Die Transformation zur Kreislaufwirtschaft ist längst keine ferne Vision mehr, sondern entwickelt sich zur notwendigen Realität für Unternehmen, die den neuen EU-Vorschriften gerecht werden wollen. Besonders im Hinblick auf die Netto-Null-Ziele und ambitionierte Nachhaltigkeitspläne in Europa rückt die Textilindustrie als ressourcenintensive und abfallreiche Branche zunehmend in den Fokus. Die Integration von Recyclingmaterialien wird in diesem neuen Umfeld zur unverzichtbaren Maßnahme, um langfristig wettbewerbsfähig und relevant zu bleiben. (1)
Die Ellen MacArthur Foundation betont, dass die Textilindustrie zu den verschwenderischen Branchen zählt – Kleidung wird oft nur kurz genutzt und dann entsorgt. Der Großteil der Textilien landet immer noch auf Deponien, während nur ein kleiner Anteil recycelt wird (2). Doch innovative Ansätze wie das Faser-zu-Faser-Recycling gewinnen an Bedeutung und eröffnen neue Möglichkeiten, aktiv zur Kreislaufwirtschaft beizutragen, Abfälle zu reduzieren und Nachhaltigkeit zu fördern. Durch die Implementierung solcher Praxis wird nicht nur die Zukunftsfähigkeit der Branche gestärkt, sondern auch ein wertvoller Beitrag zu umfassenderen globalen Nachhaltigkeitszielen wie dem Klimaabkommen geleistet (3)(4).
Warum ist das für Unternehmen interessant?
In der sich schnell entwickelnden europäischen Gesetzeslandschaft ist die Einhaltung von Initiativen wie der EU-Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien, die im Rahmen des Aktionsplans für die zirkuläre Wirtschaft (CEAP) eingeführt wurde, von entscheidender Bedeutung (1). Vorschriften wie die EU-Initiative „Ökodesign für nachhaltige Produkte“ (ESPR) betont, dass Produkte mit Blick auf ihren gesamten Lebenszyklus gestaltet werden müssen (5). Von den Unternehmen wird verlangt, dass sie Materialien verwenden, die langlebig, reparierbar und recycelbar sind – mit einem Schwerpunkt auf die Verringerung der Umweltauswirkungen von Produktion aber auch in der Phase des Gebrauches. Zusätzlich dazu werden Hersteller im Rahmen der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) die Kosten von Textilabfällen übernehmen müssen. Ein Anreiz, Abfälle zu reduzieren, die Kreislauffähigkeit zu fördern und von Anfang an bessere Produkte zu entwerfen (6). Über Gesetzeskonformität hinaus bietet eine zügige Neuausrichtung auch die Chance, auf einem wachsenden Markt für nachhaltige Produkte und verantwortungsvolle Geschäftspraktiken eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Pluspunkt: dies stärkt das Markenimage – denn Nachhaltigkeit wird für Verbraucher zunehmend zum entscheidenden Kauffaktor.
Kreislaufwirtschaft von morgen aktiv mitgestalten!
Diese acht Lösungen, die im Sustainability Hub der ISPO Munich 2024 gezeigt werden, unterstützen Unternehmen dabei, die EU-Ziele zu erreichen. Es geht darum, Materialabfälle zu reduzieren und zu vermeiden, Innovationen in Recycling und Zerlege-Technologien kennenzulernen und ressourcenschonendere Materialien in das Portfolio zu integrieren– diese Lösungen ermöglichen Kreislaufprozesse und leisten einen aktiven Beitrag zu einem nachhaltigeren Europa.
Ausrangierte Fischernetze sind eine der schädlichsten Formen der Meeresverschmutzung. Um dem abzuhelfen, arbeitet Bureo mit Fischereigemeinden auf der ganzen Welt zusammen, um ausgediente Netze einzusammeln und so zu verhindern, dass sie überhaupt in die Ozeane gelangen. Die Netze bestehen aus hochfestem Nylon, das bei Bureo zu NetPlus recycelt, und anschließend zu leistungsstarken Stoffen gewebt oder gestrickt werden kann – eine qualitative Rohstoffoption für Outdoor- und Sportbekleidungsmarken. Indem Brands neues Nylon durch NetPlus ersetzen, wird neben den vielen positiven Effekten auch der CO2-Fußabdruck effektiv verringert.
Carbonfasern sind langlebig aber generell schwierig zu recyclen. Dazu kommt der hohe Energieaufwand bei der Herstellung. Fairmat ist Branchenführer in der Carbonfaser-Industrie und steht für Nachhaltigkeit. Mit fortschrittlichen Recyclingtechnologien werden hochwertige recycelte Verbundwerkstoffe hergestellt. Das Unternehmen reduziert damit nicht nur die Umweltauswirkungen von Carbon-Faserabfällen, sondern fördert auch die Kreislaufwirtschaft in Bereichen wie Sport, Elektronik, Mobilität und Energie. Durch seine Innovationskraft und enge Zusammenarbeit mit anderen Branchenführern stellt Fairmat sicher, dass Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil der Produktentwicklung wird.
Interzero steht für nachhaltige „zero waste solutions“. Um Rohstoffe zu sichern, organisiert der Full-Service-Dienstleister innovative Rücknahme- und Recyclingsysteme für gebrauchte Verpackungen, Produkte und Materialien verschiedenster Art, auch für Textilien. Mit den Interzero Umweltservices können Produzenten ihrer Verpflichtung im Sinne der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) nachkommen und zu mehr Ressourcenschonung beitragen. Interzero ist Träger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2024 In der Kategorie „Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft“ und gibt als Vorreiter der Kreislaufwirtschaft neue Denkanstöße, um die Nachhaltigkeitsbilanz im Sport Business zu verbessern. Denn Klimaschutz ist Teamsport.
Seit der Gründung 1934 in Tokio setzt YKK Maßstäbe in Qualität, Service, Wert und Innovation bei Reißverschlüssen, Klettverschlüssen, Bändern und Knöpfen. Mit Produktionssystemen in über 70 Ländern beliefert YKK einen Großteil der Textil- und Nähwarenindustrie und kann durch ihr Engagement große Auswirkungen erzielen. Im Zentrum steht die Philosophie „Der Kreislauf des Guten“ des Gründers Tadao Yoshida – niemand gedeiht, ohne anderen zu nützen. YKK engagiert sich für Initiativen wie die UN Fashion Charter und setzt auf Innovationen wie Natulon Plus (mehr recyceltes Material) und AcroPlating (umweltfreundliche Beschichtung) für nachhaltigere Bekleidung.
Lavalan stellt 2024 seine neue Wollisolation lavalan re vor, die in den biologischen Kreislauf zurückgeführt werden kann und somit dem zero waste-Prinzip folgt. Wollreste aus der Bekleidungsproduktion werden zu einer hochfunktionalen, natürlichen Wattierung verarbeitet. Lavalan re besteht aus 30 % recycelter Wolle, 50 % Schurwolle und 20 % maisbasierter PLA-Faser. Die Wolle stammt ausschließlich aus Europa, ist rückverfolgbar und mulesing-frei. Hergestellt wird lavalan re in Deutschland. Die recycelte Wolle wird von norwegischen Textilspezialisten wie Devold, Gudbrandsdalens Uldvarefabrik und Rorøs Tweed geliefert und von Sirkull gesammelt und aufbereitet.
Minardi Piume ist ein führendes Unternehmen für hochleistungsfähige Naturfüllungen, und vereint seit der Gründung 1916 Innovation und Nachhaltigkeit. Als einziges Unternehmen in Italien, das Daunen intern recyceln kann, hat Minardi Piume P.U.R.E. eingeführt – eine Marke für recycelte Daunen, zertifiziert und ‚Made in Italy‘. In Zusammenarbeit mit Partnern sammelt und recycelt Minardi Piume Post-Consumer-Produkte zu hochwertigen Füllungen. Ihr preisgekröntes Flower Down, hergestellt aus P.U.R.E. und Kapokfaser, bietet herausragende Wärmeleistung, ist chemiefrei und biologisch abbaubar.
Re:Down recycelt Daunen und Federn aus Konsumgütern zu hochwertigem Füllmaterial. Textile Reste werden an Hersteller von Vliesstoff-Isolierungen weitergegeben, und beschädigte Federn zu organischem Dünger verarbeitet. Um eine zero waste- Politik zu fördern, arbeitet Re:Down mit Iteratif an einer zirkulären Lösung für Daunenjacken. Die Daunen werden mit einer automatisierten Maschine extrahiert und nach hohen Qualitätsstandards weiterverarbeitet. Iteratif sorgt dafür, dass Stoffe, Reißverschlüsse und Knöpfe demontiert und recycelt werden, wobei jedes Material rückverfolgbar bleibt. Dies hilft Marken, die Recycelbarkeit ihrer Daunenprodukte zu verbessern und der Kreislaufwirtschaft gerecht zu werden.
Iteratif unterstützt Marken dabei, Produkte, Prozesse und Lieferketten zu analysieren, um Recyclebarkeit und Wiederverwendbarkeit zu maximieren. Dabei wird auf optimale Materialwahl und Prozessverbesserungen geachtet, ohne die Materialqualität und den Wert zu beeinträchtigen. Mithilfe fortschrittlicher Rückverfolgungssysteme wie RFID wird vollständige Transparenz über die Zusammensetzung und den Lebenszyklus eines Produkts gewährleistet. Ihre innovativen Sortiertechnologien zerlegen Produkte präzise in Rohstoffe, die den Anforderungen von spezialisierten Recyclingunternehmen entsprechen.
Referenzen:
- European Commission Circular Economy Action Plan and recycling targets
- Ellen MacArthur Foundation – Redesigning the future of Fashion
- European Environment Agency's home page
- ECESP- Revised Circular Economy monitoring framework
- Ecodesign for Sustainable Products Regulation
- Extended Producer Responsibility (EPR)
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