10.05.2016

Boot Bananas – Kampfansage an den stinkenden Sportschuh

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Die beiden Engländer Alexandra Bowers und Philip Osband sorgten als ISPO BRANDNEW-Finalisten auf der ISPO MUNICH mit einem kuriosen Messeauftritt für Furore. Ausgestattet mit Schutzanzügen und Atemmasken präsentierten sie ihre Boot Bananas, mit denen sie muffigen Sportschuhen den Kampf ansagen. Im Interview mit ISPO.com verraten die beiden, wie aus üblen Gerüchen eine Geschäftsidee entstand und welche Hürden sie beim Start ins Sportbusiness zu meistern hatten.

Die Gründer der Boot Bananas: Alexandra Bowers und Philip Osband aus England.
Die Gründer der Boot Bananas: Alexandra Bowers und Philip Osband aus England.

ISPO.com: Wie ist die Idee zu Boot Bananas entstanden?
Alexandra Bowers: Als wir in unsere erste gemeinsame Wohnung zogen, wurden Phil's übel riechende Kletterschuhe in unserem Schuhschrank zu einem ernsten Problem, für das wir keine Lösung finden konnten. Es gab auf dem Markt kein Produkt, das wirklich half und ohne Chemikalien auskam. Bei unserer Recherche fanden wir heraus, dass eine Kombination aus Salzen, Mineralien und Pflanzenextrakten Abhilfe schaffen konnte. Nun mussten wir diese nur noch in eine möglichst schuhfreundliche Form bringen.

Philip Osband: Das ist dann Alex gelungen als sie aus gelben Stoffresten einen bananenförmigen Schlauch nähte, den wir befüllen konnten. Die Idee zu den Boot Bananas war geboren.

 

 

Wie ging es dann weiter?
Philip Osband:
Wir verteilten Testmuster an Kletterhallen und starteten nach den vielen positiven Reaktionen in unserer Wohnung mit der Produktion kleiner Stückzahlen. Als dann das Interesse von Klettershops in ganz England zunahm, mussten wir 2013 die Produktion professionalisieren und auslagern. Im ersten Jahr produzierten wir 4.000 Stück und belieferten 35 Shops in England; in diesem Jahr werden wir etwa 30.000 Stück an über 170 Shops in ganz Europa verkaufen.

Eine rasante Entwicklung. Wie reagieren die Leute, wenn sie die Boot Bananas zum ersten Mal sehen?
Alexandra Bowers: Viele müssen erst mal lachen. Das ist klasse, denn es freut uns, wenn der Anblick der Boot Bananas positive Emotionen weckt. Wenn sie dann lesen, welche Inhaltsstoffe in den Bananas stecken und wie sie funktionieren, werden sie neugierig. Spätestens wenn sie selbst ein Paar ausprobiert haben, sind sie von ihrer Funktion überzeugt.

Sind die Boot Bananas reif, färben sie sich braun

Wie genau funktionieren die Boot Bananas?
Alexandra Bowers: Der Mix aus unterschiedlichen Inhaltsstoffen neutralisiert Gerüche und zieht Feuchtigkeit aus dem Schuh, wodurch das Innenleben der Schuhe weniger anfällig für Bakterien wird. Nach dem Gebrauch hängt man die Boot Bananas zum Trocknen einfach in die Sonne oder neben eine Heizung.

Kann man die Bananas endlos lange benutzen?
Philip Osband:
Nein. Je nach Gebrauch, lässt die Funktion nach sechs bis zwölf Monaten nach. Das hängt davon ab, wie viel Sport ich treibe, wie stark ich schwitze und welche Art von Sportschuhen ich benutze. Für eine lange Lebensdauer ist das regelmäßige Trocknen wichtig. Die Bananas verfärben sich braun, wenn sie viel Feuchtigkeit absorbiert haben. Spätestens dann sollten sie ausgetauscht werden.

 

Alexandra Bowers nähte die ersten Boot Bananas daheim in ihrer der Wohnung.
Alexandra Bowers nähte die ersten Boot Bananas daheim in ihrer der Wohnung.
Bildcredit:
Boot Bananas

Kann ich die ausgedienten Bananas recyceln, oder wie entsorge ich sie?
Philip Osband: Man kann sie ganz normal im Hausmüll entsorgen. Die Inhaltsstoffe und die Baumwollummantelung verrotten auf der Müllkippe, und für den mitgelieferten Metallkarabiner findet man sicher auch eine andere Verwendung.

Wie haben Sie die Entwicklung der ersten Produkte finanziert?
Philip Osband: Wir haben die ersten Bananas komplett alleine hergestellt und unser Business im ersten Jahr in kleinen Schritten ausgebaut. Das konnten wir alles von unseren Ersparnissen bestreiten. Als wir dann die Produktion aufgrund der großen Nachfrage steigern mussten, gab uns ein Verwandter ein günstiges Darlehen.

„Auf der ISPO MUNICH haben wir viele Kontakte geknüpft“

Haben Sie sich bei der Unternehmensgründung von professionellen Business-Coaches beraten lassen?
Alexandra Bowers: Nein, aber wir sind für die Unterstützung unserer vielen Freunde aus den unterschiedlichsten Bereichen der Kreativbranche sehr dankbar. Von ihnen bekamen wir zum Start viele nützliche Tipps.

Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung als ISPO BRANDNEW-Finalist?
Philip Osband: Unser DIY-Businessansatz war für den Launch der Produkte perfekt, und wir haben dadurch immer noch volle Kontrolle über unsere Firma. Aber die Entwicklung des Geschäfts verlief teilweise schon frustrierend langsam. ISPO BRANDNEW hat nun alles verändert.

Inwiefern?
Philip Osband: Auf der ISPO MUNICH haben wir viele neue Geschäftskontakte geknüpft, und sowohl bei der ISPO ON SNOW PREVIEW als auch auf der Messe selbst war das Interesse der Presse enorm. Wir gaben Interviews für Fernsehsender wie Sat.1, Bayern 3, N-TV und Pro 7. Das hat unserer Brand-Awareness vor allem in Deutschland und Österreich sicher geholfen. Ich kann nur jedem Sport-Startup empfehlen, am ISPO BRANDNEW-Wettbewerb teilzunehmen.

 

Bis zu 30.000 Boot Bananas sollen 2016 vertrieben werden.
Bis zu 30.000 Boot Bananas sollen 2016 vertrieben werden.
Bildcredit:
Boot Bananas

Und was hat sich seit dem Auftritt auf der ISPO im Geschäftsalltag bei Ihnen verändert?
Philip Osband: Ein Menge. Nur wenige Monate nach der Messe arbeiten wir jetzt schon mit neuen Vertriebspartnern im Ausland zusammen. Das gibt uns die Möglichkeit, die Produktion auszubauen und weiter zu wachsen. 

Heißt das, dass Sie mittlerweile vom Boot Bananas-Business leben können?
Philip Osband: Im Moment leider noch nicht. Aber die Firma trägt sich und ist finanziell unabhängig. Wir sind an einem Wendepunkt, es bleibt spannend.

Können Sie aus Ihrer Erfolgsstory Tipps für junge Unternehmer ableiten, die sich auch mit einer Produktidee im Sport-Business selbständig machen wollen?
Philip Osband: Leg los, wenn du an deine Idee glaubst. Denk aber unbedingt daran, zunächst gründlich nach ähnlichen Produkten zu recherchieren und die Rechtslage zu klären. Will ich ein Patent anmelden, eine Marke registrieren oder das Design schützen lassen? Das sind alles Fragen, die man unbedingt vorab für sich beantworten sollte. Erst wenn die Marke und die Idee geschützt sind, sollte man damit an die Öffentlichkeit treten.

Was waren die größten Hürden, die Sie seit der Unternehmensgründung bewältigen mussten?
Philip Osband: Die Gründung an sich war schon nicht einfach. Investoren zu suchen wäre eine Option gewesen, aber wir wollten unabhängig bleiben und in unserem eigenen Tempo wachsen. Wir haben auch an Crowdfunding gedacht. Da wir beide aber in der digitalen Welt nicht so sehr zu Hause sind, war das für uns auch keine Option. Die größte Herausforderung war, die Bekanntheit unseres Produktes zu steigern.

 

 

Und wie ist Ihnen das gelungen?
Alexandra Bowers: Wir hatten nur ein minimales Marketingbudget aus dem wir ein Maximum an Aufmerksamkeit herausholen mussten. Dabei kam uns die Idee, ein Video zu produzieren, das mit unserem Slogan "Saving the world from fruity feet!", spielt. Eine befreundete Werbeagentur half uns mit dem Storyboard und der Produktion. Um die Kosten gering zu halten haben wir viele organisatorische Dinge wie das Location-Scouting selbst gemacht. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Den Clip gibt es auf unserer Youtube-Seite.

Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Was sind Ihre Ziele für die nächsten fünf Jahre?
Philip Osband: In den kommenden fünf Jahren möchten wir die Boot Bananas international etablieren und neue Produkte vorstellen, an denen wir bereits arbeiten. Außerdem wollen wir junge Kletterer, die an internationalen Events teilnehmen, durch Sponsoring unterstützen.

Fakten zu Boot Bananas

Name: Boot Bananas Ltd.

Firmensitz: Bournemouth, Dorset / UK

Anzahl der Mitarbeiter: 2

Website: www.bootbananas.com



Autor: Andi Spies