Die beiden leben in Solothurn, ein lustiges, aufgekratztes Pärchen. Ricarda, Mitte 50, Sachbearbeiterin beim Kanton, ist in der Jugend DDR-Leistungssportlerin, Eisschnelllauf. Mit 17 ist sie nicht mehr gut genug für den Kader, gründet eine Familie, hat fast 20 Jahre nichts mit Sport am Hut, rutscht in eine Laufgruppe für den Berlin-Marathon - und ist angefixt von der Rennerei: je länger und härter desto besser.
Den drei Jahre jüngeren Jens lernt sie kurz hinter Athen kennen – beim Spartathlon, einem 246-km-Lauf von Athen nach Sparta. Sie kommen ins Gespräch, haben nach eineinhalb Tagen alle Themen durch - und werden ein Paar. Auch Jens, ein Informatiker, hat erst mit Anfang 30 mit dem Laufen begonnen, ganz harmlos: 10-km-Nikolaus-Lauf des Ruderclubs Herdecke. Die Distanzen werden lang und länger, und wer auf www.jensgehtlaufen.de schaut, wo er seine rund 300 Läufe aufgelistet hat, dem wird schwindlig beim Lesen.
Als ein 100-km-Lauf keine Herausforderung mehr ist, läuft er halt 100 km plus 6000 Höhenmeter: Ultra Trail du Mont Blanc, am Ende mit gebrochenem Arm. Die 230 km lange TorTour de Ruhr® hat er selbst erfunden. Oder 1200 km in 17 Tagen durch Deutschland, von Rügen bis an die Schweizer Grenze. Sogar in die Sahara zum Marathon de Sables verschlägt es ihn: 250 km in sechs Etappen, Gepäck und Verpflegung selbst schleppen. Klingt auch nicht weniger anstrengend als der Badwater-Run, oder? «Pah», meint Jens und winkt ab, «Badwater ist 'ne ganz andere Kategorie. Dagegen ist der Sahara-Lauf ein Pfadfinderausflug. Badwater ist jenseits der Vorstellung von normalem Laufen. 50 Grad: Das ist so, als würde dir jemand eine Infrarot-Sonne oder einen Fön ins Gesicht halten, ein Gefühl wie der heiße Schwall Luft, der dir ins Gesicht schlägt, wenn du den Backofen öffnest, um die Brötchen rauszuholen - und das zwei Tage nonstop. Bei dieser Hitze über 200 km laufen: Das ist schon sehr speziell.» Kein Widerspruch, nirgends.