Pop-up-Stores, die bei kleinen Designer-Marken blühen, sind nun auch für große Sportmarken megatrendig. Ein heißes Thema auch für alle, die im Sport-Business den Einstieg oder den Karriere-Turbo suchen. Denn im Pop-up-Bereich können auch Absolventen und Einsteiger in die Markenwelten von Adidas, Puma, Nike und Co. eintauchen. Die Hersteller brauchen für die Stores auf Zeit auch Personal auf Zeit, das zusätzlich rekrutiert wird.
Dieses muss sich sehr schnell einarbeiten und viele Aufgaben gleichzeitig betreuen. Meist suchen und liefern Spezialagenturen dieses Personal. Oder die Agenturen bieten Jobs rund um den Pop-up-Trend – in der Social-Media-Kommunikation für die Eröffnung und für Special Events. Oder für das Training der Verkäufer oder die Ausstattung der stylischen Läden.
Andy Gugenheimer, Chef von sportyjob.com sowie Kooperationspartner des ISPO Job Market, erklärt, welche Job-Chancen es in und rund um Pop-up-Stores im Sport-Business gibt und welche 5 Voraussetzungen Bewerber für diese Jobs möglichst mitbringen sollten.
Klein und exklusiv: Das ist das Kennzeichen fast aller Pop-up-Stores. Viel größer als 200 Quadratmeter sind wenige. Das heißt: Die fünf bis zehn Mitarbeiter werden nicht so spezialisiert eingesetzt wie in einem „traditionellen“ Sport-Laden mit 1000 oder mehr Quadratmetern. Sie müssen also mehrere Aufgaben erledigen können, quasi „Eierlegende Wollmilchsäue“ sein.
Entsprechend verlangen die Stellenausschreibungen eine große Bandbreite: „Nach Ladenschluss machst Du den Kassenabschluss und hinterlässt unseren Store sauber und aufgeräumt für den nächsten Tag.“ Oder: „Du hast den Warenbestand im Blick und bestellt bei Bedarf nach. Du hilfst bei der Vorbereitung von Events und Promotions im Store.“ Noch ein Beispiel: „Du bist auch für das Visual Merchandising im Shop sowie tägliche Kassenabrechnungen und allgemein anfallende Arbeiten im Store zuständig.“
Im Klartext muss ein kaufmännisch versierter Mitarbeiter, der die Einnahmen und Bestellungen im Blick hat, auch zum Wischtuch greifen und bei Events auf die Bühne springen, die er vorher im Stil der Marke dekoriert hat.
„Das ist eine hervorragende Möglichkeit, um sich in kurzer Zeit ein ganz breites Know-how im Handel und in der Darstellung einer Sportmarke anzueignen“, schwärmt Karriere-Fachmann Gugenheimer. Die großen Marken im Sport-Business schätzen nämlich Bewerber, die schon früh sehr breit den Umgang mit Kunden und Produkten erlernt haben. Genauso wie Autokonzerne Ingenieure als Manager und Vorstände bevorzugen, die die technische Basis des Geschäfts kennen.
Die temporären Shops haben beim Personal eine ganz eigene Dynamik. Natürlich ist alles perfekt inszeniert und die Mitarbeiter werden vorab durch Dienstleister wie Avantgarde Experts rekrutiert. Ein Großteil sind flexible Arbeitskräfte, also Studenten, Freiberufler oder Mitarbeiter von Agenturen. Ist ein Pop-up-Store mehrere Monate geöffnet oder verlängert sich die Zeit gar über ein Jahr hinaus, so müssen viele Mitarbeiter wieder an die Universität oder in andere Jobs zurück. Neue rücken nach.
Wer aber länger dabei ist, Wechsel überdauert und mit besonderem Talent für Beratung, Verkauf und Warenpräsentation glänzt, kann in diesem Mikrokosmos schnell und überraschend Karriere machen. „Da wird die Aushilfskraft auch über Nacht mal zum Teamleiter Verkauf oder gar zum Store-Manager, wenn das angesammelte Know-how und der Einsatz stimmen“, weiß Andy Gugenheimer.
„Quasi als Werkstudent ein eigenes kleines Unternehmen leiten – die Chance und diesen einmaligen Input für den Lebenslauf gibt es nicht überall!“ Heißt: Wer mit einem Pop-up-Job liebäugelt, sollte auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Einige Stellenausschreibungen in dem Bereich signalisieren entsprechend: Die Bereitschaft zur Führung eines kleinen Teams wäre wünschenswert.
Was aufpoppt, muss außergewöhnlich sein – dazu gehören auch die Beratungsangebote. In der klassischen Modebranche können sich Store-Besucher oftmals von Style-Beratern ausstaffieren lassen. Bei Sportartikeln funktioniert das auch. Zum Beispiel bei den unlängst eröffneten drei Pop-up-Stores von Adidas Originals in München, Köln und Wien.
Die Adicolor Pop-up-Stores nehmen den Kunden in die Farbwelt aus Rot, Blau, Grün, Gelb und Schwarz mit. Dabei kann sich jeder Kunde von einem Adidas Color Consultant beraten lassen, um die zu ihm passende Farbe und die entsprechenden Adicolor-Teile zu finden. Beispiele wie dieses zeigen: Im Pop-up-Store ist die Arbeitswelt im wahrsten Sinne des Wortes bunt. Für die einzelnen Aktionen und Services müssen Mitarbeiter für ganz neue Aufgabengebiete geschult werden.
Das verlangt von einem Pop-up-Neuling sehr viel Flexibilität und vor allem Lernfähigkeit. „Ohne die Bereitschaft, auch einmal etwas völlig Neues zu lernen, braucht niemand in einem Pop-up-Store anfangen“, rät Experte Gugenheimer. Ob Farbberatung oder die Bedienung einer interaktiven Fotobox, um den neuen Look für den Kunden gleich in Szene zu setzen. Um den Mitarbeitern wiederum alle neuen Skills und auch spezielle Markenkenntnisse zu vermitteln, werden von den Herstellern Spezialagenturen wie Rheinsport aus Köln engagiert, die auf Schulungen spezialisiert sind.
In den Agenturen zu arbeiten heißt wiederum: Pop-up von der anderen Seite angehen, dem Marken-Unternehmen die perfekte Durchführung garantieren. Gugenheimer: „Da entstehen auch immer mehr coole Jobs. Die Leute in den Agenturen haben oft mehr Spezialwissen, als die Mitarbeiter bei den Herstellern, was ihnen langfristig bei der Karriere hilft.“
Pop-up-Stores der großen Sportartikel-Hersteller und auch der kleineren Trend-Marken sind vor allem in den sozialen Netzwerken immer ein Thema. Über Facebook zum Beispiel können die Marken ihre Fans zu den Pop-up-Events direkt einladen, bekommen sofort Resonanz. Über Facebook, Instagram, Pinterest und Twitter werden die Highlights und Top-Angebote des Stores verbreitet und erreichen damit auch die Fans, die nicht vor Ort sein können (die aber in ihrem positiven Markenbild bestärkt werden).
Ein großer Social-Media-Event war zum Beispiel die Eröffnung eines exklusiven Fenty Pop-Up-Stores von Puma in Berlin letztes Jahr. Dort gab es ausschließlich die Kreationen von Rihanna. Und DJs heizten den Besuchern kräftig ein.
Auch wenn es nicht immer die ganz große Event-Nummer ist – Social Media ist das wichtigste Medium im Pop-up-Geschäft. Um die professionelle Betreuung der Kanäle kümmern sich Marketing-Experten, die sich auf Facebook + Co. spezialisiert haben. Die sitzen bei Agenturen wie der Münchner Coma AG, die Sportkunden wie zum Beispiel Sport Scheck oder Mammut Outdoor betreut. Im Shop selbst herrscht deshalb aber keineswegs Funkstille.
Andy Gugenheimer: „Die Mitarbeiter vor Ort müssen regelmäßig checken, was im Netz über den Shop gepostet wird, welche Artikel gerade hip sind. Die müssen sie dann im Zweifel noch besser platzieren oder nachordern. Und viele Arbeitgeber sehen es hier durchaus gerne, wenn die Mitarbeiter regelmäßig das aktuelle Geschehen aus dem Shop über ihre Kanäle ins Netz geben und so dann schon zu Micro-Influencern werden!“
Bevor irgendetwas aufpoppt, müssen Konzept (welche Ware in welcher Umgebung) und vor allem die Inszenierung des Stores präzise geplant werden. Für diese kreative Gesamt-Aufgabe arbeiten die Store-Planer bei den großen Sportartikel-Marken mit Agenturen zusammen, die sich auf das Pop-up-Business spezialisiert haben. Die die richtigen Locations für den Shop auf Zeit kennen oder schnell ausfindig machen können, also tief mit der Szene vernetzt sind, etwa in der Pop-up-Hochburg Berlin, wo bereits 2009 Nike ein Pop-up für seine Skateboard-Linie eröffnete.
Dienstleister wie die Agentur BOLD Communication & Marketing mit Sitz in Los Angeles und Berlin sorgen dann auch gleich für die passende Ausstattung des Stores. Denn: „Die Atmosphäre, die wir erschaffen, kann in einigen Fällen mehr positiven Einfluss im Entscheidungsprozess der Kunden haben, als das Produkt selbst“, sagen Pop-up-Experten.
Personalberater Andy Gugenheimer: „Für die Spezialagenturen zur Vorbereitung und Umsetzung der Pop-ups werden oft Kreative mit Event-Hintergrund gesucht, die vor allem schon für Szene-Marken aller Art gearbeitet haben. Aber auch, wer im Studium in der Szene-Gastronomie gejobbt hat und einen Sinn für Gestaltung besitzt, hat Chancen für den Einstieg.“
Egal, ob es um ganz neue spannende Erfahrungen im Store geht. Oder um die Planung und Vermarktung drumherum. Der Pop-up-Wanderzirkus ist eine eigene Welt, mit sehr vielen Aufgaben und Kontaktmöglichkeiten auf kleinstem Raum. Wer flexibel ist und die Karriere nicht nach Schema F starten möchte, für den ist ein entsprechender Blick in die Stellenmärkte der Unternehmen und Agenturen ein Muss.
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