Mit 16 Jahren denken die meisten Teenager an Party, Mädchen und Chillen – Nyjah Huston war da schon Champions-League-Sieger. Natürlich nicht als Fußballer. Der Californian Boy, der in Puerto Rico aufwuchs, gewann 2010 im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal eine Station der Street League Skateboarding World Tour (SLS), die als „Champions League des Streetskatens“ gelten.
Es sollte längst nicht Hustons einziger Triumph bleiben. Nur vier Jahre später gelang ihm eine bis heute einzigartige Leistung: Als erster Profiskater siegte Nyjah Huston bei allen SLS-Events der Saison 2014.
Diverse weitere Podiumsplätze bei renommierten Streetskate-Events wie den X-Games oder den SLS Super Crown World Championships unterstreichen die Dominanz des US-Amerikaners.
Im Interview mit ISPO.com spricht Nyjah Huston über seinen Start beim SLS-Event im Rahmen des Munich Mash 2016, seine Charity-Organisation „Let It Flow“, mit der der 21-Jährige die Lebensumstände in Entwicklungsländern verbessern will, und Skateboarding bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio.
ISPO.COM: Mister Huston, 2013 haben Sie die Premiere des SLS-Tourstopps in München aufgrund einer Verletzung verpasst, dieses Jahr werden Sie endlich dabei sein können. Mit welchen Erwartungen kommen Sie 2016 nach Deutschland?
Nyjah Huston: Ich war echt enttäuscht, dass ich 2013 nicht dabei sein konnte. Ich erinnere mich noch, wie ich vor dem Fernseher saß und mir nichts mehr wünschte, als dort dabei sein zu können. Daher freue ich mich jetzt umso mehr auf Deutschland – die Location sieht richtig gut aus, und ich kann es kaum erwarten, dort zu skaten.
Waren Sie schon einmal in München skaten?
Nein. Ich war bisher schon in vielen europäischen Städten skaten, aber noch nie in München. Daher freue ich mich auch sehr, das nun nachholen zu können. Deutschland stand schon lange auf meiner To-Do-Liste.
Auf Ihrer Website heißt es, dass Sie sich während Ihrer gesamten Karriere als Profi-Skater noch keinen einzigen Knochen gebrochen haben und das Ihrer gesunden Ernährung zuschreiben. Verraten Sie uns Ihr Geheimnis?
Ich achte einfach auf meine Ernährung und trainiere regelmäßig. Zusätzliche Kilos machen dich nicht nur langsamer, sondern sind auch schlecht für deinen Gleichgewichtssinn. Glücklicherweise habe ich einen sehr schnellen Stoffwechsel und kann so viel essen, wie ich möchte, ohne Gewicht zuzulegen. Ich versuche allerdings auch, mich so vegan wie möglich zu ernähren, das hat mir mein Vater schon als Kind beigebracht.
Sie haben in der Vergangenheit alle großen Wettbewerbe und unzählige Auszeichnungen gewonnen. Wie schaffen Sie es, sich nach wie vor zu motivieren?
Ich möchte einfach so lange skaten, wie es nur irgendwie geht. Der Sport ist ziemlich hart für den Körper, und ich springe jetzt seit über zehn Jahren riesige Treppen hinunter. Um auch weiterhin auf diesem hohen Niveau skaten zu können, muss ich mich fit halten – so wie Chris Cole und P-Rod (Paul Rodriguez), die beide schon seit Ewigkeiten dabei sind. Ich bin zwar ein Wettkampftyp, aber ich erwarte nicht, jeden Contest zu gewinnen. Wenn ich zwei Contests pro Jahr gewinne, bin ich schon zufrieden, denn das Level ist jedes Mal verdammt hoch. Ich habe ein einfaches Ziel: jeden Tag besser zu werden. Das ist das Tolle am Skaten, es gibt immer etwas, das ich noch lernen kann.
Nyjah Huston: Ich war ein „Skate-Streber“
Haben Sie sich für die SLS-Saison 2016 bestimmte Ziele gesetzt?
Ich möchte versuchen, ein paar Contests zu gewinnen. Letztes Jahr war ganz okay, ich habe ein paar zweite Plätze eingefahren und einmal sogar gewonnen. Mein Ziel ist, immer mein Bestes zu geben und zu gewinnen. Das ist nicht selbstverständlich, denn die anderen skaten auch wahnsinnig gut.
Wie hat die Street League Skateboarding Ihre Karriere beeinflusst?
Als ich den ersten Street League Contest in Arizona gewonnen habe, hat das meiner Karriere einen richtigen Schub verpasst. Es war auch mein erster offizieller Sieg als Pro, was mir bis heute viel bedeutet. Seitdem ist es für mich ziemlich gut gelaufen. Die SLS hat nicht nur mir persönlich geholfen, als Skateboarder zu reifen, sondern mir und den anderen Jungs dort draußen auch ermöglicht, den Sport auf ein neues Level zu pushen.
Gab es jemanden, zu dem Sie in Ihrer Anfangszeit als Skater aufgesehen haben?
Ich war ein kleiner „Skate-Streber“, habe mir jedes Skate-Video angesehen und jedes Skate-Magazin gelesen. Paul Rodriguez und Chris Cole waren damals meine Helden. Manchmal kann ich es gar nicht glauben, dass ich heute gemeinsam mit ihnen skate und sie zu meinen Freunden zähle.
Sie sind einer der wenigen Skateboarder, die von ihrem Sport leben können. Wie lange hat es gedauert, bis Sie dort waren, wo Sie jetzt sind?
Jedes Kind, das Skateboarden so liebt wie ich damals und einen perfekten Ort zum Skaten hat, wird ein guter Skateboarder. Ich wollte wirklich jeden einzelnen Tag skaten und habe mir das Ziel gesetzt, jeden Tag einen neuen Trick zu lernen. Dank dieser Einstellung schaffte ich es mit elf Jahren zu den X-Games, und diese Einstellung habe ich bis heute.
Skateboarden bei Olympia: Mehr Popularität
Was denken Sie über die Diskussion, Skateboarden bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio als neue Disziplin einzuführen?
Ich hoffe sehr, dass das Wirklichkeit wird, denn ich würde gerne mehr Kids da draußen auf dem Skateboard sehen. Der Sport wächst momentan verdammt schnell, und so langsam begreifen die Leute, dass man damit sogar Geld verdienen kann. Wenn Skateboarden olympisch wird, werden wir eine neue Generation von Skatern heranwachsen sehen.
Wenn Sie die Chance hätten, würden Sie an den Olympischen Spielen teilnehmen?
Aber natürlich! Wenn ich es schaffe, fit zu bleiben, würde ich alles dafür geben, 2020 in Tokio dabei zu sein.
Welchen Effekt würde „olympisches Skateboarden“ auf Ihren Sport haben?
Ich finde alles gut, was dem Sport hilft zu wachsen. Es wird immer Leute geben, die nicht wollen, dass Skaten „Mainstream“ oder gar olympisch wird. Aber es ist ein Sport, den Menschen auf der ganzen Welt betreiben, und ich verstehe nicht, welchen Nachteil es haben soll, wenn er wächst. Je größer Skateboarden wird – und das wird es, wenn es erst einmal olympisch ist – desto mehr Chancen haben die Kids, sich ihren Traum zu erfüllen und als Pros um die Welt zu reisen. Ich würde mich freuen, wenn ich Teil dieser Bewegung sein könnte.
Nyjah Huston musste Wasser vom Fluss holen
Sie setzen sich nicht nur für die Olympischen Spiele ein, sondern haben auch eine eigene Wohltätigkeitsorganisation gegründet. Woher stammt die Idee für „Let It Flow“?
Als ich klein war, lebten meine Familie und ich auf einer Farm in Puerto Rico, wo es nicht immer sauberes, fließendes Wasser gab. Also mussten meine Brüder und ich immer runter zum Fluss gehen, um dort Wasser zu holen – für die Wäsche, den Abwasch… Aber Wasser ist gar nicht so einfach zu transportieren, wenn du ein kleines Kind bist. Abgesehen von dieser persönlichen Erfahrung, gibt es auch heute immer noch viele Menschen und Kinder, die ohne Wasseranschluss aufwachsen. Das will ich ändern – so entstand die Idee für „Let It Flow“.
Welche Funktion haben Sie bei „Let It Flow“?
Ich habe die Organisation gemeinsam mit meiner Mutter Kelle Huston gegründet, denn wir beide hatten schon immer den Traum, so vielen Menschen wie nur möglich den Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Mit ihr zusammenzuarbeiten, macht unglaublich viel Spaß. Ich glaube, ich hätte mir keine bessere Person dafür aussuchen können.
Wie können andere Menschen „Let It Flow“ unterstützen?
Wir freuen uns immer über ehrenamtliche Helfer und Spenden. Auf der Let It Flow-Website findet man alle Infos darüber, wie man aktiv werden kann. Ich fände es toll, wenn sich mehr Menschen beteiligen – Skater, andere Sportler oder einfach nur meine Familie und Freunde. Für mich ist es eine wunderbare Erfahrung, und ich weiß, dass dieses Projekt positive Auswirkungen auf alle haben wird, die Teil davon sind.
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