Anna Bader ist Deutschlands beste Klippenspringerin. Auf der Red Bull Cliff Diving World Series stürzt sie sich seit Jahren an den schönsten Orten der Welt in die Tiefe - und hat dabei neben der Schwerkraft vor allem mit dem eigenen Kopf zu kämpfen.
Anna Bader ist Deutschlands beste Klippenspringerin. Auf der Red Bull Cliff Diving World Series stürzt sie sich seit Jahren an den schönsten Orten der Welt in die Tiefe - und hat dabei neben der Schwerkraft vor allem mit dem eigenen Kopf zu kämpfen.
Lange steht sie da oben. Viel zu lange. Klar, es geht Wind, aber das kennt Anna Bader ja. Dafür kein Möwengeschrei wie sonst oft am Meer. Die Zuschauer halten eh den Atem an. Nichts als Schweizer Bergluft liegt zwischen ihr und dem Ziel, dem Vierwaldstättersee vor dem Ufer des Örtchens Sisikon.
Gleich wird alles sehr schnell gehen. 2,6 Sekunden braucht sie für die 21 Meter nach unten. Mit 75 km/h schlägt das zierliche Persönchen auf der Wasseroberfläche auf. Normalerweise. Aber das hier ist nicht normal. Denn statt sich wie schon tausend Mal zuvor von der Plattform nach vorn ins Nichts abzudrücken, tritt Anna Bader den Rückzug an, bricht den Versuch ab. Da kann der See noch so verführerisch glitzern. Es geht einfach nicht. Mentale Blockade, da keine Visualisierung. „Ich hab' den Sprung nicht gesehen“, wird sie später sagen.
Und so bleibt ihr nichts anderes, als Stufe für Stufe wieder abzusteigen, wie einer dieser Maulhelden im Freibad, der sich dann doch nicht von Zehner traut. So was haben sie in zehn Jahren Red Bull Cliff Diving Series auch noch nie erlebt, dass ein Profi einfach nicht springt. Aber genau betrachtet ist der Rückzug, das auch mal Nein-Sagen mutiger als sich mit einem schlechten Gefühl in die Tiefe zu stürzen. Dann wird es nämlich richtig gefährlich.
Zwei Tage zuvor war an gleicher Stelle der US-Profi David Colturi verunglückt, bei einem sogenannten Teaser-Dive, der im Netz Lust auf die Veranstaltung machen soll. Wobei: Verunglückt trifft es nicht wirklich. Seine Landung war nicht perfekt, doch er stieg locker aus dem Wasser, posierte noch für Fotos. Erst am Abend klagte der angehende Mediziner über Unwohlsein, ließ sich ins Krankenhaus bringen – und lag kurz darauf auf dem OP-Tisch: Milzriss.
Sein Profil auf der Website beginnt mit dem Satz: „Ich habe Angst vor den potenziellen Folgen eines missglückten Sprungs – fast so viel Angst wie vor einem nine-to-five-Job.“ So sind sie, die Cliffdiver: Sonne im Gesicht und immer einen Spruch parat.
Dass das Klischee vom gedankenlosen, nur von Adrenalin getriebenem Hasardeur auf die besten Klippenspringer der Welt nicht passt, wird jedem klar, der mal einen Blick von oben riskiert hat. Hier kommt nur heil runter, wer alle Sinne beisammen hat. Bis zu vier Salti und Schrauben kommen erschwerend hinzu. Die Männer, die aus 27 Metern Höhe springen, erreichen eine Endgeschwindigkeit von bis zu 90 km/h. Auf ihre Körper wirken Kräfte von zwei bis drei G, beim Eintauchen gar bis zu zehn G. Ein Bauchplatscher aus dieser Höhe wäre wie eine Landung aus 13 Metern auf Beton.
Vor vier Jahren landete der Ukrainer Anatoliy Shabotenko im Training auf Brustkorb und Gesicht, musste von den Rettungstauchern bewusstlos aus dem Wasser gefischt werden – zwei Tage später stand er zum Wettkampf wieder auf der Plattform. Einer erlitt mal eine Lungenquetschung, einem anderen zerschmetterte es das Handgelenk, und das Steißbein hat sich fast jeder Crack mindestens einmal gebrochen. Wer nicht kerzengerade eintaucht, wird den nächsten Langstreckenflug nicht genießen können.
Eine existenzielle Erfahrung mit dir selbst, eine Verbindung mit deiner Umwelt. Es ist surreal.Klippenspringer David Colturi
Und doch können und wollen sie sich dem Rausch nicht entziehen, allen Ängsten zum Trotz. Seriensieger Gary Hunt erzählt von seiner Krise: „Wenn man einmal eine mentale Blockade hat, geht sie nie mehr so wirklich weg. Man muss lernen, damit umzugehen, und man wird daran wachsen. Ich bin nicht der alte Gary, ich bin jetzt ein anderer: Gary 2.0.“
Rachelle Simpson, Gesamtsiegerin 2014, gibt zu: „Ich habe jedes Mal Angst – und bin dann so stolz auf mich, wenn ich diese Angst überwinde. Dann denke ich mir: 'Wow! Ich kann mich selbst und andere Mädchen davon überzeugen, so was zu tun, meinen Ängsten ins Auge zu schauen!'“
Cliffdiving-Legende Orlando Duque kann immer noch so schwärmen als sei er gerade zum ersten Mal von einer Klippe gesprungen: „Man fühlt den Speed, diese unglaubliche Beschleunigung – es ist so ein Spaß.“
Und David Colturi meint: „Es ist eine befreiende Erfahrung. Fliegen, ohne Hilfsmittel, ohne Joystick, nichts, nur die Luft, das Wasser und du, im Kampf mit der Schwerkraft auf dem Weg nach unten, Salto schlagend, Schrauben drehend. Eine existenzielle Erfahrung mit dir selbst, eine Verbindung mit deiner Umwelt. Es ist surreal.“
Und Stress pur. Nachdem Anna Bader ihren Sprung abgebrochen hatte, hätte sie am nächsten Tag wieder in den Wettkampf einsteigen können. Sie lehnt ab. Was sie beim ersten Sprung erlebt hat, reicht ihr. Der Alptraum jedes Klippenspringers: im Sprung die Orientierung zu verlieren. „In jeder Phase deutlich wahrnehmen, wo man gerade ist: Das ist das A und O beim Cliff Diving“, erklärt die Mittdreißigerin, „es gibt nichts Schlimmeres als ohne Kontrolle rumzufliegen. Da tue ich mir lieber ein bisschen weh.“
Einen gröberen Unfall kann man sich eh nicht erlauben, sagt Bader: „Das kratzt arg am Selbstbewusstsein. Selbst Sprünge, die man drauf hat, traut man sich dann nicht mehr. Es ist immer ein Abwägen, gerade bei neuen Sprüngen. Alle Risiken gehen einem durch den Kopf, alles was schiefgehen kann. Man weiß ja, was passieren kann. Wir sind nicht blöd, wissen um den Aufschlag und die Geschwindigkeit.“
Der Kopf, nicht die Höhe, ist der eigentliche Gegner des Klippenspringers. „Manchmal wache ich nachts auf und denke an den Sprung“, erzählt Bader, „dann gilt es, das alles auszuschalten und zu sagen: 'Ich hab' das trainiert, muss das nur abrufen, nichts anders machen, nicht die Nerven verlieren. Ich kann's! Ich seh' den Sprung, weiß genau, wie er sich anfühlen muss.' Dann geht man aufs Brett, und dann gibt’s auch keine Zweifel mehr.“ Und wenn es doch welche gibt, lässt man es lieber bleiben. Sonst könnte es der letzte Sprung gewesen sein.
Cliff Diving. Früher hieß das Klippenspringen und war vor allem aus Acapulco bekannt: La Quebrada, der legendäre, 24 Meter hohe Felsen, von dem sich die Clavadistas, die professionellen Klippenspringer, seit 1934 als Touristenattraktion in die Tiefe stürzen. Per Kopfsprung, wegen der überhängenden Felsen. Überlebenswichtig: im richtigen Moment abheben, weil der Pazifik dort nur tief genug ist, wenn gerade eine Welle rein rauscht.
Aber es geht noch grenzwertiger: Im August 2015 sprang der Extremsportler Lazaro Schaller beim Wasserfall Cascada del Salto bei Maggia in der Schweiz aus 58,8 Metern, höher als der schiefe Turm von Pisa. Einschlag mit 123 km/h. Kaum zu glauben: Aus zehn Metern braucht man etwa drei Meter Wassertiefe, aber aus 50 Metern reichen auch vier Meter.
Nur drei, vier Dutzend Athleten weltweit betreiben diesen komplexen, physisch und psychisch so anspruchsvollen Sport auf professioneller Basis. Das ist auch gut so. So spektakulär die Fliegerei von den Felsen auch ist, so lebensgefährlich ist sie für ungeübte Nachahmer. Mit der Red Bull Cliff Diving Series gibt es seit 2009 ein Wettkampfformat, das einerseits nichts auslässt, um das Spektakel perfekt zu inszenieren, andererseits aber auch alles für die Sicherheit der Athleten tut.
Drei Rettungstaucher sind stets mit im Wasser, wenn die Springer angerauscht kommen, eine Ambulanz steht in unmittelbarer Nähe, das Areal ist abgesperrt, und gesprungen wird nicht von einem schmalen Stück Fels, sondern von einer stabilen Plattform - mit einer Ausnahme: Auf der Azoreninsel São Miguel geht es direkt vom Vulkanfelsen in den Atlantik.
Überhaupt die Spots: Mal springen die Cracks in der irischen Wildnis auf der Insel Inis Mór in ein zwölf Grad kaltes Felsbecken, mal ins Flusswasser unter der Stari Most, der weltbekannten Brücke von Mostar, mal am chilenischen Riñinahue-Wasserfall, umgeben von schneebedeckten Vulkanen, mal von der Burg in Malcesine, mal zu Füßen des Fujiyama, zwischen den Skyscrapern Dubais, vorm Guggenheim Museum in Bilbao, im thailändischen Krabi, sogar im staubtrockenen Oman fand man ein geeignetes Wadi: Klippenspringen in der Wüste – man gönnt sich ja sonst nichts.
Besonders stimmungsvoll ist der Wettkampf in Polignano, einem knuffigen Städtchen südlich von Bari. Die Häuser scheinen aus der Steilküste heraus zu wachsen, stehen so senkrecht über dem Meer, dass man die Profis zum Teaser-Dive nacheinander von verschiedenen Balkonen in die Tiefe springen ließ: Domino Dive. In einem Video steht Gary Hunt morgens aus dem Bett auf, streckt sich - und springt aus dem Fenster: Wake-up-Dive.
Zur Wettkampf-Plattform gelangt man durch die Wohnung von Piero L'Abbate, einem älteren Herrn, der sich das Treiben mit der Mama vom Wohnzimmer aus ansieht. Die Bilder seiner Terrasse gehen um die Welt, denn hier bereiten sich die Athleten vor, reißen gegen die Nervosität noch ein paar Witze („Nette Badehose, Gary!“), gehen ein bisschen zu aufgedreht auf Instagram live, schieben schon den Mundschutz rein oder legen sich wie der Russe Artem Silchenko noch mal aufs Fakir-Brett.
Sportdirektor Greg Louganis, in den 80er und 90ern weltbester Wasserspringer, gibt Interviews auf der Plattform, sozusagen im Angesicht des Orkus, allerdings nur per Klettergurt gesicherten Reportern, was sie neben dem coolen Greg recht peinlich aussehen lässt.
Dann wird es ernst: rauf aufs Brett, Jubel der zigtausend Fans unten im Wasser und auf den Felsen, Flipflops runter werfen, Wind checken, Daumen hoch zur Jury und den Tauchern. Dann bimmelt ein Glöcklein, es wird still. Konzentration. Manche springen vorwärts ab, andere rittlings, einige aus dem Handstand, andere aus dem Lauf. Drei Sekunden später schlagen sie unten auf, Zehen zuerst, Arme angelegt, sonst wird's schmerzhaft. Fast jeder trägt eine Bandage an Knie, Knöchel, Schulter oder Handgelenk.
Vier verschiedene Sprünge müssen sie an den zwei Wettkampftagen zeigen, Ausführung und Schwierigkeitsgrad wird von der fünfköpfigen Jury bewertet. Bejubelt und von Security-Männern eskortiert wie Rock-Stars gehen die Cracks in Badehose dann durch den Ort, zurück zu Pieros Terrasse, manche nehmen unterwegs ein Espresso-Angebot an.
Der Gesamtsieger erhält die King-Kahekili-Trophäe, benannt nach dem hawaiianischen Häuptling, der im 17. Jahrhundert als Erster von den heiligen Klippen von Kaunolu sprang, dem Geburtsort dieses Sports.
Nach dem selben Muster funktioniert die High Diving WM des Weltschwimmverbandes Fina. Der hat sich das Format inklusive der Sprunghöhen und der in eine Tabelle gebrachten Schwierigkeitsgrade abgeschaut. Auch über eine Aufnahme ins olympische Programm wird nachgedacht. Für Anna Bader ist Cliff Diving wie Ballett: „Es geht um Anmut, Drehungen, freies Schweben – und manchmal auch um wunde Füße.“ Nach all den Jahren wundert sie sich immer wieder, „wozu man alles in zweieinhalb Sekunden in der Lage ist! Die Konzentration ist so krass geschärft“.
Gelernt hat sie die perfekte Körperbeherrschung beim Turnen, von Mutter Angelika, Olympiateilnehmerin 1968 und 1972. Mit 18 wurde Anna deutsche Mannschaftsmeisterin, hatte aber mit 13 schon mit Wasserspringen angefangen. „Schon als Kind bin ich von Bäumen in den See gesprungen“, erinnert sie sich. Mit 17 dann die erste große Klippe, in Jamaika. Sieben Mal wird sie Europameisterin im Wasserspringen, ein Mal WM-Dritte, landet in Macao bei "House of the Dancing Water", der größten Aquatic-Show weltweit. „Das war toll, mein Traum. Als Kind wollte ich immer zum Zirkus.“ Zwei Vorstellungen am Tag, fünf Tage pro Woche: Trapez, Choreo, Piratenbraut, Kostümwechsel, das ganze Programm. „Körperlich und mental war das schon hart.“
Vier Jahre lang macht sie das. Dann öffnet Red Bull die Cliff Diving Series auch für Frauen – und Bader ist sofort dabei. 21 Meter statt der gewohnten zehn: Wo trainiert man Sprünge aus dieser Höhe? Die Antwort ist so einfach wie beängstigend: nirgends.
„Viele Sprünge sind ähnlich wie vom Zehner“, erklärt Bader, „das Timing in der ersten Hälfte des Sprungs ist fast gleich, und dann hängt man noch den Barani dran.“ Der Barani, benannt nach einem italienischen Akrobaten aus dem 19. Jahrhundert, ist die finale Drehung vor dem Einschlag. „Beim Barani sieht man schon die Wasseroberfläche und kann noch mal timen: beschleunigen oder bremsen, indem man die Beine anwinkelt oder die Arme hoch nimmt.“
Sie springt wenig Wiederholungen, weil die Belastung für den Körper so hoch ist. 30 bis 40 Sprünge pro Woche, am Wettkampftag nur vier oder fünf. „Das ist alles sehr intuitiv. Man braucht diese Ruhephasen, fühlt sich auch jeden Tag anders.“ Manchmal fühlt man sich auch nach Gar-nicht-springen, siehe Sisikon. Und dann wieder frei wie ein Vogel, sagt Bader: „Ich hab' mal einen neuen Sprung ausprobiert, den damals nicht viele auf der Welt konnten. Aber ich wusste, dass ich ihn kann. Ich konnte ihn auch, hatte aber zu wenig Rotation und bin aufs Gesicht gefallen. Sah übel aus. Trotzdem war ich der glücklichste Mensch der Welt.“
Noch glücklicher ist sie, als vor ein paar Jahren Tochter Roksana zur Welt kommt. Der Vater: Kris Kolanus, ein Pole, Sohn eines Tauchlehrers und einer Akrobatin. Beruf: Cliff Diver. „Ich fand ihn immer ein bisschen komisch, introvertiert, schwer zu lesen“, erzählt Bader, „ehrlich gesagt konnte nicht viel mit ihm anfangen.“ Das änderte sich, als sie bei der High Diving WM in Kasan viel Zeit miteinander verbrachten – und nun sind sie die erste Cliff-Diving-Familie, reisen von Klippe zu Klippe durch die Welt, meist mit einer Oma als Babysitter.
Dass ihre Eltern regelmäßig vom Himmel fallen, „ist für die Kleine völlig normal“, sagt Mama Bader, „die denkt alle Eltern sind Klippenspringer.“ Sieben Monate nach der Geburt springt Bader wieder - aber anders als zuvor: „Ich verzichte auf die risikoreichsten Stunts. Früher wollte ich immer neue Sprünge machen, die Grenzen ausloten. Durch Roksi musste ich umschalten, mein einfaches Programm springen, das ich sicher kann, ohne Adrenalin und Anspannung vor dem Wettkampf. Ich war immer eine konzentrierte, überlegte Springerin, hab' mein Programm effizient abgespult. Das geht jetzt nicht mehr. Man wird ständig unterbrochen, der Kopf ist woanders, die Prioritäten verschoben. Es ist ein ganz anderes Trainieren, ein anderes Leben.
Und nachdem sie kürzlich zum zweiten Mal Mama geworden ist, ist ihr Leben nicht wirklich ruhiger geworden. Dass sie nach der Wettkampfpause im nächsten Sommer wieder oben auf dem Brett stehen wird, ist ausdrücklich nicht ausgeschlossen.
Warum sich die ausgebildete Englisch- und Geografie-Lehrerin (bei der Aufnahmeprüfung zum Sportstudium war sie durchgefallen, gescheitert an Sprint und Fußball-Dribbling) den Stress antut? Wegen des Geldes jedenfalls nicht. Nur zwei Athleten können vom Diven leben: der sechsfache Weltmeister Gary Hunt und der von Red Bull gesponserte Model-Typ Orlando Duque. „Die anderen improvisieren“, sagt Bader. So wie sie und Kris.
Gemeinsam haben sie das Bademoden-Label „Mad Hoppers“ kreiert und einen Wettbewerb mit einem Trampolin auf dem Zehner erfunden. Man schlägt sich so durch. Ein Shooting für den Playboy auf Mauritius brachte ihr 2013 zwar mediale Aufmerksamkeit, aber wirklich wohl gefühlt hat sich Bader mit den Fotos nicht: zu weit weg vom Sport. Und von dem kann sie einfach nicht lassen: „Es macht einfach Spaß, bei allem Nervenkitzel, allen Ängsten. Man wird nie bequem, und es ist ein tolles Gefühl, wenn ein Sprung klappt. Manchmal denke ich auch: 'Puh, schon ziemlich hoch...' Aber nach dem ersten Sprung weiß man wieder, warum man das macht.“
Roksi geht ihr dennoch nicht aus dem Sinn, und da wird es dann gefährlich. Auf den Azoren durfte die Kleine nicht mit auf die Wettkampf-Insel, da sie sich im Fall einer Evakuierung nicht alleine hätte bewegen können. Für zwei Stunden hatte Bader einen Babysitter, doch sie konnte sich nicht konzentrieren und ist nach nur einem Sprung zurück ins Hotel.
„Ich war nie besonders draufgängerisch, habe immer gut auf mich aufgepasst und versucht, mich nicht zu verletzen. Das hat mir geholfen, den Sport so lange auszuüben. Man muss auf seine Intuition hören: Was kann ich meinem Körper zumuten? Wo sind die Grenzen? Eine Zehntelsekunde Ablenkung kann tödlich sein.“
Und dennoch wird sie womöglich bald wieder auf der Plattform stehen, da oben in 21 Metern Höhe. Es wird ein bisschen Wind wehen, vielleicht schreien ein paar Möwen, und das Wasser wird verführerisch wie immer glitzern. Anna Bader wird runterschauen, 'Puh...' denken, sich sammeln, den Sprung visualisieren. Und dann wird alles sehr schnell gehen. Müssen.