Die große Zuschauertribüne auf der Academy Bühne der ISPO Munich war bei der Podiumsdiskussion zu den Karrierechancen in der Sportindustrie bestens gefüllt. Nach einem Rundgang über die weltgrößte Messe der Sportindustrie hörte sich eine große Gruppe von Auszubildenden die Ausführungen der Profis an. Unter den Zuhörern waren unter anderem Groß- und Einzelhandels-Azubis, Sportökonomie-Studenten aus Bayreuth und Marketing-Studenten von der FH Wiener Neustadt aus Österreich.
Hochrangige Experten, wie Roman Klein, Senior Head of Human Resources bei Puma, berichteten über die Erwartungen an Neueinsteiger in der Sportindustrie. Die meisten Jobs sind sehr begehrt. Um im Wettstreit mit anderen Bewerbern mithalten zu können, sind vor allem folgende Fähigkeiten gefordert:
In Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung der Sportindustrie werden von Bewerbern vor allem Netzwerk-Fähigkeiten gefordert. Eigenbrötler oder Individualisten sind out. „Wir brauchen Menschen, die willens sind, zu kooperieren und ihr Wissen zu teilen, um das Unternehmen nach vorn zu bringen“, sagt Puma-Personalchef Klein. Heutzutage wird in vielen Unternehmen in teils multinationalen Gruppen zusammengearbeitet und zudem externe Hilfe für neue Produkte, zum Beispiel im Bereich Digitalisierung, dazu geholt.
„Da ist Netzwerkkompetenz gefragt. Wir müssen heutzutage mit vielen Partnern umgehen. Wir sind zum Beispiel keine Sensortechniker oder IT-Profis – aber die Mitarbeiter müssen wissen, wo wir die finden und wie man eine Win/Win-Situation für alle erreicht“, erklärt Frank Proksch, Director of Research and Development bei Uvex. Ebenfalls wichtig ist das Verständnis komplexer Prozesse. „Wir wollen schneller von der Idee zum Produkt kommen. Also brauchen wie junge Leute, die das nötige Prozessverständnis mitbringen“, so Klein.
Womit wir beim Thema Praxiserfahrungen wären. Ein Netzwerk und das Verständnis von Produktionsabläufen eignet man sich am besten bei Praktika an. „Mindestens sechs Monate oder noch besser deutlich länger – also ein Jahr“, sollte es nach Auffassung von Klein sein. Der HR-Mann von Puma drängt auch Hochschulen mit Sportwirtschafts-Studiengängen wie die in Bayreuth, den Praxisanteil weiter zu erhöhen. Frank Proksch von Uvex stellt niemanden ein, „der nicht mindestens vier Monate Praktikum gemacht hat“.
Nur so könne man feststellen, wie selbstständig jemand arbeite. Ebenfalls bei vielen Jobs von Vorteil ist ein Sport-Hintergrund, zum Beispiel aus einer eigenen sportlichen Karriere. Wer den nicht hat, solle sich Erfahrungen als „Volunteer oder Mitarbeiter bei Sportgroßveranstaltungen“ wie Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften oder Weltcups holen, empfiehlt Dr. Martin Schlegel vom Australian Sports Technologies Network. Ein Bachelor- oder Master-Abschluss ist zumindest in Deutschland immer noch von großem Vorteil, aber Praxiserfahrungen bei gleichen Ausbildungen häufig die ausschlaggebende Komponente. Puma sucht vor allem Mitarbeiter mit betriebswirtschaftlichen bzw. sportökonomischen Hintergrund, Uvex eher Ingenieure.
In der Puma-Zentrale in Herzogenaurach arbeiten Mitarbeiter aus 60 Nationen, übrigens mit einem Durchschnittsalter von nur 33. „Für uns ist es relativ leicht, weltweit Talente zu finden. Unsere Firmensprache ist Englisch – man kann also auch in Herzogenaurach arbeiten, ohne ein Wort deutsch zu sprechen“, berichtet Pumas HR-Boss Klein. Für eine möglichst reibungslose Zusammenarbeit sind deshalb neben einer gewissen Herzlichkeit und Toleranz vor allem Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz unerlässlich.
Die fördert man am besten mit Auslandsaufenthalten. „Ein Auslandssemester ist immer gut und wenn es möglichst ist, sollte man einen Aufenthalt in Asien zum Beispiel in China oder Taiwan mit dabeihaben. „Das zeigt dann gleich noch, dass man sich ein Jahr im Ausland allein durchschlagen konnte“, so Uvex-Mann Proksch. Klein: „Perfekt ist, wenn man neben Englisch noch eine asiatische Sprache beherrscht.“
Egal, ob das Thema Nachhaltigkeit oder smarte Produkte heißt – es gibt immer neue Megatrends und die Grenzen von der Sportindustrie zu anderen Branchen verschwimmen. „Änderung ist die neue Normalität“, sagt Puma-Mann Klein. Oder wie es der in Australien arbeitende Martin Schlegel formuliert: „Extrem wird zu Mainstream. Das, was wir als Sport betrachten, wird sich komplett ändern.“ Entsprechend braucht es in der Sportindustrie auch immer mehr Grenzgänger und Seiteneinsteiger.
So wie Pumas Personalchef Klein selbst, der früher auch schon Polizist und Banker war. „Wir brauchen zum Beispiel Menschen, die das NASA-Vorbild einer Isolation im Space Shuttle auf das Thema Kleidung übertragen können. Dafür muss man ‚out of the box‘ denken können“, sagt Michael Jakob, Vice President of Business Development bei Primaloft. Auch durch die Digitalisierung und Produkte wie Wearables bekommen immer mehr Branchenfremde Chancen in der Sportindustrie. Da sich die Trends immer schneller ändern, ist ständige Fortbildung übrigens auch für gestandene Mitarbeiter in der Sportindustrie ein Muss.
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