„Laufen ist zu einem sozialen Trend geworden“, sagt Urs Weber, der als verantwortlicher Redakteur für die deutsche Ausgabe von „Runner’s World“ arbeitet. 9.512 Leser und User des Lauf-Fachmagazins (und dessen Online-Portals) wurden Ende 2017 befragt.
Deren Antworten lassen keinen anderen Schluss zu: „34 Prozent nehmen regelmäßig an Lauftreffs teil – diese Zahl ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen“, sagt Weber.
Das Ergebnis eines breiten Trends zu regionalen Lauftreffs. Die öffentlichen Parkanlagen in den vielen deutschen Städten sind mittlerweile stark frequentiert von großen Laufgruppen, die von Brands wie Adidas, Nike, Under Armour, von Retailern wie Sport Scheck oder von Betrieben kostenlos organisiert werden.
„Die Teilnahme an Running-Wettbewerben ist hingegen nicht mehr so wichtig“, sagt Urs Weber. 81 Prozent der Befragten hatten in der vergangenen zwölf Monaten an einem Wettkampf teilgenommen – „diese Zahl ist leicht rückläufig. Meine Interpretation: Die Läufer sind heute nicht mehr so ambitioniert wie früher.“
Andere Beweg(ungs)gründe stehen im Vordergrund. Gesundheit und Fitness gehören zum heutigen Lifestyle – und dieser muss offensichtlich mit dem Smartphone für die soziale Umwelt auf Instagram, Facebook und Snapchat dokumentiert werden. „Wer in München durch den Englischen Garten geht und auf die Läufer unter 25 Jahren achtet, der merkt: Das sind mehrheitlich Frauen“, sagt Urs Weber auf der Health & Fitness-Bühne der ISPO Munich.
Hochwertige Running-Kleidung gehört wie selbstverständlich zu immer mehr Läufern. Die „Runner’s World“-Zahlen belegen dies. „Durchschnittlich 316 Euro haben unsere Befragten in den letzten zwölf Monaten für Laufbekleidung ausgegeben, mit Schuhen und Accessoires sind es insgesamt rund 1000 Euro“, staunt Urs Weber. Die gute Konjunkturlage kommt anscheinend auch den Retailern zugute.
Für die deutschen Sport- und Lauffachgeschäfte hat Urs Weber eine weitere gute Nachricht: „Wir erleben in Deutschland eine enorme Fachgeschäftstreue. Die Läufer erachten den Fachhandel für wichtig. 84 Prozent kaufen Laufbekleidung und -zubehör im Sportfachgeschäft, 82 Prozent im Laufsportfachgeschäft.“
Und was ist mit der Konkurrenz aus dem Internet? Natürlich shoppen Läufer auch online, bei der Umfrage ist der Anteil jedoch mit 76 Prozent leicht rückläufig. Es scheint genug Raum für alle Running-Retailer zu sein, schließlich setzt der durchschnittliche befragte Läufer 5,9 Paar Laufschuhe aktiv ein, jährlich ersteht er 2,7 Paar.
Wie geht es weiter im Laufsport? Ein Ende des Running-Booms ist jedenfalls nicht in Sicht. Potenzial sieht Urs Weber bei der weiblichen Zielgruppe. „In den USA sind bereits über die Hälfte der Marathon-Teilnehmer weiblich“, berichtet er. „In Deutschland sind es hingegen nur etwa 25 Prozent. Vielleicht werden wir da bald eine Veränderung erleben.“
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