzeit verwendet wurden und die europäische Trapper und Fährtensucher von den nordamerikanischen indigenen Stämmen übernahmen, das perfekte Werkzeug fürs kleine oder größere Abenteuer. Wenn der Winter eine Decke über unsere durchstrukturierte Landschaft gelegt hat, fühlt sich der Bergwald in den Alpen auf einmal nach Wildnis an, werden aus hochfrequentierten Hüttenzustiegen weglose Strecken in die Einsamkeit.
Für mäßig begabte Skiläufer, wie Christelle und mich, sind die Plastikteile mit den Metallzacken auf jeden Fall die Rettung. Die einzige Möglichkeit, das winterliche Gebirge zu erkunden. Ohne sie waren wir oft genug im Tiefschnee stecken geblieben. Bei Robert, unserem Begleiter, sieht die Motivation ganz anders aus. Er trägt die Schneeschuhe heute nur, weil sein Kreuzband vor Monaten gerissen ist. Beim Skifahren, versteht sich. „Zum Skitourengehen“, sagt er, „ist mein Knie einfach noch zu wacklig“.