Auch wenn Hans Kammerlander seine Gipfel-Jagd offiziell abgeschlossen hat, ist er pro Jahr immer noch mindestens dreimal in Nepal. Das hat damit zu tun, dass der ausgebildete Bergführer Gruppen durch die wunderschöne Gipfelwelt des Himalaya führt. Aber auch damit, dass sich der inzwischen 63 Jahre alte Südtiroler vor Ort davon überzeugen will, dass es bei seinen Herzensprojekten vorangeht.
Schon seit einem Vierteljahrhundert sorgt Kammerlander mit seinen Freunden von der Nepalhilfe Beilngries dafür, dass es den Kindern in dem bitterarmen Bergsteiger-Paradies etwas besser geht. 26 Schulen sind in dieser Zeit mit Spenden gebaut worden, zwei davon tragen den Namen von Hans Kammerlander.
Besonders stolz ist der Weltklasse-Bergsteiger auf drei Waisenhäuser und die einzige Kinderblindenschule, die es in Nepal gibt. Dazu kommen ein Frauen- und Kinderkrankenhaus sowie praktische Hilfen für die Menschen wie Mikrokredite oder Feuerwehrautos.
„Wenn ich in Nepal bin, ist mein Besuch in den Schulen immer ein absolutes Highlight. Wenn die Kinder singen und lachen, ist das schöner als alle Achttausender zusammen“, sagt Kammerlander auf der ISPO Munich 2020. Diese Aussage sagt einiges über den heutigen Blick auf seine Kletter-Karriere aus, in der er immerhin zwölf der 14 Achttausender auf diesem Planeten bestiegen hat.
Legendär wurde er durch den Versuch der ersten kompletten Skiabfahrt vom Mount Everest und die zu dieser Zeit schnellste Besteigung des höchsten Berges der Welt. Aufstieg und Abfahrt dauerten nur 23 Stunden und 50 Minuten. Dazu kommen die erste Skiabfahrt vom Nanga Parbat und über 100 Erst- und Alleinbegehungen in den Alpen. Heute setzt sich Hans Kammerlander für einen sanften Umgang der Alpinisten mit der Bergwelt ein.
Wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, würde der einstige Weggefährte von Reinhold Messner diesen Weg trotzdem nicht mehr so gehen. „Ich habe viele Freunde am Berg verloren, diese Wunde bleibt immer“, sagt Kammerlander. Besonders tragisch war die Expedition am Manaslu in Nepal im Jahr 1991, als seine Freunde Karl Großrubatscher (Absturz) und Friedl Mutschlechner (Blitzschlag) binnen weniger Stunden starben.
Es waren auch diese Verluste, die Hans Kammerlander immer wieder bestärkten, etwas zu schaffen, das bleibt. Die Hilfe für die Kinder in seiner vor Jahren von einem schweren Erdbeben verwüsteten zweiten Heimat Nepal empfindet er als den perfekten Weg. „Sir Edmund Hillary war mir dabei ein Vorbild. Seine Erstbesteigung des Mount Everest hat ihn weltberühmt gemacht. Und er hat diese Berühmtheit dafür genutzt, um etwas an das Land zurückzugeben. Das haben viele andere Alpinisten nicht gemacht.“
Hillary betonte öffentlich immer wieder, dass sein nepalesischer Sherpa Tenzing Norgay entscheidend für den historischen Aufstieg gewesen sei. Aber auch darüberhinaus war er den Nepalesen sehr dankbar. So gründete der Neuseeländer Hillary den Himalayan Trust, der neben dem Ausbau der Infrastruktur auch zahlreiche neue Schulen und Krankenhäuser baute. Hillary sagte später einmal, dass dies „die wichtigste Aufgabe meines Lebens“ gewesen sei.
So ähnlich sieht es auch Hans Kammerlander. Immer wieder ruft er bei seinen Vorträgen zu Spenden auf oder macht Benefiz-Veranstaltungen. Unterstützt wird er dabei von seinen Sponsoren wie Lowa. „Als ich denen erzählt habe, dass der Bau so einer Schule in Nepal nur etwa 40.000 bis 50.000 Euro kostet, haben sie gleich gesagt, dass sie das nächste Projekt finanzieren“, berichtet Kammerlander. Er will seinen berühmten Namen weiter dafür einsetzen, den benachteiligten Kindern in Nepal zu helfen: „Das ist etwas, was mich wirklich glücklich macht.“
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