Wintersport/28.11.2016

Snowboarding ist tot? Diese 5 Trends machen Snowboarden unsterblich

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Wie alle Wintersportarten sieht sich auch das Snowboarding mit großen Herausforderungen konfrontiert: Klimawandel, fehlender Nachwuchs und gestiegene Kosten zur Ausübung des Sports sind nur einige davon. Hinzu kommt ein sich wandelndes Freizeitverhalten der Generation Y, bei der oft der Screen des Smartphones eine viel größere Anziehungskraft ausübt als Sportarten wie Snowboarden.

Peter Bauer spielt mit der Fliehkraft.
Peter Bauer spielt mit der Fliehkraft.

Dennoch besteht Grund zur Hoffnung: Ein packendes Instagram-Video von Travis Rice und seinen Freunden Brian Iguchi kann zum Beispiel durchaus eine Initialzündung für die Digital Natives sein, sich ins Abenteuer Snowboarding zu stürzen. Die Voraussetzungen dafür waren nie besser als heute! Warum das so ist, möchte ich gerne anhand der folgenden fünf Snowboardtrends erläutern.

 

1. Grassroot-Events beleben den Spirit

Snowboarding steht seit jeher für Individualität. Doch nachdem die im Snowboarding entstandenen Wettkampfformate wie Slopestyle, Boardercross und Big Air peu à peu von Skiverbänden kopiert und adaptiert wurden, fehlte hier das Alleinstellungsmerkmal.

Mit dem Revival des Banked Slalom, einer Ur-Disziplin des Snowboarding, hebt man sich wieder deutlich von anderen Wintersport-Events ab. Diese Fun-Events vereinen die Snowboardfamilie, denn hier starten Rider aller Generationen – vom Anfänger bis zum Pro-Rider.

Viele dieser Events sind nicht nur reine Wettkämpfe, sondern vielmehr eine Zusammenkunft Gleichgesinnter, bei der die Snowboard-Kultur gefeiert wird. Barbecue-Sessions, Konzerte und Partys im familiären Rahmen sind ein guter Nährboden, um den Snowboard-Spirit wiederzubeleben.

 

2. Das Carving-Revival

Bedingt durch den steilen Trend zu „Höher, Schneller, Weiter“ hatte Snowboarding in den vergangenen Jahren die Bodenhaftung verloren. Was Marken in ihren Werbungen und Videoclips kommunizierten, war für viele Nicht-Snowboarder und potentielle Neu-Snowboarder kaum nachvollziehbar.

Mit dem Revival des Carving, dass das Spiel mit der Fliehkraft und das damit verbundene einzigartige Snowboard-Feeling in den Mittelpunkt rückt, wird Snowboarding wieder nahbar. Snowboarding findet für den Großteil der Aktiven auf dem Boden und nicht in der Luft statt.

So positiv und emotional wie dies nun von vielen Snowboardmarken wieder kommuniziert wird, stehen die Chancen nicht schlecht, dass auch ängstliche und skeptische Eltern verstehen, dass Snowboarden nicht gefährlicher als Skifahren ist, sondern verdammt viel Spaß macht.

3. Splitboarding erweitert das Spektrum

Ich kenne einige Snowboarder der ersten Generation, die mit zunehmendem Alter das Brett gegen zwei Bretter getauscht haben und im Ski-Touring eine neue Herausforderung suchten. Doch seit sich das Splitboarding mehr und mehr als populäres Segment im Snowboarding etabliert, bleiben auch Rider der Altersklasse 40+ dem Brettsport treu.

Splitboarding liegt zudem voll im Trend des vor allem in dieser Altersklasse populären „Active Outdoor Lifestyle“. Und mehr noch: Splitboarding bietet der Snowboardindustrie und dem Handel vielfältige Cross-Selling-Chancen: von hochwertiger, technischer Bekleidung bis hin zum breiten Sortiment an Sicherheitsprodukten. In einem an sich stagnierenden Markt gibt es also durchaus Chancen auf Wachstum, wenn auch im Kleinen.

4. Snowboarding steht für Innovation

Stillstand gibt es im Snowboarden nicht. Dank der hohen Dichte an kreativen Köpfen in den Entwicklungsküchen der Boardschmieden erweitert sich das Spektrum an neuen Shapes kontinuierlich.

Hierbei scheut die Industrie auch nicht davor zurück, einen Blick auf die Anfänge des Snowboardens zu richten und lässt sich bei der Entwicklung moderner Boarddesigns von alten Formen und verwandten Sportarten wie dem Wellenreiten inspirieren.

In Kombination mit den modernen Fertigungsverfahren und Technologien entstehen so viele innovative Boardshapes. Bretter, die für die unterschiedlichsten Spielformen des Gleitens im Schnee bestens geeignet sind und vor allem eines fördern: den Spaß auf dem Berg

Ob handgefertigte Powsurfer von Äsmo, Fishboards mit guten Allround-Eigenschaften von K2, Burton, Capita, Lib Tech, Ride und Nitro oder ausgewogene Allround-Shapes von Amplid, Rome, Korua, Salomon und Nidecker: Dank perfekt abgestimmter Boards waren die Voraussetzungen, das Snowboarden schnell und mit viel Freude zu erlernen, nie besser als heute.

Hinzu kommen innovative Ansätze für mehr Komfort beim Bindungseinstieg, wie die Speed-Entry-Systeme von u.a. Flow, SP, Völkl und K2 sowie die neu entwickelte Step-On-Bindung von Burton. Es gibt somit auch für bequeme oder ältere Wintersportler keinen Grund mehr, nicht mit dem Snowboarden zu beginnen!

 

Spaß am Berg: Tailturn im Powder von Peter Bauer.
Spaß am Berg: Tailturn im Powder von Peter Bauer.
Bildcredit:
Manuel Pale

5. Snowboarding setzt auf Nachhaltigkeit

Wintersport-Produkte nachhaltig zu produzieren, ist eine große Herausforderung. Es macht Mut zu sehen, wie ernsthaft und zielstrebig sich die Snowboard-Industrie dem Thema Nachhaltigkeit widmet.

Zwei Beispiele: Im November 2015 errichtete die US-Brand Capita in Feistritz an der Gail, Österreich, die größte und wohl derzeit modernste Snowboard-Fabrik der Welt. Der Betrieb der Fabrik, die auf den Namen „Mothership“ getauft wurde...

  • ... läuft zu 100 Prozent CO2-neutral ab.
  • Sämtlicher für die Produktion benötigte Strom wird aus dem eigenen Wasserkraftwerk gewonnen.
  • Bei der Herstellung der Snowboards setzt man zudem auf wasserbasierte Farben, pflanzliche Harze und weniger Lösungsmittel.

Die Capita MFG GmbH produziert dort nicht nur Boards für ihr eigenes Label, sondern fertigt auch Snowboards im Auftrag vieler anderer namhafter Brands. Ein Konzept, von dem sich die Ski-Industrie durchaus inspirieren lassen sollte! Schließlich hat sie das ja in der Vergangenheit auch gerne getan, wenn es um Shapes, Technologien oder Wettkampfdisziplinen ging.

Was für den Bereich der Hardware gilt, trifft ebenso auf die Snowboard-Bekleidung zu. Hier nimmt der Branchen-Primus Burton eine Vorreiterrolle ein und steht kurz davor, sämtliche Textilien nach dem strengen bluesign-Standard zu produzieren. Ferner werden für die Daunenjacken ausschließlich Federn aus 100 Prozent verantwortlicher Geflügelzucht verwendet. Die Produktion nach diesen strengen Nachhaltigkeitsstandards kann Inspiration für die ganze Branche sein.

Fazit: Es lebe das Snowboarding!

Auch wenn die Abverkaufszahlen und Wachstumsraten in der Snowboard-Industrie in den vergangenen Jahren wenig Grund zum Jubeln gaben, sind die oben genannten Entwicklungen für mich ein positives Signal. Sie sollten der gesamten Branche Mut machen, den eingeschlagenen Weg mit der nötigen Weitsicht weiter zu verfolgen.




Autor: Andi Spies