Daten sind in Zeiten der Digitalisierung auch in der Sportindustrie das A und O für den Erfolg eines Unternehmens. Das Wirrwarr verschiedener Formate ist in der Branche trotzdem genauso groß wie die Kosten für die Konvertierung.
„Es gibt ja sogar noch größere Marken, die noch mit Papier arbeiten. Aber Prinzipien wie Never out of stock (NOS) funktionieren halt nur, wenn die Datenqualität stimmt. So sind einige Mitglieder von uns auf die Idee gekommen, sich die Kosten für die Datenkonvertierung zu teilen und eine gemeinsamen Schnittstelle für den Datenaustausch zu errichten“, erzählt Nicole Espey.
Sie ist die Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Sportartikel-Industrie (BSI), unter dessen Dach das sogenannte „BSI Sport Clearing Center“ aufgebaut wurde. Dass die Daten-Schnittstelle genau hier aufgebaut wurde, hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen ist der Verband mit Mitgliedern aus Industrie wie Handel für beide Seiten unparteiisch, zum anderen muss er als eingetragener Verein nur kostendeckend arbeiten.
Das spart allen Teilnehmern Geld. 7000 Euro für BSI-Mitglieder und 8000 Euro für Nichtmitglieder kostet die Flatrate jährlich – inklusive sind eine unbegrenzte Datenaustausch-Menge mit einer unbegrenzten Zahl an Handelspartnern. Transaktions- oder Volumengebühren werden nicht erhoben. Für Handelspartner ist die Teilnahme kostenlos.
Gezahlt werden muss von den Händlern (wie auch von den Herstellern) nur das Mapping des eigenen In-House-Formats in das BSI-Format und das Softwarepaket für die gesicherte Verbindung zum BSI Sport Clearing Center. Mit etwa 5000 Euro pro Jahr ist man aber auch hier verhältnismäßig preiswert dabei. Auf Händlerseite sind Intersport, Sport2000, Sport Scheck, Markant, Dehner und RAW mit von der Partie.
„Wir sind dabei, viele kleinere Händler anzusprechen und auf Wunsch anzubinden“, berichtet Espey. Von den Herstellern vertrauen bislang Adidas, Fashy, Fibertec, Joola, Lowa, Marmot, Nordisk, Ortlieb, OSC, Scippis, Tatanka und Zangenberg auf die neue Schnittstelle. „Je mehr mitmachen, umso billiger könnte es natürlich perspektivisch für alle werden“, verspricht Espey.
Außer der Kostenersparnis durch die gemeinschaftliche Finanzierung des EDI-Software-Konverters liegen die weiteren Vorteile auf der Hand: Die Datenqualität wird verbessert, die Übersicht über die Warenverfügbarkeit steigt und somit können Produktions- und Lagerplanung auf ein neues Niveau gehoben werden.
Durch die Meldung von Abverkaufszahlen und daraus folgende Lieferungen neuer Waren können Händler NOS-Systeme effektiv bewirtschaften. Perspektivisch hofft das BSI sogar darauf, dass durch den Datenaustausch samt Trendanalysen die Kollektionen künftig marktgerechter entwickelt werden können.
Die Teilnehmer am BSI Sport Clearing Center haben sich auf EDIFACT-Format als einheitlichen Standard geeinigt, weil es die Anforderungen des Handels nach derzeitigem Stand am besten abbildet. Allerdings kann sich das in Zukunft auch ändern, viele kleinere Händler setzen aus Kosten- und Verständnisgründen zum Beispiel auf XML.
„Wir entwickeln den Datenaustausch natürlich ständig weiter. Und die Mitglieder entscheiden gemeinsam, was für alle am besten ist“, sagt Espey. Überhaupt seien bei der Optimierung der Wertschöpfungskette in der Sportindustrie durch einen besseren Datenaustausch keine Grenzen gesetzt.
„Auch Lager und Logistiker könnten künftig eingebunden werden“, hofft Bastian Tielmann, EDI-Spezialist beim BSI. Er verweist darauf, dass 2020 von allen staatlichen Stellen wie Bund, Ländern oder Kommunen nur noch elektronische Rechnungen akzeptiert werden. Deshalb könnte der Datenaustausch von Rechnungen im PDF-Format künftig ebenfalls über das BSI Clearing Center abgewickelt werden.
Das Ziel ist, mit dem Datenaustausch die Digitalisierung der Lieferkette in der Sportindustrie – in der es immer noch Händler gibt, die ihre Bestellungen faxen oder durchtelefonieren – tatsächlich in die Realität umzusetzen.
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