Regina Henkel schwebt mit knapp 160 Stundenkilometern auf der Stelle. Der Wind zerrt an ihrem roten Anzug, drückt die Backen in Richtung Hinterkopf und reißt die Haare in die Höhe. Regina strahlt begeistert und lässt sich vom Sturm ein Stück in die Höhe treiben.
Bodyflying heißt die Disziplin, in der die sechs Jury-Mitglieder des ISPO Awards an diesem Dezembermorgen erste Erfahrungen sammeln. Der Windtunnel in der Jochen Schweizer Arena in Taufkirchen gehört zu den modernsten der Welt. Vier Ventilatoren sorgen für einen gleichbleibend starken Luftstrom – die Jury-Mitglieder fühlen sich wie im freien Fall. Später geht es noch in die stehende Surf-Welle. Alles Arbeit: Die Funsport-Einheit dient dem Team Building, bevor für die sechs Fachleute die Jury-Sitzung des ISPO Awards beginnt.
Einen Tag lang prüft und bewertet die Jury aus sechs Expert*innen die ausgewählten Bewerbungen für den ISPO Award. Mit dabei sind neben Textil-Expertin Regina Henkel auch Magazinmacher und Snowboard-Urgestein Andi Spies sowie die Outdoor-Journalistin Martina Wengenmeir.
Die entscheidende Neuerung: Das Fachgremium besteht ab sofort zur Hälfte aus „Consumer Experts“, absoluten Sport-Enthusiasten aus dem ISPO Collaborators Club: Andrea Andriani aus Brixen in Südtirol, 47, Bergsportler, Mountainbiker der ersten Stunde und Trailrunner. Robert Semmann, 36, kommt aus der Nähe von Dresden. Der Finanzberater sucht seinen Kick in der Natur; im Februar will er zweieinhalb Wochen lang den Baikalsee überqueren – mit Fahrrad und Zelt. Dominic Rasp, 35, aus Garmisch-Partenkirchen ist nicht nur begeisterter Sport-Tausendsassa – der Sportwissenschaftler von der TU München hat auch beruflich einen engen Sportbezug.
Der Clou: „In Zukunft entscheiden ausgewählte Endkunden mit, wer einen ISPO Award gewinnt“, erklärt ISPO Markenstratege Christoph Beaufils. „Dadurch bekommt auch die Branche ein noch direkteres Feedback, was beim Kunden zum Erfolg werden kann.“
Doch nicht nur das Jury-Meeting hat sich gewandelt. Den ganzen ISPO Award haben die Verantwortlichen in den vergangenen Monaten komplett neu aufgestellt. Früher war der ISPO Award eines der Highlights der Messen vor Ort: der Outdoor by ISPO und der ISPO Munich. Rund um die Sport- und Outdoor-Messe wurden die begehrten Preise vergeben. Künftig können sich die Kandidat*innen vier Mal im Jahr bewerben, auch wenn die ausgezeichneten Produkte und Services weiter vor Ort geehrt und präsentiert werden. Zusätzliche Reichweite bekommen die Gewinner aber durch ausführliche Reviews auf der Plattform ISPO.com – und das über das ganze Jahr verteilt.
„Uns war es wichtig, dieses starke Gütesiegel der Sportbranche zu modernisieren“, sagt Christoph Beaufils, Markenstratege der ISPO Group. Künftig werde der Award mit dem News-Wert der Auszeichnung und der internationalen Reichweite von ISPO.com kombiniert. „Uns ging es darum, den ISPO Award moderner, einfacher und gerade auch für die ausgezeichneten Marken und Produkte flexibler zu machen“, erklärt Beaufils. Die Einteilung der einzelnen Produkte in Kategorien ist Vergangenheit, und auch die unterschiedlich gewichteten Gewinner-Level sind Geschichte. Dafür werden künftig auch Services und Apps bewertet und ausgezeichnet.
Die Jury ist mittlerweile seit knapp drei Stunden am Werk. Zu jedem Bewerber gibt es einen kurzen Film und einen Folder mit allen relevanten Informationen – von der Idee über Einsatzgebiet, Konstruktion, Preis und Neuheitswert bis zu Herkunft und Nachhaltigkeit des Materials. Jeder der sechs Juroren hat alle relevanten Informationen zusätzlich auch auf einem iPad, mit dem auch abgestimmt wird – selbstverständlich anonym.
Christina Rabl, verantwortlich für den ISPO Award, nimmt schnell noch ein gerade erst eingetroffenes Produktpäckchen entgegen, und gibt den Startschuss für die Jury. Trotz eines straffen Programms lassen sich die Preisrichter nicht hetzen, Gründlichkeit geht vor. Wie ist die Nahtführung dieser Jacke, passt wirklich ein Helm unter die Kapuze? Läuft das Regenwasser nicht in den Nacken, wenn jener Rucksackdeckel geschlossen ist? Kann ich der Boulder-Matte bei einem Sturz wirklich vertrauen?
Juror Dominic Rasp ist voll in seinem Element: „Der Tag ist super“, sagt er. „Es war für alle wichtig, mit den anderen zuerst Sport zu machen und gemeinsam was Neues zu erleben, da hat man schnell gemerkt, wie die anderen ticken.“ Vor allem aber die Bewerber*innen um den ISPO Award haben es ihm angetan. „Wir testen hier Neuheiten, die bislang noch nirgends zu sehen waren – vom Lawinenrucksack bis zum Taschenmesser ist alles dabei. Ein großer Spaß!“
Ihr wollt sehen, wer die ersten Preisträger der neuen ISPO Awards sind? In den kommenden Wochen findet Ihr die ausführlichen Reviews zu den Preisträgern beim Trendfestival auf ISPO.com.
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