Philipp Schörghofer (34) fährt seit elf Jahren im Ski-Weltcup, zwei Mal ist er Weltmeister geworden – mit der Mannschaft, an der Seite von Marcel Hirscher, dem überragenden Skifahrer der vergangenen Jahre. Allzu dankbar ist Riesenslalomspezialist Schörghofer dem Überflieger jedoch nicht. Schließlich hat der ihm so manchen Sieg weggeschnappt.
Aber auch vor und nach den Rennen sorgt Hirscher bei den Kollegen für Verdruss, wie Schörghofer erklärt: „Wir tüfteln extrem. Ich schaue öfter den Wetterbericht an, als ich mit meiner Frau telefoniere.“
Schuld an der Materialschlacht sei Hirscher: „Ich hab’s dem Marcel eh selber gesagt: Er hat mit dem Blödsinn angefangen – und jetzt tun wir alle so.“
Was Schörghofer als Blödsinn bezeichnet, ist für die Cracks längst zur Pflichtübung geworden: Ski testen, bis der Arzt kommt. Vor, nach und während der Saison (unten in der Tabelle sehen Sie die aktuellen Modelle der Top-Stars, Marke, Modell und Preis).
In Slalom und Riesenslalom testet Hirscher sogar noch zwischen den beiden Durchgängen. Für den sechsmaligen Gesamtweltcup-Sieger eine Selbstverständlichkeit: „Es geht darum, Zeitersparnisse zu finden, die mal eine kleine oder größere Revolution darstellen“, sagt Hirscher.
„Die zwei Zehntel, die ich beim Material raushole, muss ich nicht selbst rausfahren. Das ist eigentlich simpel. Nur legen da viele weniger Wert drauf. Warum, kann ich nicht beurteilen und auch nicht verstehen.“
Ski-Weltcup „ist wie in der Formel 1“
Dabei gibt Marcel Hirscher auch noch Tipps, wie man die richtige Ski-Wahl trifft: „Spielraum habe ich bei der Bindungsplatte: Montiere ich sie Millimeter oder Zentimeter vorne oder hinten? Am Ski an sich bei den Keilkurven und wie diese verlaufen. Mit welchen Materialien arbeiten wir? Mit welchem Holz, Stahl, Edelstahl, Kleber oder Glas? Mit welchen Dämpfungselementen? Beim Grad der Kanten geht es um Zehntelmillimeter. Es ist wie in der Formel 1.“
Und so wie ein Silberpfeil von Lewis Hamiltion wenig mit einem Mercedes aus dem Autohaus zu tun hat, so haben die Rennmaschinen von Hirscher, Svindal, Neureuther, Pinturault & Co. mit den Ski im Sportgeschäft allenfalls das Design gemeinsam. Jeder Weltklasse-Athlet hat einen speziell auf seine körperlichen Voraussetzungen abgestimmten Ski unter den Füßen, akribisch ausgetüftelt, aufwändig präpariert und mit neuester Technologie gewachst.
Ein Wechsel der Skiherstellers oder der Schuh-Marke ist für die Ski-Profis folglich ein Wagnis. Und doch kommt es vor, dass ein Fahrer nach einem Wechsel plötzlich erfolgreicher unterwegs ist.
Neureuther wechselte Ski-Marke – mit Erfolg
Paradebeispiel: Jahrelang fuhr Felix Neureuther auf Atomic-Skiern aus Altenmarkt im Pongau – mit eher überschaubarem Erfolg. Nach dem Wechsel zum italienischen Konkurrenten Nordica (Made in Treviso, Venetien) schien bei dem Garmischer sozusagen der Knopf aufzugehen: Mit einem Mal reihte er Weltcupsieg an Weltcupsieg. Der Lohn für die ewige Testerei, die den Athleten nach einer langen Weltcupsaison nochmal viel Energie und Nerven raubt.
So schön die Glücksmomente bei der Siegerehrung für die Rennläufer sind – mindestens ebenso wichtig sind sie für die Ski-Industrie. Die in Siegerpose in die Höhe gereckten Arbeitswerkzeuge sind nicht nur zum Jubeln da, sondern fungieren auch als Werbeträger.
Auch hier wird akribisch gearbeitet: Bevor sich die ersten Drei zum Siegerfoto formieren, tauschen dienstbare Geister noch schnell die Rennskier aus – gegen kürzere oder längere Latten, die exakt in den zu erwartenden Bildausschnitt der Foto- und TV-Kameras hineinpassen. Schließlich soll der Firmenname im gut sichtbaren Bereich landen.
Viele Jahre war auf den Podien das Logo von Atomic zu sehen – heute ist es das auch noch, vor allem weil Hirscher Atomic fährt. Das stärkste Firmenteam war in den letzten Jahren jedoch das des niederländischen Konkurrenten Head: Aksel Svindal, Ted Ligety, Kjetil Jansrud – ein Who is Who des alpinen Rennlaufs.
Allerdings verliert selbst ein „Big Player“ zuweilen einen seiner Ski-Stars: Alexis Pinturault, ein Konkurrent Hirschers im Kampf um den Gesamtweltcup, wechselte 2016 von Salomon zu Head. Der Franzose hatte wohl befürchtet, dass Hirscher auf Salomons Schwestermarke Atomic bevorzugt werde. Mit den Head-Brettern gewann Pinturault im Weltcup 2016/17 immerhin die Kristallkugel der alpinen Kombination.
Vor der Saison 2017/2018 wechselte auch der Franzose Steve Missillier seinen Ausrüster. Der Olympia-Zweite von Sotschi startet nun nicht mehr mit Material von Fischer, sondern von Salomon.
Slalom
Ski-Star | Marke | Modell | Preis |
Marcel Hirscher | Atomic | Redster S9 | 899 Euro |
Felix Neureuther | Nordica | Dobermann SL WC | 899 Euro |
Alexis Pinturault | Head | Worldcup Rebel i.SL | 850 Euro |
Henrik Kristoffersen | Rossignol | Hero FIS SL R21 WC | 750 Euro |
Stefan Luitz | Rossignol | Hero FIS SL R21 WC | 750 Euro |
Riesenslalom
Ski-Star | Marke | Modell | Preis |
Marcel Hirscher | Atomic | Redster G9 | 899 Euro |
Felix Neureuther | Nordica | Dobermann GS WC | 950 Euro |
Alexis Pinturault | Head | Worldcup Rebel i.GS RD | 1050 Euro |
Henrik Kristoffersen | Rossignol | Hero FIS GS R21 WC | 750 Euro |
Stefan Luitz | Rossignol | Hero FIS GS R21 WC | 750 Euro |
Super G
Ski-Star | Marke | Modell | Preis |
Peter Fill | Atomic | Redster SG | 1130 Euro |
Aksel Lund Svindal | Head | Worldcup Rebels i.SG | 1200 Euro |
Dominik Paris | Nordica | Dobermann SG WC | 999 Euro |
Beat Feuz | Head | Worldcup Rebels i.SG | 1200 Euro |
Kjetil Jansrud | Head | Worldcup Rebels i.SG | 1200 Euro |
Abfahrt
Ski-Star | Marke | Modell | Preis |
Peter Fill | Atomic | Redster SG | 1130 Euro |
Aksel Lund Svindal | Head | Worldcup Rebels i.DH | 1200 Euro |
Dominik Paris | Nordica | Dobermann DH WC | 999 Euro |
Beat Feuz | Head | Worldcup Rebels i.DH | 1200 Euro |
Kjetil Jansrud | Head | Worldcup Rebels i.DH | 1200 Euro |
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