Draußensein ist angesagt. Aber viele Outdoor-Fans verursachen aufgrund fehlender Praxis und Erfahrung überdurchschnittlich viele Unfälle. Lässt sich das eigentlich statistisch belegen?
Die Zahlen der schlimmen Unfälle sind zum Glück seit Jahren relativ konstant. Obwohl deutlich mehr Menschen ins Gebirge gehen als früher. Bei Skitouren sind Sicherheitsausrüstung und Risikomanagement sogar deutlich besser geworden – da gibt es kaum mehr Lawinenopfer, obwohl die Zahl der Skitourengeher stark zugenommen hat. Die häufigsten Outdoor-Unfälle sind eher harmlos: Bänderrisse, Knieverletzungen, solche Sachen.
Es häufen sich Berichte über Anfänger an Klettersteigen, die nicht mehr vorwärts- oder zurückkommen – oder E-Mountainbike-Fahrer, denen im hochalpinen Gelände der Saft ausgeht und die dann per Handy die Bergrettung alarmieren.
Und genau das gab es früher tatsächlich nicht so häufig. Blockaden und Selbstüberschätzung nehmen leider nicht nur an Klettersteigen zu, sondern auch beim vermeintlich leichten Wandern. Und im Smartphone-Zeitalter ist die Hemmschwelle, die 112 zu wählen, gesunken. Früher war es ja nicht so einfach, einen Notruf abzusetzen.
Aber waren die Bergfreunde vor 20 oder 30 Jahren wirklich erfahrener?
Ich glaube schon. Heute lassen sich Bergsportreisen rund um den Globus – auch bei uns – sehr einfach buchen. Das fördert eine gewisse Dienstleistungsmentalität und erzeugt ein Anspruchsdenken: Man bezahlt für etwas. Und bekommt eine Leistung dafür. Aber so einfach ist das am Berg eben nicht. Früher hat man sich langsam an höhere Aufgaben herangetastet. Heute standen einige schon auf dem Kilimandscharo, können sich aber im weglosen Schrofengelände nicht trittsicher bewegen.
Alles geht etwas zu schnell. Auf YouTube zuhause am Rechner sieht die Watzmann-Überschreitung einfacher aus als sie es in der echten Bergwelt dann ist. Ein bisschen müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen: Wir alle – alpine Vereine, Bergschulen und Outdoor-Industrie – suggerieren, wie schön und einfach es ist, in den Alpen unterwegs zu sein.