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Hervé André-Benoit (41) ist Geschäftsführer der französischen Agentur Hurricane Action Sport und Gründer von FISE, dem internationalen Actionsport-Event mit bis zu einer halben Million Zuschauer. Mit ISPO.com spricht er über Vergrößerungspläne und die Zusammenarbeit mit dem internationalen Radsport-Verband UCI.

ISPO.com: Monsieur André-Benoit, FISE hat vor etwa 20 Jahren als eine Art Skatepark in Montpellier angefangen, jetzt ist es Teil des internationalen Radsport-Verbandes UCI – was ist passiert?
Hérve André-Benoit: Sie haben Recht: FISE und meine Firma Hurricane Action Sports starteten 1997, aber für mich ging die Geschichte schon in den 80ern los. Ich habe mit dem BMX-fahren angefangen, dann Windsurfen ausprobiert – und habe mich generell in Freestyle- und Actionsport verliebt. Ich habe an der Universität Montpellier studiert und dort Phenix entwickelt.

Phenix? Was ist das?
Es war ein Studienprojekt zwischen 1996 und 1997, bei dem es darum ging ein Event zu gestalten, um meinen Sport einem breiten Publikum zu präsentieren und die unterschiedlichen Sportarten zeigen zu können. Ein Jahr lang haben wir versucht, einen Sponsor zu finden und haben ein paar Fahrer kontaktiert. 1997 war ein gutes Jahr, weil wir ein Event ohne Startgebühr und mit einem kleinen Budget von 10.000 bis 15.000 Euro bieten konnten. Das Wetter in Palavas, einem Badeort in der Nähe von Montpellier, war auch perfekt, für Sportarten wie Wakeboarden und Windsurfen mit Robby Naish war das wichtig.

Waren Sie erfolgreich?
Vor allem die BMX-Fahrer halfen mir, die Community anzuschieben, zu dem Event zu kommen. Und die Masse war da: 100 Fahrer und 35.000 Zuschauer über drei Tage verteilt!

 

Schwerkraft? Für die MTB-Athleten kein Hindernis. Genauso wenig wie dieser Looping.
Schwerkraft? Für die MTB-Athleten kein Hindernis. Genauso wenig wie dieser Looping.
Bildcredit:
FISE

Das klingt in der Tat wie ein sehr guter Start. Wie haben Sie das Event weiterentwickelt?
Ich habe ein Jahr Pause mit meinem Studium gemacht und meine eigene Firma in 1997 gegründet. Ein Jahr lang habe ich versucht, Sponsoren per Fax und Computer einzufangen – vom Zimmer meiner Eltern aus. Ich konnte Adidas, Playstation und Orangina dafür gewinnen, bei dem zweiten Event in 1998 mitzumachen. Zwei neue Disziplinen waren vertreten: Street- und Kitesurfen.

Die Gegebenheiten dürften sich mittlerweile geändert haben.
18 Jahre später versuchen wir uns auf die Fahrer zu konzentrieren, um ihnen die bestmöglichen Vorraussetzungen zu geben und besonders verrückte Set-ups gestalten zu können. 2005 haben wir drei 15 Meter lange Pools für die Wakeboarder gebuddelt: das größte Wakeboard Event der Welt, viel größer als es die Amerikaner gemacht haben. Die Geschichte wuchs jedes Jahr: mehr und mehr Fahrer, das Level wuchs und FISE fing an, sich bei den Contests der ganzen Welt abzuspielen. Es hat als lokales Event angefangen, wurde national und mittlerweile ist es ein internationales Event.

 

 

Ein Event, das jetzt über mehrere Länder verbreitet ist…
Vor vier Jahren haben wir entschieden, FISE mit einer Reihe zu pushen. Während all diesen Jahren haben wir unterschiedliche Events auf der ganzen Welt organisiert: in Tunesien, Algerien, Costa Rica, Dubai. Sehr international, aber ohne eine Geschichte. Dann haben wir ein Bieterverfahren für eine Tour in all den unterschiedlichen Sportarten gemacht. Das erste Jahr der FISE Reihe fand in Montpellier, Doha, China und Malaysia statt. In 2016 werden wir in Montpellier, Kroatien, Kanada, den USA und China sein. Das ist ein großer Erfolg! Es ist sehr wichtig für unsere Sportarten, so eine Tour zu haben, Sponsoren und mehr Preisgeld zu den Contests zu bringen, einfach den Sport wachsen zu lassen.

„BMX, Inline-Skating, Skaten und Mountainbiken“

Wie viele Disziplinen gibt es in der World Series?
Beim BMX haben wir Park, Spine Ramp, Flatland und Street, beim Inline-Skating haben wir Slopestyle und Spine Ramp, beim Skaten Park und Spine Ramp und beim Mountainbiken nur Slopestyle. Außerdem noch Wakeboarden und in Montpellier und Denver, weil wir dort viele Fahrer aus Colorado haben, auch Stuntscooter.

Passt Inline-Skating wirklich in dieses Programm?
Ich weiß, dass es viele Fahrer gibt, die Inline hassen. Meiner Meinung nach ist es eine gute Möglichkeit für junge Sportler anzufangen, um ein Teil der Community zu werden. Oder sie können mit Scooter anfangen und dann weiter zu Skateboard oder BMX übergehen. Das ist auch der Grund, warum wir vor acht Jahren die Tür für Mountainbike geöffnet haben. Davor war es nicht Teil des Programms. Wir waren eines der ersten Events, die das gemacht haben – jetzt ist es ein wichtiger Teil von FISE. Wenn wir neue Disziplinen unterstützen können, dann sind wir dafür offen.

Was wird sich durch die Zusammenarbeit mit UCI ändern?
Bevor wir mit UCI zusammengearbeitet haben, war es uns bereits möglich,  die besten Fahrer bei unseren Events dabei zu haben. An der World Series nehmen 95 Prozent der besten Fahrer teil. Aber seit fünf oder sechs Jahren glauben wir, dass wir näher am Verband arbeiten müssen, weil er ein wichtiger Teil der Entwicklung ist. Um BMX auf ein weiteres Level zu pushen, ist es sehr wichtig, nah an der UCI zu sein und unsere Kräfte zu kombinieren. FISE und UCI werden Medienpräsenz und mehr Glaubwürdigkeit geben und BMX vielleicht sogar zu den Olympischen Spielen bringen.

Was ist Ihnen persönlich wichtig?
Mein Hauptziel ist es, unsere Sportarten populärer zu machen. Ich selbst mache Judo und ein paar andere Sportarten, aber Aktionsport hilft dir in all deinen Lebensbereichen, in deiner Familie, bei deinem Job – wegen der Kraft, der Energie und den Entscheidungen, wie viel Risiko man auf sich nimmt.

 

 

Stimmt es, dass die Beziehung zwischen UCI und ein paar Fahrern nicht immer so leicht war?
In der Vergangenheit gab es Streitereien zwischen Fahrern und den nationalen und internationalen  Verbänden. Aber ich glaube, dass wir die Kontrolle über unseren Sport behalten müssen. Mit UCI ist es klar: Die Regeln werden unserer Regeln sein. UCI ist sehr offen dafür. Der Verband weiß, dass wir das Wissen dafür haben und professionelle Fahrer uns regelmäßig Feedback geben. Und die Fahrer sind auch offen gegenüber der UCI. Sie wissen, dass eine Weltmeisterschaft wichtig für die Medien und Sponsoren ist. Wir versuchen alles, damit unser Sport besser wird. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, UCI beizutreten.

Wie sieht es mit einer möglichen Zusammenarbeit mit ISPO auf dem asiatischen Markt aus?
Natürlich ist das möglich! Es wäre ein Vergnügen! ISPO ist die größte Sportmesse der Welt und ein großer Akteur in der Actionsport-Szene. Ich komme seit 20 Jahren zur ISPO. Eine Zusammenarbeit wäre perfekt. Wir haben bereits zwei Events in China organisiert. Es gibt ein großes Potential für dort, neue Fahrer zu finden, neue Talente.

 

Die besten Biker der Szene präsentieren sich auf der FISE World Series.
Die besten Biker der Szene präsentieren sich auf der FISE World Series.
Bildcredit:
FISE

Das klingt vielversprechend. Also, wann und wo findet das nächste FISE Event statt?
Vom 4. bis 8. Mai in Montpellier, meiner Heimatstadt. Einlass ist frei, wir erwarten 500.000 Zuschauer. Die Fahrer lieben dieses Event wegen des Wetters, der Infrastruktur, der Masse – und wegen der Mädels. Genau das macht unsere Einstellung aus! Und ein Haufen Kinder wird nach dem Event mit dem Fahren anfangen.

Wie sieht es mit Ihnen aus? Sind Sie noch immer aktiv auf dem Skateboard?
Ich habe vor drei Jahren aufgehört, Skateboard zu fahren. Jetzt übe ich viel Wakeboard, so fünf oder sechs Mal die Woche. Ich habe eine kleine Rampe bei mir im Garten. Es ist unmöglich für mich, es nicht zu tun.



Autor: Thomas Becker