„Die Not macht erfinderisch“, sagt Phillip Mills, Executive Director von Les Mills. „Studiobetreiber, die sich bisher ausschließlich auf das Angebot in ihrem Studio vor Ort verlassen haben, sind kopfüber in die digitale Welt eingetaucht.“ Les Mills hat kürzlich nach eigenen Worten die weltweit größte Studie über die Bedürfnisse der Fitness-Konsumenten nach der Pandemie veröffentlicht, den 2021 Les Mills Global Fitness Report. Weltweit wurden dazu 12.157 Fitness-Konsumenten befragt. Ein Ergebnis: 80 Prozent der Studio-Mitglieder wollen zukünftig digitale Angebote in ihren individuellen Trainingsplan integrieren.
Diesen Trend bestätigt das American College of Sports Medicine (ACSM). Im vergangenen Jahr lag das Online-Training (Live-Stream-Classes und Workouts on Demand) zum ersten auf Platz 1 der Top Ten der Fitness-Trends weltweit. Gefolgt von Wearables, Körpergewichtstraining, Outdoor-Aktivitäten und HIIT (Hochintensives Intervalltraining). Auf Platz 6 findet sich Virtuelles Training. Dieses wird nun vermehrt in den Studios angeboten, um Mitgliedern eine flexible Nutzung zu ermöglichen (zum Beispiel frühmorgens).
Gesundheit ist seit Ausbruch des Corona-Virus in den Fokus gerückt. 50 Prozent der Konsumenten kümmern sich seit dem Jahr 2021 verstärkt um ihr Wohlbefinden hat der Les-Mills-Report herausgefunden. 82 Prozent treiben regelmäßig Sport, oder planen es; 75 Prozent besuchen ein Fitnessstudio. Das macht Fitness zur weltweit größten Sportart. Hier bieten sich enorme Wachstumschancen für Fitnessanbieter sobald die Corona-Beschränkungen minimiert oder ganz aufgehoben werden. Denn: Live-Classes sind die beliebteste Aktivität. Fitnessstudios in Neuseeland berichten beispielsweise von einer erhöhten Aktivität ihrer Mitglieder verglichen mit der Zeit vor der Corona-Pandemie. In den USA kehrten 75 bis 80 Prozent der Mitglieder in den ersten Monaten des Jahres 2021 in die Studios zurück. In allen untersuchten Ländern des Les-Mills-Fitness-Reports liegt die Check-in-Quote bei 110 Prozent pro Mitglied.
Die Fitness- und Gesundheitsbranche hat im vergangenen Jahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 nach Angaben des DSSV (Arbeitgeberverband Deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen) einen Verlust von rund 25 Prozent der ursprünglich 11,7 Millionen Mitglieder (Stand Ende 2019) zu verkraften. Aus aktuellen Untersuchungen gehe hervor, dass die Branche mindestens zwei Jahre benötigen wird, um das Mitgliederniveau von Dezember 2019 wieder zu erreichen.
Nur bestimmte Gruppen können sich noch unentgeltlich auf das Corona-Virus testen lassen. Die Kombination aus der 3G-Regelung und die nunmehr geltende Kostenpflicht für Corona-Tests – dies ist nach Worten des DSSV die zentrale Problematik für die Branche. Der Verband prognostiziert, dass dadurch ein noch höherer Schaden für die Fitnessstudios entstehen werde. Die Rede ist von 1,3 Milliarden Euro Verlust und weiteren 35 Prozent der Fitnesssportler, die ihre Mitgliedschaft kündigen. Allerdings bietet die Corona-Pandemie auch große Chancen, wie der Les-Mills-Report feststellt.
Roman Gerber vom Bavarese-Fitnessclub in Kolbermoor ist überzeugt, dass die digitale Welt die Zukunft sein wird: „Ein hybrides Modell wird in Zukunft den Erfolg von Studios bedeuten“ und spricht dabei vor allem von Workouts wie Stretching, Bodybalance, Yoga Classes und Kursen, die Mitglieder lieber in Ruhe und in ihrer Wohlfühl-Umgebung absolvieren als im Studio. „Mit einem hybriden Angebot geht man sicher, dass man die Mitglieder nicht verliert, wenn sie das Studio mal nicht besuchen, sondern lieber ein Workout oder eine Einheit Zuhause machen wollen.“ Auch wenn Live-Classes doppelt so attraktiv sind wie Live-Streams, können diese ein Mittel sein, um Mitglieder an das Studio zu binden.
Das ideale Verhältnis von Live-Classes und Online-Training ist für die befragten Fitnesssportler des Les-Mills-Reports 60 zu 40 – also wollen sie mehr Zeit ihres Trainings im Studio verbringen als zu Hause. Außerdem bevorzugen zwei Drittel das gemeinsame Training. Die Les-Mills-Groupness-Studie hat ergeben, dass Mitglieder in Fitnesskursen ein höheres Maß an individuellem Spaß, Anstrengung und Zufriedenheit erleben. Dieser Gruppeneffekt motiviere die Konsumenten, ins Fitnessstudio zu gehen. Da diese Gruppe dem Studio länger treu bliebe und auch mehr neue Mitglieder anzöge, würde sie das Fundament eines erfolgreichen Studios bilden.
Der Grund,warum Menschen ein Fitnessstudio aufsuchen ist, dass sie Motivation zum Trainieren benötigen. Deshalb haben die so genannten Rockstar-Trainer den größten Anteil am Erfolg eines Studios. Sie sind der wichtigste Faktor für mehr als ein Viertel der Gruppenfitness-Teilnehmer (28 Prozent), gefolgt von der Qualität der Musik (24 Prozent) und der Art des Workouts (21 Prozent). Die Forschung zeigt laut Fitness-Report, dass intrinsische Ziele dazu beitragen, dass Menschen länger Mitglied bleiben und häufiger trainieren, wenn sie dies in einem motivierenden Studio tun: „In einer Welt, die von Technologien dominiert wird, haben Menschen eine wichtigere Rolle denn je, um das Mitgliedererlebnis zu gestalten.“
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