Immer mehr Wintersportler greifen zu Snowboards und Ski aus dem Verleih. Damit verknüpft ist ein hoher Service-Anspruch und der Wunsch, High-End-Produkte leihen zu können. Diese Entwicklung stellt die Branche vor große Herausforderungen, bedeutet aber auch neue Möglichkeiten, mit dem Endverbraucher in Kontakt zu treten. Wie nutzen führende Händler und Brands diese Chance?
Unsere Serie zum Ende der Saison 2017/18 auf ISPO.com betrachtet die wichtigsten Entwicklungen in der Wintersportbranche. Das sind in Teil eins die großen Trends der kommenden Jahre im Wintersport, im zweiten Teil wollten wir wissen, ob Wintersport-Unternehmen ihrem Markenkern treu bleiben, oder auch Produkte für den Sommer anbieten sollten und in Teil drei sprechen Branchenexperten über den Boom im Langlaufen. In Teil vier sprechen wir über das wichtiger werdende Thema Leihski/Leihsnowboard. In Teil fünf schauen wir in die Zukunft des Snowboardens.
Der Trend geht stark in Richtung Verleih-Ski - und Snowboard – eine erfreuliche Entwicklung? Das sagen die führenden Brands und Händler:
- Tim Bielohoubeck, Ressortleiter Strategic Brands Intersport Deutschland
- Philipp Giselbrecht, Produkt- und Marketingverantwortlicher bei Kästle
- Thierry Kunz, CMO Nidecker
- Thomas Delago, Gründer Nitro Snowboards
- Florian Estermeier, Verkaufsleiter Rossignol Deutschland
- Xavier Le Guen, Vice President Salomon Winter Sports Equipment
- Reto Aeschenbacher, Brand Manager, Scott Sports
- Josef Holub, Gründer und Mitinhaber, Goodboards
- Ralph Letzing, Einkauf Hartware Sport 2000
Intersport Deutschland hat seinen Firmensitz in Heilbronn und der Verbundgruppe sind bundesweit über 900 Händler, mit rund 1.500 Fachgeschäften angeschlossen. Tim Bielohoubeck ist bei Intersport Deutschland Ressortleiter Strategic Brands.
Tim Bielohoubeck: „Es stimmt, dass der Skifahrer den Komfort, den der Verleih bietet, gerne und immer mehr in Anspruch nimmt. Es ist aber auch richtig, dass der Kunde auf sein Sportfachgeschäft vor Ort vertraut. Mit Intersport Rent bieten unsere Händler ihren Kunden die Möglichkeit, die Skier für den Winterurlaub bei einem Intersport-Partner in Österreich oder in der Schweiz online zu reservieren. Der Fachhändler in der Heimat steht bei der Buchung beratend zur Seite. Alternativ kann der Kunde über www.intersportrent.de auch online von zu Hause aus seine Reservierung im gewünschten Skigebiet vornehmen. Das Equipment steht dann direkt bereit, wenn der Kunde im Urlaub ankommt."
Philipp Giselbrecht verantwortet bei Kästle sämtliche Marketing- und Kommunikations-Aufgaben sowie das Produktmanagement. Die Marke Kästle wurde 1924 gegründet und zählt zu den ältesten Skimarken weltweit. Sie sitzt in Hohenems, Österreich und hat 40 Mitarbeiter.
Philipp Giselbrecht: „Der Trend wird anhalten und für uns bedeutet es, dass wir unsere Skier verleihtauglicher konzipieren. Kästle legte immer schon einen großen Wert auf hochwertige langlebige Produkte, vor allem bei den Oberflächen werden wir auf verschleißfestere Materialen setzen, damit die auch optisch lange gut aussehen."
Die Nidecker Gruppe wurde 1887 gegründet und zu ihr gehören Nidecker Snowboards /SUP, Yes Snowboards, Jones Snowboards, Now Bindungen und Flow Snowboards. Insgesamt arbeiten am Hauptsitz in Rolle in der Schweiz und im nordamerikanischen Sitz Truckee (Kalifornien) 50 Mitarbeiter für Nidecker. Thierry Kunz ist CMO im Vorstand von Nidecker und Markenverantwortlicher für Nidecker und Flow. Kunz war Anfang der 1990er Jahre Profi-Snowboarder.
Thierry Kunz: „Verleih wird die nächste große Revolution im Wintersport sein. Warum sollten wir etwas kaufen, das die meisten Anwender nur fünf Tage im Jahr nutzen?"
Thomas Delago hat die Snowboardmarke Nitro zusammen mit Sepp Ardelt 1990 in Seattle gegründet. Firmensitz der Nitro AG ist heute die Schweiz.
Thomas Delago: „Der Boardverleih spielt eine zunehmend große Rolle in einer Gesellschaft, die sich von 'Eigentümern' zu 'Usern' hin entwickelt. CD-, DVD- und Büchersammlungen verschwinden aus den Wohnzimmern, es wird gestreamt und und e-Book gelesen. Somit gibt es auch immer mehr Snowboarder, die nicht zwingend ein Board besitzen wollen, um es zu benutzen. Unser Ansatz hier ist es, dem Verleihkunden trotzdem ein authentisches Snowboarderlebnis zu bieten.
Dies passiert zunächst über Produkttechnologien und Design. Man soll unsere Rental Produkte nicht auf den ersten Blick als solche erkennen, auch wenn sie mit Hinblick auf Haltbarkeit und Servicefreundlichkeit entwickelt wurden. Auch die angebotenen Modelle entsprechen nicht nur dem klassischen Einsteiger- und Allroundsegment. Wir bieten auch Exoten wie Powder- und Splitboards als Verleihversionen an, um es dem Interessierteren zu ermöglichen, die gesamte Bandbreite unseres Sports auszuloten."
Rossignol Ski Deutschland gehört zur französischen Rossignol Gruppe. Im Münchner Deutschlandbüro sitzen zehn Mitarbeiter, darunter Florian Estermeier als Verkaufsleiter Deutschland.
Florian Estermeier: „Rossignol bedient auch diese Zielgruppe. In allen Bereichen punkten wir mit hervorragenden Rental-Produkten dank überaus guter Modelle. Grundsätzlich geben wir aber zu bedenken, dass der Verleih nicht immer die günstigere Variante im Vergleich zum Kauf darstellt."
Xavier Le Guen ist seit September 2017 Vice President Salomon Winter Sports Equipment. Salomon hat seinen Hauptsitz mit 400 Mitarbeitern in Annecy, ist Marktführer im Bereich Wintersport-Ausrüstung und Teil der Amer Sports Gruppe.
Xavier Le Guen: „Der interessante Teil ist die Erweiterung des Verleihansatzes auch für begeisterte Skifahrer. Dies gilt vor allem für Skier, da Schuhe in vielen Märkten eine persönliche Ausrüstung (mit kundenspezifischen Ausstattungsmerkmalen) bleiben. Die Folge ist, dass sich der Verleihmix in Richtung High-End-Ski ausdehnen muss: Die Skifahrer erwarten Hochleistungsausrüstung und sie erwarten, dass sie die Skier mieten, die sie in den Demos ihres Lieblingsmagazine gesehen haben. Daher müssen sich die Hersteller überlegen, wie sie High-End-Angebote am besten mit den Merkmalen der Miethaltbarkeit kombinieren können."
Scott Sports ist ein Schweizer Sportartikelhersteller mit US-amerikanischen Wurzeln. Wichtige Geschäftsbereichen sind Fahrrad, Wintersport, Motorsport sowie Laufsport. Gegründet im Jahr 1958, beschäftigt das Unternehmen derzeit 270 Mitarbeiter. Reto Aeschenbacher ist der Brand Manager von Scott Sports.
Reto Aeschenbacher: „Ja, wir sind uns einig, dass der Verleihmarkt aus verschiedenen Gründen wächst. Das haben wir sowohl in unserem eigenen Geschäft als auch in der gesamten Branche gesehen. Diesen Trend sehen wir weiterhin und haben entsprechend investiert."
Goodboards ein deutsches Board-Unternehmen mit Sitz am Ammersee bei München. Das Unternehmen wurde 2010 gegründet, produziert ausschließlich in Europa und hat mehr als 50 Mitarbeiter. Josef Holub ist der Gründer und Mitinhaber von goodboards.
Josef Holub: „Wir sind ein Premium-Hersteller und mit unserer Qualität, Leistung und Designs sprechen wir vor allem Kunden an, die sich ihr eigenes Board kaufen."
SPORT 2000 ist ein führender Handelsverbund im europäischen Sportmarkt mit 1.000 selbstständigen Fachhändler und mit mehr als 1.300 Sportfachgeschäften. Jahresumsatz 2017: rund 1,89 Milliarden Euro. Die Verbundgruppe selbst hat 80 Mitarbeiter, darunter Ralph Letzing, zuständig für Einkauf Hartware.
Ralph Letzing: „Rent ist in den Alpenländern nach wie vor Trend. Unsere Partner in den deutschen Skigebieten machen mit dem Verleihgeschäft auch relevante Umsätze. Der Großteil der deutschen Händler spielt das Thema allerdings vielmehr als Serviceangebot – ganz im Gegensatz zu Österreich und der Schweiz, wo Rent zum Kerngeschäft gehört. Wir haben unser Business vor allem darauf ausgerichtet, Themen voranzubringen, die den Ertrag unserer Partner steigern, um damit ihre langfristige Existenzberechtigung zu sichern.
Boofitting ist eine dieser Erfolgsgeschichten: Abgesehen von Umsatz und Menge ist bei unseren Partnern auch der viel wichtigere Ertrag beim Verkauf von Skischuhen gestiegen. Als Verbund haben wir Bootfitting früh besetzt und zuletzt mit der Kampagne „Dein Bootfitter vor Ort“ auch ganz persönlich und authentisch kommunikativ gepusht. Schön, wenn der Ski dem Schuh bei diesem Trend folgen würde."
- Sports BusinessZwischen Powder und Prinzipien: Skitouren mit Mehrwert
- SportsTechStatus Quo: Snowboard Step-In-Bindungen
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