Warum er heute doch lieber auf dem Wakeboard steht und warum der 26-Jährige Dominik Gührs schon über das Karriereende nachdenkt, erklärt er im Interview mit ISPO.COM.
ISPO.COM: Herr Gührs, zum Wakeboarden sind Sie ja eher zufällig gekommen. Als Zehnjähriger wollten Sie sich ein Skateboard kaufen, haben sich vom Verkäufer aber zu einem Wakeboard überreden lassen. Nun sind Sie zweifacher Weltmeister und dreimaliger Europameister – haben Sie dem Mann nachträglich mal die Füße geküsst?
Dominik Gührs: Ich war sogar irgendwann wieder in dem Laden, aber da hat der Verkäufer nicht mehr da gearbeitet. Das war echt geil damals. Der hat mir ein Wakeboard gezeigt und gemeint: „Hier, probier das mal! Haben wir gerade neu reinbekommen. Das ist viel cooler als ein Skateboard.“
Wussten Sie überhaupt, was ein Wakeboard ist?
Nee, eben nicht. Aber dann hab' ich's ausprobiert, es hat mir direkt total getaugt – und jetzt fahre ich seit 16 Jahren Wakeboard.
Und wie fanden Ihre Eltern die Idee?
Die haben mich und meinen Bruder immer total unterstützt, waren selbst auch immer sportlich.
Aber nicht auf dem Wakeboard?
Sie haben's schon mal probiert, konnten es auch direkt, sind aber nicht dabei geblieben.
„München? Schönste Stadt der Welt“
Wie gefällt Ihnen die Anlage auf dem Olympiasee?
Es ist Hammer, dass es in München beim Munich Mash ein Big-Air-Event gibt! Aber der Kicker könnte sogar noch ein Stück höher sein. Damit man höher fliegt. Jetzt ist es eher ein Step-up-Kicker.
Das heißt, man hat nicht viel Zeit, um in der Luft seine Tricks zu zeigen.
Genau. Aber jeder muss damit klarkommen; die Bedingungen sind für alle gleich.
Ihre Wettkampfsaison geht von April bis Dezember, dazu kommen Video- und Fotoshootings. Wie oft sind Sie in der Heimat?
Ich bin sieben Monate im Jahr unterwegs, aber am schönsten finde ich es echt in München. Jedes Mal, wenn ich zurückkomme, denke ich mir: „Geil, endlich wieder daheim sein!“ Ich war an so vielen Orten, aber München ist für mich die schönste Stadt der Welt. Es ist einfach so chillig hier.
Dominik Gührs macht auch mal Pause
Ihr liebster Wakeboard-Spot?
Am Thai Wake Park bei Bangkok bin ich im Winter gern, auf Phuket gibt’s auch drei coole Anlagen – Thailand ist generell mega! Da kann man einfach mal zum Relaxen ein paar Tage auf die Inseln fahren.
Machen Sie auch mal komplett Pause vom Brett?
Zwei Monate. Da mache ich nur Fitness – und schone meine Gelenke.
So ganz gesund ist Ihr Sport nicht gerade.
Man klatscht schon immer ganz schön runter, nicht so ins Steile wie hier bei der Rampe, sondern normalerweise ins Flache. Das geht auf Knie und Rücken. Aber man gewöhnt sich dran.
Wakeboarden – gar nicht mal so ungefährlich
Schlimm erwischt hat es Sie 2003: Schädelbasisbruch.
Da ist mir einer drüber gefahren. Der dachte in der Kurve, er kommt noch an mir vorbei, aber dann hat ihn der Lift in meine Richtung gezogen. Damals trug man keine Helme, weil es noch keine Kicker gab.
Sonstige Verletzungen?
Ein gebrochener Mittelhandknochen und andere Kleinigkeiten. Und einmal hat es mir bei einem Sturz den Fuß in der Bindung nach vorne gedrückt, so dass alle Zehen ausgekugelt und die Blutgefäße geplatzt waren. Das hat drei Monate gedauert.
Sie haben die Video- und Fotoshootings angesprochen. Wird das im Go-Pro-Zeitalter immer wichtiger?
Auf jeden Fall. Früher gab es nur die Wettkämpfe. Heute ist es total wichtig, dass man gute Filme und Fotos macht. Über das Internet erreicht man einfach so viele Leute.
Und Spaß macht das auch noch, oder?
Mega! Wenn ich beim Filmen stürze, mache ich den Trick halt nochmal. Beim Wettkampf muss immer alles perfekt hinhauen – und ab und zu haut's halt einfach nicht hin.
Ihr Arbeitsplatz sind die schönsten Flecken der Welt. Wo geht’s überall hin?
Florida, Thailand, Bali, Antalya in der Türkei.
Und jetzt München! Finden Sie es schade, dass die X-Games nicht mehr hier Station machen?
Im Endeffekt ist es wurscht, weil jetzt gibt’s Munich Mash. Ich finde es gut, dass München eine Stadt ist, die den Extremsport am Leben hält, nach dem Motto: „Wenn wir die X-Games nicht mehr haben, machen wir halt unser eigenes Ding.“ Beim Munich Mash sind die weltbesten Athleten am Start. Insofern macht es keinen großen Unterschied zu den X-Games.
Ist Olympia ein Thema für Wakeboarder?
Es sollte 2020 Demo-Wettbewerb werden, wird es aber wohl doch nicht. Schön wäre es schon.
Könnte knapp werden für Sie.
Ich bin 26, so ab Mitte 30 hört man dann schon auf.
„Monkey sees, monkey does“
Haben Sie einen Lieblingstrick?
Ich mag Doppel-Saltos. Hab' ich auch hier vor, aber im Training hab' ich mich noch nicht getraut. Könnte eng werden, aber probieren tue ich's auf jeden Fall.
Wie viele Tricks haben Sie insgesamt auf Lager?
So an die hundert.
Irgendwann ist doch mal jeder Trick gemacht, oder?
Nee, eben nicht. Oft denkt man, es geht nicht mehr mehr, aber irgendwie findet man doch noch mal einen Weg. Dann kommt ein Fahrer mit einem irren Move, und alle denken: „Muss ich auch machen!“ Ich nenne das „monkey sees, monkey does“. Es gibt nie ein Ende. Bin gespannt, wo Wakeboarden in 20 Jahren sein wird.
Müssen Sie Ihren Job noch oft erklären?
Der Sport ist schon noch am Anfang. Er wächst zwar, aber da ist noch viel mehr drin. Viele fragen mich: „Wakeboarden? Ist das das mit dem Schirm?“ Nee, das ist Kitesurfen.
Ein Skateboard haben Sie aber mittlerweile, oder?
Ja, aber ich kann's gar nicht.
Nicht wahr!
Snowboarden ist dem Wakeboarden recht ähnlich, aber ich kann keine Sportarten, wo ich nicht fix auf dem Board bin. Da müsste ich wahrscheinlich mehr üben. Habe ich aber keine Lust drauf.
Dominik Gührs wurde am 28. März 1989 geboren. Er hat in seiner Laufbahn zahlreiche Erfolge in Wakeboarding und Wasserski verzeichnet. Besonders bekannt ist Gührs für seine Fähigkeiten im Cable-Wakeboarding, einer Variante, bei der Sportler von einem Seil gezogen werden, das an einem über dem Wasser gespannten Kabel befestigt ist.
Dominik Gührs hat an vielen nationalen und internationalen Wettbewerben teilgenommen und dabei mehrere Titel und Auszeichnungen gewonnen.
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