Der Schrittzähler auf dem Smartphone feiert außergewöhnliche, körperliche Aktivität mit einer Fanfare samt Siegeskranz, Kundenbindungsprogramme belohnen Käufe mit speziellen Prämien – Gamification gehört zum täglichen Leben dazu.
Die Idee dahinter: Spieltypische Elemente sollen in eigentlich spielfremden Gebieten das Verhalten und die Motivation von Menschen ändern. Das Lieblingsbeispiel von Spieleproduzent Volker Hirsch ist die visuelle Umgestaltung von angsteinflößenden MRT/CT-Maschinen für Kinder in ein Abenteuerland.
„Der Raum wurde als Schiff gestaltet und den Kindern erzählt, dass sie besonders ruhig sein müssen, weil ein Pirat auf Deck ist. Das Tock-Tock der Maschinen war dann zum Beispiel das Geräusch des Piraten-Holzbeins auf dem Deck. Das Ergebnis war beeindruckend: Vorher mussten 80 Prozent der Kinder vor einer Untersuchung mit Medikamenten ruhiggestellt werden, nach der Umgestaltung zum Abenteuerland waren es nur noch zehn Prozent“, erzählt Hirsch.
Auch Sporthändler können den Spieltrieb von Kindern und Erwachsenen ausnutzen. Dabei spielen die Dimensionen Fühlen/Erleben, Entdecken und Herausforderung eine wichtige Rolle. Hier sechs Tipps, wie man Gamification dazu nutzen kann, um sein Geschäft anzukurbeln.
Ein gutes Beispiel dafür ist der Globetrotter Store in München. Auf einer Kletterwand in der oberen Etage können Besucher ihre Fähigkeiten ausprobieren, im Untergeschoss in einem großen Wasserbecken Kanus oder SUP-Bretter live ausprobiert werden.
Dazu sind keine großen Investitionen nötig. Beispielsweise kann man einen Basketballkorb aufhängen und die Kunden so zum Mitmachen animieren. „Ein Scoreboard holt dann noch die Ehrgeizigen ab“, sagt Hirsch. Wer zum Beispiel in einer Woche die meisten Treffer in Folge landet, kann mit einem Einkaufs-Gutschein belohnt werden.
Am meisten ausgeprägt ist der Spieltrieb natürlich noch bei Kindern. Mit speziellen Angeboten wie einem Jonglier-Contest oder einem Kletterwettbewerb können sie die leicht in den Laden locken. Und damit auch die erwachsenen Käufer. Hirsch: „Kinder verfügen indirekt über sehr viel Kaufkraft.“
In der NFL-Experience in New York können sich Besucher mit der Siegestrophäe des Super Bowls fotografieren lassen. „Das kann jeder in seinem Laden mit seinen Mitteln nachmachen. Zum Beispiel kann man eine Nachbildung des DFB-Pokals besorgen, den man dann vor einer Fotowand in die Lüfte heben kann“, sagt Hirsch. So gehen die Kunden mit einem einmaligen Andenken nach Hause.
Das können zum Beispiel Lauftreffs, oder Autogrammstunden mit Stars sein. Auch Online-Plattformen können dabei im zeitalter der Digitalisierung perfekte Unterstützung leisten: Der Sportartikelhändler Hervis in Österreich hat in Österreich zum Beispiel GetMovin.at ins Leben gerufen. Neben regulären Sporttreffs werden dort auch Special Events angeboten.
Jedes absolvierte Training und jede Event-Teilnahme bringt dabei Punkte, sogenannte Credits, die gegen Hervis-Gutscheine eingetauscht werden können. Auch die Fitness-Kette McFit setzt konsequent auf digitale Gamification-Möglichkeiten.
Die besten Ideen, wie man seinen Laden spielerisch zum Erlebnisbereich für die Kunden machen und somit die Kaufmotivation steigern kann, entstehen oft in einer Sektlaune. „Setzen Sie sich einmal im Monat abends bei einem Bier und Pizza alle zusammen und machen Sie Brainstorming“, empfiehlt Hirsch. Auch hier können Sie das Gamification-Prinzip nutzen und die besten Ideen mit einer Gehaltserhöhung belohnen.
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