„Es gibt fünf Megatrends“ sagt Philipp P. Prechtl, ausgewiesener Kenner des Sportbusiness und der Sportartikelbranche, „die für den Sportmarkt relevant sind“. Diese Megatrends stellen wir hier im ersten Teil unserer Mini-Serie zum Thema „Der Sportmarkt im Wandel“ vor.
Dann gelte es, den oder die zur Marke passenden Trends zu finden, sagt der Unternehmensberater. Im zweiten Teil erklären wir, wie sie dieses Wissen einsetzen, um ihre Geschäftspotentiale besser auszunutzen.
Prechtl hat dies bereits vielen Sport-Unternehmen dabei geholfen. Seine Erfahrung: „Viele Unternehmen verzetteln sich hier.“ Dadurch steige oftmals die Sortimentskomplexität, genauso wie die Vertriebs- und Produktionskosten. Der Umsatz pro Artikel sinke aber meistens. Für ISPO.com hat der Business-Insider die fünf relevanten Megatrends zusammengefasst:
1. Globalisierung
Die Bedeutung von Landes-, Regionen-, oder Branchengrenzen nimmt ab. Ein Beispiel für letzteres ist Athleisure: Sportkleidung wird am Arbeitsplatz oder in der Schule getragen, es verschwimmen die Grenzen von Sport und Mode. Dadurch entstehen neue Marktkonstellationen.
Sportbekleidungshersteller konkurrieren mit Modefirmen. Gleichzeitig entwickeln sich Trends schneller, verschwinden unter Umständen aber auch schneller. Vor einiger Zeit hat dies die Snowboardbranche zu spüren bekommen. Die Snowboardfirmen hatten mit dramatischen Einbußen zu kämpfen, als sich auch jüngere Zielgruppen wieder verstärkt fürs Skifahren / Freeskiing interessierten. „Stärkster Trend im Wintersportbereich ist inzwischen das Skitouren-Gehen“, sagt Prechtl.
2. New Work / Sport vor der Tür
New Work zeigt, dass die Sportbranche eine Branche mit vielen Chancen ist: Die zunehmende Verknüpfung von Arbeits- und Freizeit führt dazu, dass es keine Stagnation des Sportmarktes geben wird. Viel eher ist zu erwarten, dass neue Zielgruppen Sport- und Outdooraktivitäten für sich entdecken werden. Abenteuer beginnen vor der Haustür. Prechtl: „Der Boom von Kletterhallen oder Outdoor-Blogger, die über ihre Microadventures in der nächsten Umgebung berichten, sind ein Beleg dafür.“
3. Digitalisierung
Grundsätzlich gilt, dass Digitalisierung alle Geschäftsbereiche umfasst. Es gibt aber auch spezifische Auswirkungen auf das Sportbusiness: Der Sportartikelkäufer wird hybrider. Das heißt, er ist im Bereich Sport und Mode weniger markenloyal und nutzt die vielen Möglichkeiten, die ihm durch die Digitalisierung gegeben werden.
Für Unternehmen bedeutet dies ganz besonders, dass die Themen Big und Smart Data relevant werden, um die eigene Zielgruppe möglichst genau kennenzulernen und dann zu erreichen. Der Unternehmensberater unterstreicht, dass Sport- und Outdoorunternehmen noch genauer einschätzen müssen, wann ihre Zielgruppe welches Produkt benötigt und wo sie danach sucht.
Bereits jetzt zeigen Studien, dass einige Skihersteller durch die Auswertung von großen Datensätzen ihre Bedarfsprognosen 50 Prozent exakter machen konnten und um 30 Prozent weniger Leerlauf hatten. Eine weitere sehr wichtige Entwicklung ist die Entstehung von digitalen Sportvereinen. Dazu gehören beispielsweise Fitness-Apps und virtuelle Communities.
„Entscheidenden Einfluss auf die Sportbranche haben zu dem der virtuelle Sport, E-Gamer und Influencer aus den sozialen Medien“, sagt Prechtl. Sie sind in vielen Bereichen zu neuen digitalen Meinungsführern geworden und werden auch von Sportbrands gesponsert.
4. Nachhaltigkeit
„Dieses Thema“, sagt Prechtl, „wird gerade für die junge Generation immer wichtiger.“ Soziale und ökologische Aspekte können bei der künftigen Wettbewerbsdifferenzierung entscheidend sein. Jüngere Käuferschichten wachsen zudem mit dem Thema Nachhaltigkeit auf. Unternehmen müssen sich vor Augen halten, dass die Konsumenten der Zukunft diese Aspekte als gegeben annehmen werden.
5. Wahre Helden
Viele bekannte Sport- und Outdoor-Stars, überzeugen nicht nur durch Leistung, sondern auch durch ihre Persönlichkeit und ihre Geschichte. Vor dem Hintergrund vieler Skandale im Spitzensport werden Authentizität und Hingabe wichtiger. Darüber hinaus werden Sportergebnisse inzwischen oftmals als beliebig wahrgenommen, Geschichten wirken länger und nachhaltiger.
Für Unternehmen sei es nun wichtig, aus diesem Wissen die spezifischen Schlüsse für ihre Brand zu ziehen, sagt Prechtl abschließend. Welcher Megatrend ist für das eigene Business relevant und wie kann ich es mit meinem eigenen Geschäftsmodell verknüpfen? Diese Frage muss sich jedes Unternehmen selbst stellen, um dann erfolgreich in die Zukunft zu starten.
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