Nach dem Weltrekord bilanziert er: Seine Herzfrequenz war herausragend niedrig, er ist topfit! Golding fühlt sich bereit, den nächsten Traum anzugehen: Als erster Brite das Race Across America zu gewinnen! Ein Radrennen in höchstens zwölf Tagen über fast 5000 km von der West- an die Ostküste, von San Diego in Kalifornien nach Annapolis in Maryland – eine der härtesten sportlichen Herausforderungen der Welt. Zum Vergleich: Das Race Across America ist etwa 30 % länger als die Tour de France. Die Radfahrer müssen die Strecke in etwa der Hälfte der Zeit zurücklegen – ohne einen einzigen Ruhetag, ja fast ohne Schlafpausen.
Im Juni 2019 gelingt Golding die Qualifikation. Der inzwischen zweifache Vater wird Dritter beim Race Across the West, 1500 gnadenlose Kilometer von Oceanside in Kalifornien nach Durango, Colorado. Die Teilnehmer müssen die Strecke in 92 Stunden absolvieren. An Schlaf ist dabei kaum zu denken. Das Rennen läuft nonstop. Der Kampf gegen Schlafmangel, Hitze und den inneren Schweinehund lässt viele Teilnehmer vorzeitig aufgeben. Einer der ersten Sätze von James Golding nach dieser Tortur lautet: »Da liegt noch viel Arbeit vor uns!« Wie gehabt: Ein Schritt nach dem anderen.
Für seinen Traum vom Race Across America hat Golding viel aufgegeben. Er hat sein Haus in Großbritannien verkauft, ist mit der Familie nach Portugal gezogen, wo er besser trainieren kann. Er hat ein Ziel, und er verfolgt es stur: »Du kannst nicht zulassen, dass etwas dein restliches Leben bestimmt, das aus heiterem Himmel über dich gekommen ist.« Und er ist glücklich mit dem, was er tut: »Fahrradfahren ist für mich Magie. Es kann dein Leben verändern. Du kannst dich damit von einer Krankheit erholen. Du kannst damit einen Neubeginn schaffen. Es kann dich zum Weinen bringen – aber auch zum glücklichsten Menschen machen, der du je gewesen bist.«
Das nächste Race Across America soll im Juni 2021 starten. Golding weiß, was er bis dahin tun wird: Rad fahren. Rad fahren. Und Rad fahren. Denn an eines glaubt er fest, wie er seinem Sponsor Trek erst kürzlich wieder versichert hat: »Jeder kann jedes Ziel erreichen, das er sich gesetzt hat.«