Bei großen Verbänden dreht sich im knallharten Fußball-Business alles um Rechte und Vermarktung. Doch auch weitere Kriterien sind im Job gefordert. Bewerber brauchen hier Top-Qualifikationen auf möglichst mehreren Gebieten. Denn das Geschäft wird immer komplexer und muss zugleich neues Vertrauen gewinnen.
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Hier erklären unsere Praxis-Experten Andy Gugenheimer (Chef von sportyjob.com sowie Kooperationspartner des ISPO Job Market) und Personalberater Gunther Schnatmann, mit welchen Voraussetzungen die Türen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), der Union of European Football Associations (UEFA) und dem Welt-Verband Fédération Internationale de Football Association (FIFA) schneller aufgehen.
1. Verbandsarbeit ist juristische Arbeit
Wer sich mit Fußball beschäftigt, kennt die manchmal sonderbaren Auswüchse rund um die Rechte. Da werden Spiele zwar im TV gezeigt, aber nicht im Online-Stream des Senders.
Erdacht werden Kooperationen, Vermarktungen und Medien-Partnerschaften bei DFB, UEFA und FIFA von den Spezialisten, für die es die verschiedensten Jobs vom Marketing-Manager bis zum TV-Experten gibt. Diese müssen sich aber ständig mit den Juristen intern abstimmen und die rechtlichen Rahmenbedingungen im Hinterkopf haben.
Beispielhafte Anforderung laut Stellenanzeige an einen Direktor für diverse „kleinere“ Weltmeisterschaften (von U17 bis Beach Soccer) bei der FIFA in Zürich: „Zusammenarbeit mit der FIFA-Rechtsabteilung in allen rechtlichen Fragen.“ Bei der UEFA wird verlangt: „Sicherstellung, dass die sportlichen Grundwerte immer Vorrang gegenüber kommerziellen Interessen haben.“
Experte Andy Gugenheimer: „Hier werden also Kandidaten gesucht, die den Spagat zwischen grundsätzlichen Verbands-Aufgaben, den rechtlichen Rahmenbedingungen und dem Streben nach größtmöglichem wirtschaftlichen Erfolg beherrschen.“
Am besten dadurch, dass sie schon einmal in einem rechtlich komplizierten Umfeld – etwa in der Politik oder in kleineren Verbänden – mit Juristen zusammengearbeitet haben.
2. Ohne Markenbewusstsein geht nichts
In fast jeder FIFA-Stellenanzeige wird von den künftigen Stelleninhabern grundsätzlich gefordert: „Steigerung der Markenwerte für die Produkte und Veranstaltungen der FIFA.“
Bei den Verbänden müssen also alle Aktivitäten auf die eigene Marke einzahlen. Das ist wichtig, um die Verbände wiederum als starke Partner der Sponsoren zu positionieren. Es ist der FIFA World Cup, die UEFA EURO oder der DFB-Pokal, bei denen sich die internationalen Markenartikler aus Sport und Konsumgüter-Branche engagieren und hohe Beträge dafür zahlen.
Die Wiedererkennbarkeit der Verbände durch das Corporate Design (CD) spielt also in allen Job-Bereichen eine ganz wichtige Rolle. Und weil FIFA, UEFA und DFB als Marken nicht so emotional aufgeladen und täglich in aller Munde sind wie Adidas, Puma, Nike, Coca-Cola oder Red Bull, müssen die Verbände bei jeder Gelegenheit – vor allem rund um die großen publikumswirksamen Turniere – ihre Marke hochhalten.
„Bewerber mit Erfahrungen bei Markenartiklern haben also einen deutlichen Vorteil. Alle anderen müssen sich bewusst sein, dass alle Aktivitäten auch und besonders auf die Marke des Verbandes einzahlen sollen“, weiß Personalexperte Gunther Schnatmann.
3. Je mehr Sprachen, desto besser
UEFA und FIFA sind international ausgerichtet, sitzen beide in der dreisprachigen Schweiz. Bei diesen beiden Verbänden reichen deshalb Top-Englischkenntnisse allein meist nicht aus. Bei der FIFA sind die „offiziellen Sprachen“ neben Englisch noch Französisch, Spanisch und Deutsch. Zwei davon (neben der eigenen Muttersprache) sollten zumindest beherrscht werden.
Schon auf dem Level einer Personal-Assistentin werden bei der UEFA fließende Kenntnisse in Englisch plus Französisch verlangt. Bei der fachlichen Qualifikation reicht dagegen für diese Position eine Berufsausbildung (Lehre) aus. Die beiden internationalen Verbände betonen in ihren Ausschreibungen auch, dass künftige Mitarbeiter schon Arbeitserfahrungen – mindestens in Praktika – in internationalen Aufgabengebieten haben sollten.
„Ohne Internationalität und Sprachen geht hier also nichts“, erklärt Recruiter Gugenheimer. Doch auch beim nationalen DFB, der zum Beispiel Bundesliga-Rechte ins Ausland verkauft, ist Englisch fast immer Pflicht.
4. Auch die soziale Komponente zählt
FIFA und UEFA standen in den letzten Jahren weniger als wohltätige Organisationen im Scheinwerferlicht. Trotzdem sind in den Statuten gemeinnützige Gedanken verankert und die Verbände streben an, ihr Image in diese Richtung zu verändern.
So sieht sich die FIFA verpflichtet, durch die Popularität des Fußballs an einer besseren Zukunft für junge Menschen weltweit mitzuwirken. Die UEFA will verstärkt auf die Mitgliedsverbände eingehen und damit den europäischen Fußball weiterentwickeln.
Und schließlich sieht sich der DFB als Interessenvertretung aller 6,8 Millionen Mitglieder als einer der größten Einzel-Sportfachverbände der Welt. Das heißt: Wer zum Beispiel schon einmal im Praktikum oder in einem Job Kinder und Jugendliche bei Freizeitaktivitäten unterstützt hat, gar ein Fußballcamp in Afrika oder Südamerika mit aufgebaut hat, der hat bei den Verbänden einen Joker im Ärmel.
5. Fußballer sind im Vorteil
Am deutlichsten macht es der DFB in seinen Ausschreibungen: „Dein Herz schlägt für Fußball? Du bist ein aktiver Fußballspieler/eine aktive Fußballspielerin und engagierst Dich in Deinem Verein? Du fühlst Dich dem Gedanken des Fairplays und des Teamgeistes auch abseits des Fußballfeldes verbunden?“
Falls ja – dann findet die Bewerbung sicher größere Beachtung. Gugenheimer: „Die emotionale Bindung zu diesem Sport ist ein nicht zu unterschätzendes Kriterium.“
Die UEFA wirbt in ihrem Jobportal zudem mit der eigenen Betriebsmannschaft: „Es mag vielleicht offensichtlich klingen, doch der Fußball steht bei unserer Organisation absolut im Vordergrund. Dazu gehört, dass unsere Mitarbeiter dazu ermuntert werden, neben ihrer Arbeit für den europäischen Fußball auch selbst zu spielen.“
Deshalb: In Bewerbungen bei Fußball-Verbänden immer detailliert angeben, für welchen Verein man wann in welcher Liga in welcher Position gespielt hat.
Hohe Anforderungen, reizvolle Jobs
Fazit: Die großen Verbände hatten zwar in den letzten Jahren nicht immer die beste Presse. Aber dort sitzen die Mitarbeiter wirklich an den Schalthebeln des Sports und können zur Schaffung einer positiven Reputation ihrer Arbeitgeber für die Zukunft beitragen.
Die Anforderungen für Bewerber sind vielfältig und hoch, doch nicht unlösbar. Wer in Sachen Vermarktung, Recht und Sprachen eventuelle Lücken durch Praktika oder Schulungen rasch schließen kann, ist als Multitalent bei den großen Verbands-Adressen gefragt.
Und kann von dort aus später zu den großen Vermarktungs-Agenturen oder den Sponsoring-Abteilungen der großen Verbands-Unterstützer von Adidas über McDonalds bis Daimler in möglicherweise noch interessantere und lukrativere Positionen wechseln.
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