Statt zum Laufen geht Jasmin Nunige fortan zum Radfahren, stellt ihre Ernährung um, vermeidet Milchprodukte, Zucker und Weizen. In Absprache mit ihrem Arzt verzichtet sie auf Medikamente, weil sie weiter ihren Körper spüren will. „Natürlich machte ich mir Gedanken, ob das nicht fahrlässig ist. Ich habe eine Familie und möchte nicht riskieren, dass meine Krankheit weiter voranschreitet. Wichtig ist, dass jeder Patient selbst entscheiden kann, was für ihn stimmt. Ich weiß auch, dass ich meinen Krankheitsverlauf immer wieder neu anschauen muss. Vielleicht kommt eines Tages der Moment, wo ich zu einer Behandlung ein Ja habe, zumal es immer bessere, noch gezielter wirksame Medikamente gibt und man immer längere Erfahrungen mit diesen Wirkstoffen hat.“
Sie lernt den Begriff Resilienz kennen - und verinnerlicht ihn, stärkt zusehends ihre psychische Widerstandskraft, um ihre Krise zu bewältigen, um gestärkt daraus hervor zu gehen. Mit der Familie bastelt sie einen Lebensbaum und fragt jeden Tag: „Was tun wir uns heute Gutes?“ Neurolinguistische Programmierungen (NLP) helfen ihr ebenfalls. Sie sagt sich „Heute ist mein Tag!“ Oder: „Das schaffst du!“ Stichwort Visualisierung: „Wie möchte ich wieder sein?“ An das typische MS-Bild im Rollstuhl denkt sie erst gar nicht, weil sie weiß, dass sie mehr Zeit hat als Menschen, die es mit einem Schlag in den Rollstuhl geworfen hat wie den nach einem Sturz querschnittsgelähmten Schweizer Skirennläufer Silvano Beltrametti.