mvdham, dahinter versteckt sich ein kleines Berliner Mode-Start-up mit ihrer Gründerin Miriam van der Ham. Ihre Anfangsbuchstaben hat sie zur Brand gemacht und damit als Winner im Bereich Urban Outdoor bei ISPO Brandnew 2020 abgeräumt.
Die quirlige Modedesignerin mit niederländischen Wurzeln hat ein Faible für urbane Fashion mit Funktion aus Naturmaterialien wie Wolle und Seide. Außerdem liebt sie japanische Designer der 1980er-Jahre, wie Yamamoto und Miyake. Eine Liebe, die sich in ihrer Kollektion widerspiegelt. ISPO.com hat mit van der Ham gesprochen.
ISPO.com: Ihre Kollektion begeisterte die ISPO Brandnew Jury vom ersten Moment an, beim Labelnamen kommt man aber eher ins Stolpern …
Miriam van der Ham: Viele fragen mich, wofür die Buchstaben stehen. Wenn ich mich dann mit meinem vollen Namen vorstelle, ist das Rätsel gelöst. Ausgesprochen wird er übrigens M.V. D. Ham. Der letzte Teil meines Nachnamens wird also ausgesprochen, der Rest sind einzelne Buchstaben.
Sie haben mvdham 2018 gegründet. Was war die Entstehungsgeschichte des Labels?
Die Idee für das Label ist schon etwas älter – zehn Jahre, um genau zu sein. Zu der Zeit eroberten hochfunktionale Outdoorjacken und SUVs mit dem sogenannten Megatrend „Urbaner Eskapismus“ die Innenstädte. Auf einmal wurden Extreme-Jackets zu jeder Gelegenheit getragen und kombiniert mit allem – mal passend und ganz oft ganz schön daneben.
Wie hat das auf Sie als Modedesignerin gewirkt?
Ich fand das schräg und dachte mir: Hey, was habt ihr diese Jacken an, mit denen man den Mount Everest besteigen kann, wenn ihr ins Theater geht? Das macht doch keinen Sinn. Außerdem traten im Laufe der Zeit mehr und mehr bedenkliche Erkenntnisse zutage, dass die hochfunktionalen, synthetischen Materialien, die für diese Jacken verwendet wurden, eine enorme Umweltbelastung darstellen. Zum Beispiel wissen wir heute, dass das Waschen von Fleecejacken und -pullovern zu Feinpartikelrückständen im Wasser führt.
Mir war und ist es ein großes Anliegen, mit mvdham einen Beitrag zu leisten, unseren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Unser Ansatz ist es, komplett auf Plastik zu verzichten und dafür auf natürliche Materialien und deren Funktionen zu setzen.
Das Neue ist eigentlich alt: Wolle und Seide…
Ja, absolut. Wolle wurde ja schon früh für funktionale Bekleidung verwendet. Nicht ohne Grund, denn sie bündelt beispielsweise ein Drittel der Feuchtigkeit, bevor sie sich überhaupt feucht anfühlt, um nur eine der vielen herausragenden Eigenschaften zu nennen.
Die Woll-Lust war geboren?
Ganz genau. Ich bin mit Naturmaterialien auf der Haut groß geworden. Wolle hat die fantastische Eigenschaft, zu wärmen und unsere Körpertemperatur zu regulieren. Die Seide hingegen wirkt kühlend, ist aber auch auf natürliche Weise atmungsaktiv. In Kombination miteinander schaffen die beiden Fasern ein herrliches Tragekomfort am Körper. Zudem war es eine pragmatische Entscheidung: Wir sind ein kleines Label und konnten die Minimumabnahmen der Hersteller nicht erfüllen. Um höhere Metermengen zu generieren, hatte ich die Idee, den Großteil der Kollektion mit nur zwei Materialien aufzubauen und sie dann in unterschiedlicher Form zu verarbeiten:
Einerseits zu einer Baselayerkollektion aus Merino, andererseits zu Kleidern und Blusen aus Seide und zu guter Letzt gemeinsam versteppt als Lapalue Fabric zu eine Jacken- und Mantelkollektion. So konnten wir Produzenten überzeugen und einen Großteil der Kollektion mit diesen wenigen Materialien entwickeln.
Intelligente Lösung, die sicherlich auch zum Erfolg bei ISPO Brandnew beigetragen hat … Was hat sich seither verändert?
(Lacht) Viel. Die Auszeichnung war natürlich ein großer Erfolg. Über ISPO konnten wir nochmal ganz andere Leute erreichen und bekamen auf unsere Kollektion und die Idee dahinter tolles Feedback und eine größere Aufmerksamkeit.
Kommen wir zu Ihrer Vita: Was waren die wichtigsten Schritte hin zur Label-Gründerin?
Ich bin gelernte Modedesignerin und habe an der Hochschule für Gestaltung in Pforzheim studiert. Vor dem Studium bin ich viel gereist und habe meine Leidenschaft für die Berge und die Natur entdeckt. Ich war Bergsteigen in Nepal, habe mir in Chile meine Expeditionen selbst organisiert, war in Bolivien und vielen weiteren Ländern.
Nach dem Modestudium habe ich für Henrik Vibskov in Kopenhagen gearbeitet, war in Indonesien und habe ein Start-up aufgebaut, später war ich bei einem großen Modeunternehmen in Amsterdam und schlussendlich in Innsbruck bei einem ganz kleinen Kletterlabel angestellt. Seit 2014 lebe und arbeite ich in Berlin. Zunächst als Kostümbildnerin für Film- und Fernsehen und jetzt für mein eigenes Label.
Also jetzt 100 Prozent mvdham?
Ja, auf jeden Fall. Wir haben auf der ISPO Munich 2020 viel positive Resonanz erhalten und sind gespannt wie sich die Marke in Zukunft entwickelt.
Apropos Entwicklung: Wo sehen Sie mvdham im Handel positioniert?
mvdham ist eine nachhaltige Urban Outdoor Brand. Besonders viele spezifische Retailmöglichkeiten gibt es noch nicht. Concept Stores im Bereich Fashion und sustainable Fashion sind für uns interessant, sowie größere Sport- und Modehäuser.
Was sind die nächsten Ziele?
Die Männerkollektion ist ein großes Thema, hier erleben wir eine starke Nachfrage. Entsprechend werden die Herren nächstes Jahr mit einer Kollektion bedient. Und natürlich sind wir an Wachstum interessiert. Wir möchten ein gutes Produkt anbieten und dafür brauchen wir langfristig gesehen ein starkes Team. Das gilt es in nächster Zukunft Schritt für Schritt aufzubauen.
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