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Jetzt freue ich mich auf mein Training

Jost Kobusch wollte als erster Mensch den Mount Everest solo im Winter besteigen. Doch extreme Wetterbedingungen und eine Verletzung machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Im vierten Teil unseres Instaviews erklärt der Extrembergsteiger, wie es ihm jetzt geht, was er am meisten vermisst hat und ob es für ihn einen neuen Anlauf geben wird.


Am Ende ist der ganz große Wurf doch nicht gelungen: Jost Kobusch konnte das Ziel, die erste Solo-Besteigung des Mount Everest im Winter, nicht erreichen. Mehrere Versuche, über den Westgrad zum Gipfel aufzusteigen, scheiterten. Trotz einer Fußverletzung erreichte der Extrembergsteiger eine Höhe von 7.350 Metern.

Die Expedition startete bereits am 22. September 2019 mit der Akklimatisierung in Nepal. Seit dem 22. Dezember 2019 befand Jost sich im Mount Everest Basecamp und startete von dort aus mehrere Solo-Aufstiege. Am 29. Februar 2020 und insgesamt 160 Tagen vor Ort endete die Expedition.

Im vierten Teil unseres Instaviews spricht Jost Kobusch über die Gefühle seit der Rückkehr und Pläne für einen neuen Anlauf am Mount Everest.

Lesen Sie auch die vorherigen Teile des Instaviews mit Jost Kobusch: 

Teil 1: Warum ich gar nicht ankommen will

Teil 2: Ich hoffe, dass es gut geht

Teil 3: Wenn ich mir den Arsch abfriere, denke ich an Alaska

Wie geht es Dir wieder im »echten Leben«? Was kommt Dir jetzt komischer vor: Deine Zeit am Berg oder jetzt wieder zwischen all den Menschen und ohne die »harte Natur«?
Jost Kobusch: Hi Claudia. Ich muss gestehen: Immer, wenn ich von so einem langen Projekt wiederkomme, ist es ein erneuter Aufbruch in eine andere Welt. Auf eine gewisse Weise bin ich traurig, dass das Projekt vorbei ist und dieser Sinn, der sehr stark und klar war, langsam verblasst. Gleichzeitig ist es natürlich so, dass ich all die kleinen Dinge des Alltags auf einmal unglaublich zu schätzen weiß. Auf eine gewisse Art und Weise bin ich unglaublich glücklich nach solchen Projekten über all diese Kleinigkeiten, die ich vorher schon wieder für selbstverständlich gehalten habe. So eine Expedition zwischendurch sorgt dafür, dass man die Augen aufmacht und merkt: »Es ist gar nicht so selbstverständlich, dass ich ein schönes Bett habe. Dass ich Salat essen kann oder all diese anderen wunderschönen Sachen.«

Vorfreude auf das Training

Auf was freust Du Dich jetzt am meisten?
Ich freue mich auf mein Training. Wieder normal, konstant zu trainieren. Heute Morgen war ich eine Runde trailrunnen. Traumhaft! Wenn du auf so einem langen Projekt bist, gerade bei einer 8000er-Winter-Geschichte, sitzt du ständig im Basecamp. Ich habe immer davon geträumt, dass ich wieder richtig schöne, lange Läufe machen kann, mich wieder schnell in der Natur bewegen und klettern gehen kann.

Diese Trainingsroutine und das Gefühl zu haben, im Training wieder Progress zu haben und nicht abzubauen - das liebe ich und da freue ich mich richtig drauf. Ich werde jetzt klettern, laufen, habe Physio, mache meine Übungen. Das ist ein Teil, der mir sehr viel Spaß macht. Und natürlich freue ich mich, nach vorne zu schauen und darauf hinzuarbeiten

Alaska statt Mount Everest

Wirst Du die Unternehmung wiederholen?
Die Expedition werde ich nicht den kommenden Winter wiederholen, sondern den Winter darauf. Ich habe mir gesagt, nicht jeden Winter zu gehen, nicht dass ich noch Burnout bekomme. Nein, Spaß! Es macht einfach wenig Sinn. Gerade jetzt, wo ich bei der Expedition sehr viel abgebaut habe und eine leichte Verletzung habe. So eine Expedition beansprucht sehr viel Zeit und Ressourcen in jedweder Hinsicht. Es gibt 2021/22 den nächsten Versuch.

Diesen Winter geht es nach Alaska, um ein paar andere Einflüsse zu haben und sehr viel zu lernen. Der Polarwinter ist deutlich kälter als der Everest. Ich denke, dass die Erkenntnisse, die ich da mache, mich beim Everest-Projekt voranbringen können. Ich liebe es, neue Dinge zu lernen und mich zu entwickeln. Klar: Ich war schon in Alaska, aber da war letztes Mal der Shutdown und das war vielleicht auch gut so. Ich habe mich entschieden, den Denali auf der Originalen Besteigungsroute in Angriff zu nehmen und nicht mit dem Flugzeug reinzufliegen. Das ganze dann auch noch im Winter. Mal sehen, wie das läuft.