Die Anstrengung beim Skitourengehen liegt im Aufstieg: Je weniger Gewicht, desto einfacher geht es bergauf. Das gilt für die gesamte Ausrüstung, aber natürlich auch für die Tourenbindung: Während Skitourenbindungen mit Rahmen erfordern, bei jedem Schritt das komplette Bindungssystem mitsamt schwerem Fersenteil hochzuheben, lassen Pin-Bindungen den Verbindungssteg des Rahmens einfach weg - mit deutlichen Gewichtseinsparungen. Mit dieser Erfindung legte Dynafit-Ingenieur Fritz Barthel in den 80er Jahren den Grundstein für die weltweite Erfolgsgeschichte der Pin-Bindung.
Aber worauf kommt es heute beim Weltmarktführer Dynafit in Sachen Skitourenbindung an? Greta Stehling, Dynafit Produktmanager Bindungen, Manuel Aumann, Technischer Leiter Bindungen und Benedikt Böhm, Internationaler Geschäftsführer, erklären es uns.
ISPO.com: Fangen wir bei den Basics an – Was ist der Unterschied zwischen einer Pin-Bindung und einer Rahmenbindung
Manuel: Der Unterschied betrifft die Fixierung vom Schuh in der Bindung. Bei einem Rahmenmodell funktioniert das – analog eines alpinen Systems – über einen Zehenhalter vorne und Fersenhalter hinten, die über einen Rahmen fest und dauerhaft miteinander verbunden sind. Bei einer Pin-Bindung passiert das Ganze über ein speziell in den Schuh eingebrachtes Metall-Insert an der Schuhspitze und zwei Metallpins an der Ferse, die die Kraftübertragung gewährleisten.
Greta: Kurz gesagt: Du trägst nur deinen Schuh. Das Pin-System ist das wesentlich effizientere und leichtere System.
Dynafit als Pionier der Pin-Bindung besitzt über 35 Jahre Expertise in der Entwicklung. Rein äußerlich sieht man der Pin-Bindung ihre hohe technische Komplexität nicht an. Athleten nutzen sie für Achttausenderbesteigungen oder die Abfahrt durch die gefrorene Eiswand. Was macht eine Bindung aus für euch?
Manuel: Genau das ist eine Besonderheit unserer Bindungen. Nämlich, dass man es der Dynafit Pin-Bindung nicht ansieht, was sie leistet. Die Aussparungen an Schuhspitze und Ferse des Tourenschuhs sehen wenig spektakulär aus, sind aber der Dreh- und Angelpunkt des Pin-Systems. Verglichen mit alten Rahmenbindungen schaffen wir es, die gleiche Sicherheit, den gleichen Komfort und die gleichen Funktionen wie eine Rahmenbindung zu realisieren, ohne dass es den Kunden bewusst wird. Das Ergebnis ist ein absolut technisches, minimalistisches Konzept, das trotzdem maximale Sicherheit gewährleistet und einem zehnfach so schweren System in nichts nachsteht.
Kann jeder Skitourengeher, unabhängig von Gewicht, Fahrverhalten, Können, Ausrichtung des Materials eine Pin-Bindung „fahren“?
Greta: Generell ja. Es gibt für jedes Fahrerkönnen und jede Anforderung die richtige Pin-Bindung. Der Skitourengeher muss sich fragen, was ihm wichtig ist. Gewicht, Einstiegskomfort, Benutzerkomfort, Z-Wert und TÜV-Zertifizierung sind wichtige Faktoren.
Das bedeutet, ein Tourengeher ist mit einer rahmenlosen Bindung genauso sicher am Berg unterwegs wie mit einer Rahmenbindung?
Manuel: Richtig. Unsere ST Rotation beispielsweise erfüllt in Kombination mit unseren zertifizierten Inserts die gleichen Anforderungen wie eine Rahmenbindung. Die Tests, die gemacht werden, um die Zertifizierung zu erreichen, sind genau die gleichen wie für eine Alpinski-Bindung. Die Schlagtests, Auslösetests und Vereisungstests sind identisch.
Dynafit gibt seit November 2019 eine lebenslange Garantie auf alle Bindungen. Warum?
Greta: Wir prüfen seit Jahren, wie wir Bindungen auf eine längere Lebensdauer auslegen können. Welche Teile zur Verfügung stehen müssen und welche Materialien austauschbar sein müssen, um diesen bisher „internen“ Anspruch zu erfüllen. Jetzt sind wir so weit, dass wir dieses Versprechen offiziell an Händler und Endkonsumenten geben können.
Das Modell ST Rotation ist TÜV zertifiziert. Warum seid ihr im Moment die einzige Marke, die ein aktuelles Modell mit gültiger TÜV-Zertifizierung im Programm hält?
Manuel: Wir wollten uns gerne einer unabhängigen Qualitätskontrolle unterziehen. Mit der TÜV-Prüfung lassen wir von einer externen Stelle feststellen, ob unsere eigenen Produktanforderungen auch eingehalten werden. Außerdem geben wir den sicherheitsbewussten Kunden die Bestätigung von einer unabhängigen Prüfstelle, dass eine Pin-Bindung die gleichen Tests wie eine Rahmenbindung besteht.
Neben der Produktion in Deutschland werden die Bindungen per Hand in eurem Partnerbetrieb, den Caritas Werkstätten, zusammengesetzt und vor Auslieferung einzeln geprüft. Warum habt ihr euch für diesen aufwändigen Prozess entschieden? Greta: Aus Qualitäts- und Nachhaltigkeitsgründen. Wir arbeiten mit etwa 40 Lieferanten, über 80 Prozent sind in Deutschland und Österreich angesiedelt. Unser mittelfristiges Ziel ist, dass sich alle Lieferanten in der Nähe unseres Headquarters und den Produktionsstätten befinden.
Benedikt: Die naheliegende und nachhaltige Bindungsproduktion in Deutschland mit unserem Partner, den Behindertenwerkstätten der Caritas, ist uns immens wichtig. Die Partnerschaft hat sich über 10 Jahre gefestigt und gezeigt, dass es funktioniert. Wir übernehmen mit der Zusammenarbeit soziale Verantwortung. Genauso sehen wir unsere Schuhproduktion in Italien – in anderen Ländern könnten wir günstiger produzieren, aber wir gehen den Schritt für Nachhaltigkeit, Qualität und Langlebigkeit.
Die aktuelle Kollektion von Dynafit besteht aus 14 Modellen unterschiedlicher Kategorien, aus denen Skitourengeher wählen können - je nachdem, was ihnen wichtig ist. Der Weltmarktführer hat Skitourenbindungen für jeden Anwendungsfall, wie beispielsweise die Dynafit Superlite 150 für ambitionierte Aufsteiger.
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