21.09.2020

Cross-Industry: Innovation entsteht durch Zusammenarbeit

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Die klassische Sport- und Outdoor-Branche und neue Technologien wachsen immer mehr zusammen. Sportmarken wie Deuter oder Interactive Wear zeigen, wie Cross-Industry Innovationen erschafft.

Interactive Wear entwickelt Textilien, die mit ihren Sensoren Daten an Smartphones weitergeben können.
Interactive Wear entwickelt Textilien, die mit ihren Sensoren Daten an Smartphones weitergeben können.

Innovationen treiben den Sportmarkt seit vielen Jahren voran. Ob es neue Materialien sind, nachhaltigere Produktionsprozesse oder ganz neue Sportgeräte - ohne Innovationen hätte der Sportfachhandel wenig zu erzählen und der Kunde keinen Grund in neue Produkte zu investieren.

Doch Innovationen entstehen selten als geniale Leistung Einzelner im stillen Kämmerlein. Studien zufolge bringt Teamarbeit die besten Erfolge, vor allem dann, wenn mit den Teampartnern ganz unterschiedliche Stärken und Kompetenzen aufeinandertreffen.

Besonders vielversprechend ist daher die Zusammenarbeit von verschiedenen Branchen, die ihr Spezialwissen gemeinsam in völlig neue Produkte einfließen lassen. Cross-Technology oder die branchenübergreifende Vernetzung ist ein Zukunftstrend.

Neue Ideen brauchen Jahre

Das Telefon wird zur persönlichen Kommandozentrale, die Uhr zum Datenmessgerät, die Brille zur Navigationshilfe. Was vor ein paar Jahren unvorstellbar war, gehört heute zum Alltag. All diese Innovationen wären kaum entstanden, hätten die Entwickler immer nur auf ihre eigene Zunft geschaut. Doch wie finden so unterschiedliche Partner zusammen?

„Jede Industrie fokussiert sich auf bestimmte Themen und bewegt sich in ihrem eigenen Kokon“, sagt Johannes Becker, Director Competence Center Schreiner PrinTronics der Schreiner Group.

Als Hersteller von RFID-Funktionsetiketten ist die Schreiner Group eigentlich in den Bereichen Automotive, pharmazeutische Industrie und Medizintechnik, Banken und Behörden tätig. „Wir wollten sehen, ob es Überschneidungen mit der Sportbranche gibt“, so Becker. Das Interesse ist groß, aber der Weg zu gemeinsamen Produkten ist dennoch weit. „Solche Prozesse brauchen Jahre, das kennen wir aus anderen Industrien.“

Überzeugende Lösungen statt Gadgets

Auch wenn Innovationen technisch möglich sind, überzeugt das allein noch keinen Kunden. Es gibt viele Hemmnisse: Die Integration von Elektronik erfordert eine technikaffine Zielgruppe und ebensolche Verkäufer. Vor allem muss das Endprodukt einen echten Mehrwert bieten und mehr sein als nur ein Gadget. Denn ganz ehrlich: Wer möchte noch ein weiteres Gerät haben, das er aufladen muss?

„Damit der Kunde darauf anspringt, brauchen wir wirklich überzeugende Anwendungen und Lösungen“, so Becker. Eine davon hat das Unternehmen bereits entwickelt: Ein T-Shirt mit integrierter RFID-Bezahlfunktion innerhalb eines Sportstadions.

Auch Mammut integriert inzwischen NFC-Chips in Bekleidungs- und Accessoireslinien, genauso Rucksackspezialist Deuter. Christina Völlinger, Head of Marketing bei Deuter: „Die Digitalisierung bietet der Branche zahlreiche Chancen. Dank digitaler Technologien, wie sie zum Beispiel in unserer neuen AViANT-Travel-Serie durch integrierte NFC-Chips bereits zum Einsatz kommen, bieten wir unseren Kunden und dem Sportfachhandel echte Mehrwerte.“

Cross-Industry bricht Grenzen auf und schafft Innovationen.
Deuters Aviant Access mit integriertem NFC-Chip
Bildcredit:
Deuter

Smartphone erschafft neue Innovations-Chancen

In Kombination mit dem Smartphone entstehen ganz neue Möglichkeiten der Integration von Elektronik in Bekleidung. Textile Sensoren messen zum Beispiel Temperaturen, Feuchtigkeit, Druck und können über das Smartphone ausgespielt und analysiert werden.

„Wir haben damit ganz andere Voraussetzungen als früher“, erklärt Andreas Röpert von Interactive Wear, ein Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Smart Textiles und Wearable Electronics spezialisiert hat.

Das Anwendungsspektrum erweitert sich vom Textil aufs Handy. „Heute haben wir eine Infrastruktur von mobilen Endgeräten und Diensten zur Verfügung, der Entwicklungsschwerpunkt besteht aktuell im Bereich der Anwendungen, zum Beispiel um mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Algorithmen für komplexe Datenmuster zu entwickeln.“

Neue Zielgruppen und großes Medieninteresse

„Bekanntestes Beispiel dafür, wie lange es braucht von der Idee zum marktfähigen Produkt, ist Nike“, erklärt Andreas Röpert. „Im Film ‚Zurück in die Zukunft II‘ präsentierte Nike 1989 einen Sneaker, der sich selbst schnürt. 2011 kam eine limited Edition auf den Markt und im Februar 2019 die aktuelle Version Nike Adapt BB.“

Genau genommen arbeitet die Branche schon seit vielen Jahren an technologischen Innovationen aus dem Bereich Electronics. O’Neill hat schon Anfang der 2000er Jahre eine Jacke mit textiler Tastatur für den MP3 Player am Ärmel herausgebracht und über mehrere Jahre erfolgreich verkauft. Auch das Solar Jacket von Zegna Sport – deren Solarzellen am Kragen elektronische Geräte  laden können – ist vor mehreren Jahren auf den Markt gekommen.

Ein Massenmarkt sind Smart Textiles zwar noch nicht, doch statt in großen Stückzahlen punkten sie durchaus im Bereich des Marketings. „Nach unserer Erfahrung lohnen sich solche Projekte ganz besonders für Marketing-Kampagnen und zur Erschließung neuer Zielgruppen“, so Röpert weiter. „Das Medieninteresse an solchen Produkten ist enorm. Als Bekleidungsmarke erreicht man damit ganz andere Zielgruppen als mit den klassischen Kanälen.“

Nachhaltigkeit bietet ganz neue Möglichkeiten

Verschiedene  Institute haben sich inzwischen dem Thema X-Technology gewidmet und führen aktiv unterschiedliche Industrien zusammen, wie beispielsweise Bayern Innovativ oder das Deutsche Institut für Textil- und Faserforschung Denkendorf.

Dabei beschränkt sich X-Technology nicht nur auf Elektronik und Bekleidung. Die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit in der Bekleidungsindustrie fördern weitaus ungewöhnlichere Kooperationen zutage. So entwickelte gerade eine Gruppe portugiesischer Projektpartner ein Färbe- und Funktionalisierungsverfahren für Kleidung auf Basis von Pilz- und Pflanzenextrakten sowie Enzymen.

Partner des Projekts sind unter anderem das Centre for Nanotechnology and Smart Materials (CeNTI), das Textilunternehmen Tintex und der Gewürz- und Kräuterproduzent Ervital.

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