Nach dem Stillstand folgt der Aufschwung. So sieht die Fitnessbranche die Zeit nach den Beschränkungen der Corona-Pandemie. Denn trotz des Lockdowns bewegt sich die Gesellschaft – nur eben anders als zuvor. Und die Fitnessstudios arbeiten schon an neuen Konzepten für die Zeit, wenn sie wieder öffnen – was den Kunden zugutekommen wird.
Bei der ISPO Munich Online 2021 diskutierten Verantwortliche verschiedener Fitness-Anbieter unter dem Motto: „Wie geht es nach dem großen Fitness-Re-Opening weiter?“ Mit dabei waren: Benjamin Roth, CEO & Co-Founder; Urban Sports Club, Ralph Scholz, Präsident DIFG e.V.; Oliver Sekula, CEO Aciso Fitness and Health GmbH; Martin Seibold, Managing Director, Lifefit Group und Thorsten Rebeck, Managing Director BodyLife. Ein paar Gedanken, was euch im Fitnessstudio ab 2021 erwartet. Es könnte sich einiges verändern.
Der größte Fitnesstrend des Jahres 2020? Na, klar: Online-Fitness. Als die Gyms schließen mussten, wanderten die Fitnesskurse eben in Zoom- oder Skype-Meetings. Aber, schränkt Benjamin Roth von Urban Sports Club ein: „Die Leute wollen Sport nicht nur online machen. Sie sehnen sich auch nach einer professionellen Umgebung und Trainern.“
Das wird sie tatsächlich zwangsläufig wieder in die Studios führen. Gleichzeitig haben die Menschen aber nun nach fast einem Jahr des Lockdowns auch gelernt, dass Home-Fitness ganz gut funktioniert – und in einigen Fällen, viel Spaß daran entwickelt. Das Beste aus beiden Welten dürfte daher künftig das Training bestimmen. Entweder Online oder Studio? Das wird es wohl bald nicht mehr geben, sondern die Studios fokussieren sich auf Hybrid-Fitness-Konzepte. Die Kombination stärkt nicht nur die Muskulatur, sondern auch die Connection von Studio und Kunden.
„Es gibt da gerade eine große Veränderung“, sagt Ralph Scholz, der Präsident des Deutschen Industrieverbands für Fitness und Gesundheit: „Im Moment sagen die Menschen nämlich: Wir wollen Sport kombinieren – Studio und Outdoor-Aktivitäten.“ Also Outdoor-Aktivitäten wie Klettern oder Wandern. Darauf stellt sich die Industrie jetzt gerade ein. Es kann gut sein, dass ein stationäres Studio deshalb in Zukunft vielseitiger auf die Bedürfnisse reagiert.
Schließlich habe sich in Studien auch herausgestellt, dass Yoga und Klettern für einige Kunden eng zusammengehören, für andere Schwimmen und das Gym. „Die Menschen wollen Dinge mixen“, sagt Roth. Und darauf kommt es an. Nicht jedes Studio um die Ecke wird künftig Kajak-Fahren oder Stand-Up-Paddling anbieten – manche, gerade naturnähere, werden den Trend aber erkennen und bislang ungekannte Kooperationen bilden. Es ist eine Zeit des Aufbruchs für die Industrie, davon profitieren auch die Kunden.
An anderer Stelle hat das Thema Outdoor-Fitness zuletzt ohnehin Fahrt aufgenommen. Weil gerade intensives Training draußen ungefährlicher als drinnen ist, haben einige Fitness-Studios schon Geräte oder Kurse nach draußen verlagert.
Klein und fein: Diesen Vorzug bieten die Boutique-Studios, in denen meist ein einzelner Personal Trainer für die Fitness zuständig ist – auch dieser Trend wird weiter wachsen. Die Mini-Studios sind zwar teurer als die großen Wettbewerber, bieten allerdings passgenaues Training mit einem zuständigen Coach – und damit die Chance auf schnelleren Fitness-Erfolg.
„Inzwischen gibt es vier oder fünf verschiedene Marktsegmente in unserem Sektor“, sagt Martin Seibold, Managing Director bei der LifeFit Group, zu der beispielsweise Fitness First gehört, aber auch Elbgym, Club Pilates oder das Boutique-Konzept The Gym Society. Die ganz auf die Fitness-Interessierten zugeschnittene Differenzierung führt gleichzeitig zu mehr Zufriedenheit bei allen Beteiligten: Betreibern, Trainern und Kunden.
Jacob Fatih, einst Gründer von FitX, der mittlerweile mit der Firma Crealize andere Menschen zum Gründen motivieren will, sieht derzeit drei verschiedene Wege fürs Re-Opening nach dem Lockdown. „Es wird dann Special-Interest Gyms oder neuerfundene Gyms geben. Sie werden nicht mehr die selben Gyms wie davor sein.“ Zudem denkt er, dass die Studios auch lokal näher an die Kunden herankommen.
Yoga oder mentales Training sind als Trend natürlich ein alter Hut. Trotzdem hat die Pandemie noch einmal als Beschleuniger für Fitness und Health gewirkt. Fatih rechnet deshalb künftig mit einer Kombination aus physischem, kompetitivem und mentalem Training. Es versteht sich von selbst, dass aufgrund der aktuellen Lage zunächst auch in den Studios auch noch Hygieneregeln beachtet werden müssen.
Zudem vermutet Jacob Fatih: „Den großen Run auf die Gyms wird es nicht nur wegen des Sports dort geben, sondern auch wegen sozialer Interaktion.“ Und was hilft da besser, als daneben noch einen Mix aus körperlichem Training und geistiger Entspannung zu erleben?
Und schließlich werden in der Pandemie auch die Gesundheitsgefahren eines allzu unsteten Lebenswandels offenbar. Besonders sportliche Menschen kommen ja meist leichter durch eine Covid-19-Erkrankung. „Es gibt einen deutlich größeren Fokus auf die Gesundheit und Aktivität“, hat Seibold beobachtet. „Was fantastisch für jeden im ISPO-Netzwerk ist.“
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