Olympia/04.02.2020

Medaillen und Podium aus Müll: So nachhaltig ist Olympia 2020

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Beim Runner’s World Laufsymposium auf der ISPO Munich 2020 war auch das größte Sportevent des Sommers Thema: die Olympischen Spiele in Tokio. Olympiasieger Dieter Baumann traf auf der Bühne die Marathon-Newcomerin Laura Hottenrott.

Die Medaillen bei den Olympischen Spielen 2020 bestehen aus gespendeten gebrauchten Haushaltsgeräten.
Die Medaillen bei den Olympischen Spielen 2020 bestehen aus gespendeten gebrauchten Haushaltsgeräten.

Jahrtausende alte Handwerkskunst und digitale Innovationen – wohl kaum ein Land der Welt ist zugleich so traditionsbewusst und fortschrittlich wie Japan. Die Hauptstadt Tokio wird als Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2020 einiges zu bieten haben, erfuhren die Besucher des Runner’s World Laufsymposiums auf der ISPO Munich 2020.

Wie schon auf der gesamten ISPO Munich wird bei Olympia das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen, berichtete Andreas Moll, Merchandising Director Footwear von Olympia-Sponsor Asics. „Die 5.000 Medaillen werden aus recycelten Elektrogeräten hergestellt, die japanische Haushalte gespendet haben. Alle Volunteers werden mit recycelter Kleidung ausgestattet. Und die Podien, auf denen bei den Siegerehrungen die Bronze-, Silber- und Goldmedaillen-Gewinner stehen, waren einmal PET-Flaschen.“

Besucher können sich zudem auf das erste Roboter-Maskottchen der Olympischen Spiele, autonome Transportmittel zu den Sportstätten und Assistenzroboter bei den Wettkämpfen freuen. „Die Sicherheit will Tokio mithilfe von Gesichtserkennung gewährleisten“, ergänzte Moll auf der Bühne des Runner’s World Laufsymposiums. Auch Sponsor Asics selbst wolle in Sachen Nachhaltigkeit und Digitalisierung besser werden und tüftele deshalb an einem neuen Schuh. „Wir werden oft gefragt, was wir vom Thema Tech-Doping halten, etwa Karbonplatten im Laufschuh, um schneller zu sein. Unsere Antwort befindet sich bereits in der Testphase mit Athleten“, versprach Moll, mehr wollte er auf dem Symposium aber nicht verraten. Im März, so der Schuh-Experte, werde Asics in Tokio seinen neuen Schuh vorstellen.

Dieter Baumann: Vom Ausnahmeläufer zum Kabarettisten

Auch wenn Dieter Baumann seine Karriere bereits 2003 beendet hat: Seine Faszination für die Olympischen Spiele sei immer geblieben, gestand der 54-jährige Ausnahmeläufer auf der Bühne des Runner’s World Laufsymposiums. „Ich bin Fan und freue mich riesig aufs Zuschauen in Tokio. Olympia war schon für mich als Sportler das große Ding – alle anderen Wettkämpfe waren untergeordnet.“

Dennoch schien Baumann, der heute als Kabarettist von Bühne zu Bühne tourt, nicht traurig, dass er in Tokio 2020 nicht als Athlet dabei sein wird: „Als ich noch aktiv war, hatten wir einen ganz anderen Rhythmus und zwischendurch immer ein Jahr zum Durchschnaufen. Seit EM und WM alle zwei Jahre sind, gibt es für die Athleten ja gar keine Pause mehr.“

Laura Hottenrott bekommt genau das zu spüren. Die Langstreckenläuferin aus Kassel, die sich berechtigte Hoffnungen auf die Olympia-Qualifikation macht, ist nach längerer Verletzungspause aber wieder auf einem guten Weg: „Letztes Jahr hatte ich sehr lange Probleme mit einem Fersensporn, doch seit November läuft es ziemlich gut“, so die 27 Jahre alte Marathonläuferin. „Ich bin noch nie so schnell ins Jahr gestartet und gerade sehr optimistisch, dass ich eine kleine Chance habe, in Tokio zu starten. Allerdings wollen sicher mehr als drei Frauen in Deutschland dieses Jahr die Norm knacken. Eventuell treffen wir ja bei einem der großen Frühjahrsmarathons alle aufeinander.“

Aktuell ist die Norm für das Marathon-Rennen der Frauen bei den Olympischen Spielen in Tokio 2 Stunden 29 Minuten und 30 Sekunden. Das garantiert aber keinen Startplatz, der deutsche Leichtathletik hat noch zusätzliche Nominierungskriterien. Hottenrotts aktuelle Bestzeit liegt bei 2:32:58.

Marathon in Sapporo statt Tokio

Damit vor allem die Langstreckenläufer bei den Olympischen Spielen ihr Potenzial abrufen können, haben die Organisatoren den Marathon nach Norden auf die Insel Hokkaido verlegt, nach Sapporo. Eine Reaktion auf die Hitzeschlacht bei der Weltmeisterschaft in Doha, wo es wegen der hohen Temperaturen von 68 Läuferinnen beim Marathon nur 40 ins Ziel schafften. „Ob Sapporo oder Tokio, das ist mir egal“, sagte Langstreckenläuferin Laura Hottenrott. „Hauptsache, Olympische Spiele!“ Sie vertraue darauf, dass die Verlegung die richtige Entscheidung war. „In Sapporo soll es fünf bis sechs Grad kälter sein als in Tokio, das klingt doch sinnvoll, damit sich so etwas wie in Doha nicht wiederholt.“

Als Dieter Baumann in Tokio lief, 1991 bei der Weltmeisterschaft, machte er sich um das Wetter überhaupt keine Gedanken, gestand er: „Ich hatte vor der Reise keine Ahnung, wie heiß es dort wird. Als ich aus dem Flieger stieg, dachte ich: Wow, das wird schwierig hier.“ Für Nachwuchsläuferin Hottenrott hat der Olympiasieger von Barcelona 1992 noch einen Tipp: „Man kann sich nicht auf seinen Wettkampf konzentrieren, wenn man während der Spiele im Olympischen Dorf wohnt. Olympische Dörfer sind fürchterlich – sie sind Jahrmarkt, Partyzone und Ablenkungsindustrie zugleich. Wer wirklich fokussiert sein will, der sollte da nicht übernachten.“