Tobias, sowohl die ISPO Munich als auch die OutDoor by ISPO ändern dauerhaft ihre Termine. Warum?
Tobias Gröber: Weil die bisherigen Termine aus vielen Gründen kaum mehr Sinn ergeben haben. Insbesondere bei der ISPO Munich war der Januar-Termin ja bisher ein guter Kompromiss zwischen Hartware und Bekleidung und hat in den vergangenen Jahren auch sehr gut funktioniert.
Doch Stand heute ist eine Terminverschiebung eine Lösung, die attraktiver für die gesamte Branche ist. Nicht zuletzt durch Störungen der Lieferketten haben sich auch die Orderzyklen verändert. Mit unseren neuen Terminen tragen wir diesem Umstand Rechnung und positionieren unsere Messen dorthin, wo sie für unsere Aussteller und Fachbesucher optimal liegen.
Wir schaffen mit den neu ausgerichteten Messen inspirierende Kick-off-Termine für die Branche, die nicht nur ideal für Industrie und Handel liegen, sondern auch weitreichende Impulse in Richtung Konsumenten setzen.
Wie kam es zu der Entscheidung?
Wir haben in den vergangenen Monaten sehr genau analysiert, was der Markt von den Leitmessen ISPO Munich und OutDoor by ISPO erwartet. Vor allem aber haben wir hingehört, was unsere Kunden, die Aussteller sagen.
Das Ergebnis: Viele Aussteller und auch die großen Verbände wünschen sich einen Termin für die ISPO Munich Ende November und für die OutDoor bei ISPO Ende Mai oder Anfang Juni.
Mit dieser Entscheidung findet also bereits die ISPO Munich 2022 im November statt und nicht im Januar. Anmeldungen behalten ihre Gültigkeit und wir freuen uns auf viele Aussteller und Besucher der ISPO Munich im November 2022.
Welche Rolle hat die COVID-19-Pandemie dabei gespielt?
Wer Messen veranstaltet, für den ist Corona die wohl größte Herausforderung der letzten 50 Jahre. Aber mit der IAA Mobility, die ebenfalls unter meiner Leitung stattfand, haben wir bei der Messe München bereits bewiesen, dass wir in der Lage sind, große, internationale Messen auch unter Pandemie-Bedingungen erfolgreich zu veranstalten. Also hätten wir die ISPO Munich im Januar sicher auch bestens gemanaged.
COVID-19 hat insbesondere bei der ISPO Munich eine etwas andere Rolle gespielt: als Beschleuniger.
Wie meinst du das?
COVID-19 hat uns gelehrt, dass Gewissheiten nichts gelten. Wir sind alle aus unserer Komfortzone gerissen worden.
In der Pandemie haben wir gelernt, genau hinzuhören und flexibel zu sein, bisher Geltendes infrage zu stellen und agil auf die Anforderungen des Marktes zu reagieren. Dazu gehört es auch, Messetermine auf den Prüfstand zu stellen.
Was ist mit den Standbuchungen der ISPO Munich für Januar 2022? Verfallen diese?
Nein, alle bereits bestätigten Buchungen für die ISPO Munich 2022 behalten ihre Gültigkeit und werden automatisch auf den Novembertermin verschoben. Natürlich sind wir auch gerne bereit über Anpassungen zu sprechen.
Warum wollen Aussteller und Besucher die Terminänderungen?
Weil sie Business machen wollen und müssen. Wir erleben gerade weitreichende Veränderungen des Marktes und dabei Herausforderungen wie gestörte oder veränderte Lieferketten und die bereits erwähnten, geänderten Orderzyklen. Orders werden deutlich früher abgegeben.
Eine ISPO Munich im Januar käme heute viel zu spät. Sowohl in der Sport- als auch in der Outdoorbranche. Und inzwischen auch im Fachhandel. Bei der OutDoor by ISPO war es ähnlich, die dauerhafte Verschiebung auf den früheren Termin war ein ausdrücklicher Wunsch vieler Branchenvertreter.
Ein weiterer Vorteil: Indem wir beide Messetermine an den Beginn der jeweiligen Saison setzen, aktivieren wir nicht nur das klassische B2B-Geschäft, sondern wirken auch in Richtung Konsumenten. Unser parallel zur ISPO Munich stattfindendes Consumer Festival wird kurz vor dem Weihnachtsgeschäft die Nachfrage ankurbeln und viele Menschen für die teilnehmenden Marken begeistern.
Besucher und Aussteller der ISPO Munich müssen im Jahr 2022 aber nun zehn Monate länger warten. Sind sie nicht enttäuscht, dass die Januar-Messe verschoben wird?
Angesichts der sich permanent verändernden pandemischen Lage in Deutschland ist es gerade für die interkontinentalen Aussteller und Besucher noch nicht klar, ob und wie sie im Januar nach München kommen können.
Wir schlagen also zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir nehmen die Unsicherheit, eventuell nicht an der ISPO Munich teilnehmen zu können. Dafür haben wir einen Termin im November gefunden, der für die meisten unserer Partner dauerhaft besser ist.
Die Terminverschiebung ist also keine kurzfristige Verlegenheitslösung?
Nein, es handelt sich um eine dauerhafte Verschiebung, bei der wir die Termine von OutDoor by ISPO und ISPO Munich synchronisiert optimieren. Ich habe selten erlebt, dass sich unsere Partner aus Industrie, Handel und Verbänden bei einer so weitreichenden Entscheidung so einig waren.
Ich habe in den vergangenen Tagen noch einmal persönlich mit vielen Ausstellern und Stakeholdern persönlich gesprochen. Hier hat sich dieser Eindruck nochmal verstärkt.
Aber kurzfristig kam die Entscheidung schon, etwa zwei Monate vor dem geplanten Termin der ISPO Munich 2022 …
Ich verstehe, dass das so wirkt. Aber eine so weitreichende Entscheidung sollte man nichts übers Knie brechen und braucht Zeit. Wir müssen den Markt sondieren, mit unseren Stakeholdern sprechen, auch intern Überzeugungsarbeit leisten – und haben uns dann so entschieden, wie es strategisch für die Branche das Beste ist.
Da die ISPO Munich im Januar nun nicht stattfindet: Was bietet Ihr denjenigen an, denen zum Beispiel die ISPO Munich im Januar als Plattform fehlt, um ihre Neuentwicklungen und Produkte zu präsentieren?
ISPO ist glücklicherweise mehr als die ISPO Munich. Wir haben frühzeitig auf die Digitalisierung gesetzt und mit ISPO.com eine Plattform geschaffen, auf der unsere Partner 365 Tage im Jahr ihre Informationen verbreiten können.
Hier hat zum Beispiel auch der ISPO Award seine Heimat gefunden, der als eines der wichtigsten Gütesiegel der Branche gilt. Unsere Partner können ihre Produkte hier nun viermal im Jahr zur Prämierung einreichen, statt wie bisher nur einmal im Jahr zur ISPO Munich. Auch ISPO Textrends werden wir bis zum November digital abbilden.
Wir werden allen für die ISPO Munich im Januar gebuchten Ausstellern Pakete zum Sonderpreis anbieten, um ihre Produkte und Lösungen auf ISPO.com ganzjährig für eine B2B- und B2C-Zielgruppe zu präsentieren. Dafür stehen unseren Partnern eine ganze Reihe von Darstellungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Wie werden die OutDoor by ISPO im Juni und die ISPO Munich 2022 im November konkret aussehen?
Sicher nicht so wie in den vergangenen Jahren. Sie werden kompakter und effizienter sein. Sie werden lösungsorientiert sein und viele Formate für Inspiration und Know-how-Austausch bieten. Darüber hinaus nutzen wir die Chance und modernisieren die Konzepte weiter.
Zum Beispiel werden wir die Messen von vier auf drei Tage verkürzen und mit Maximalgrößen bei den Standgrößen jeder Marke arbeiten. Mit beiden Maßnahmen haben wir bei der IAA Mobility sehr gute Erfahrungen gemacht. Die Zeit des Gigantismus ist vorbei.
Die OutDoor by ISPO wird 2022 einmalig im MOC Veranstaltungszentrum parallel zur Motorworld stattfinden und dann 2023 wieder aufs Messegelände ziehen.
Was erwartest du persönlich von diesen Veranstaltungen?
Sowohl OutDoor by ISPO als auch ISPO Munich werden in den kommenden Jahren noch stärker als bisher ihrem Anspruch als internationale Leitmessen gerecht werden. Wir werden ein inspirierendes, begeisterndes und aktivierendes Programm sehen, das wir in den kommen Monaten weiterentwickeln und verfeinern werden und unserem Motto folgt: More Presence. More Relevance. More Connections.
Tobias, wir danken dir für das Gespräch.
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