Als Innovationsexperte und Zukunftsforscher berät Prof. Bernd Thomsen seit 1984 mit seiner Thomsen Group Unternehmen weltweit. Auf dem ISPO Digitize Summit am 28. und 29. Juni in München hält er eine Keynote Speech mit dem provokanten Titel „Nobody needs digitalization! Or: How 2050 really will be“.
Im Vorab-Interview mit ISPO.com verrät Prof. Thomsen, warum er von den bisherigen Digitalisierungsbemühungen der Sportbranche wenig begeistert ist, und wie ein Unternehmen seine Mitarbeiter für den digitalen Wandel begeistern kann.
ISPO.com: Was sind für Sie die drei wichtigsten Learnings aus der digitalen Transformation?
Prof. Bernd Thomsen: 1. Transformation braucht Partizipation! Sie funktioniert nur dann, wenn Mitarbeiter mitgenommen werden.
2. Kreativität und Sozialität werden noch lange menschlich bleiben! Roboter können vieles, manches besser, aber diese beiden entscheidenden Punkte noch lange nicht.
3. Digitalisierung ist kein Selbstzweck! Sie muss Menschen, Unternehmen und Gesellschaften Mehrwerte liefern.
Wie innovativ ist die Sportartikelbranche im Vergleich zu anderen Industrien?
Lassen wir uns von der vermeintlichen Dynamik der Branche nicht täuschen. Sie steckt, wie übrigens fast alle klassischen Industrien, weniger in Sport- als in Kinderschuhen der Innovation! Es wird zwar vermehrt in Digitalisierung und Start-Ups investiert, doch ohne erkennbaren Plan. Digitalisierung und Innovation brauchen aber einen Business Plan! Also auch eine übergeordnete Strategie: Wachstum, Mitarbeiter und Aktionäre werden dann auch dabei sein, dem Wettbewerb davonzulaufen.
Wodurch zeichnen sich im digitalen Zeitalter erfolgreiche Unternehmen aus? Sind die Strukturen maßgeblich oder digital-denkende Mitarbeiter?
Vergessen Sie Kickertische, Imitate einer Google-Arbeitsatmosphäre, hohe Gehälter und schicke Firmenwagen – aber auch Berater für immer wieder neue Strukturen. Finden Sie stattdessen einen individuellen Weg, Mitarbeiter-Leistungen wertzuschätzen. Und am wichtigsten: Bieten Sie den Konsumenten von Morgen genau das, was sie schon heute wollen.
ISPO: Wie entwickeln Mitarbeiter ein digitales Mindset?
Warum sollten Mitarbeiter das tun? Oder Unternehmen das wollen? Es geht nicht um analoge oder digitale Mindsets, die gibt es so wenig wie Gespenster. Vielmehr haben Mitarbeiter entweder ein dynamisches oder starres Mindset.
Diese Denkweisen und Einstellungen entscheiden darüber, ob sie Herausforderungen lieben und neugierig darauf sind, etwas Neues zu erlernen (dynamisches Mindset) oder jenes lieber vermeiden (starres Mindset). Wenn Mitarbeiter beispielsweise ermuntert werden, Fehler machen, als Chance zu sehen, etwas daraus zu lernen, ist der erste Schritt getan. Denn das ist typisch für das dynamische Mindset. Dieses steht auch der Digitalisierung offen gegenüber.
Das beste Mitarbeiterentwicklungs-Programm ist ohnehin jenes, das die Vorgesetzten sich entwickeln lässt. Wichtig ist es zudem, die Mitarbeiter wertzuschätzen, denn Wertschätzung liegt unangefochten auf Platz 1, wenn es um zufriedene Mitarbeiter geht. Und Zufriedenheit ist die Basis, um eine erfolgreiche Transformation von starren zu dynamischen Mindsets zu schaffen.
Welches Produkt, das digitale und Sportwelt verbindet, begeistert Sie am meisten?
Keines (lächelt). Was sich aber durchaus ändern kann, wenn sich die Thomsen Group dem „next big thing in your industry“ widmen sollte.
Was können Sportartikelhersteller und -händler aus Ihrem Vortrag bei ISPO Digitize lernen?
1. Dass es langweiligere Möglichkeiten gibt, seine Zeit zu verbringen.
2. Mut erfolgreich zu sein. Und: Mut auch mal Nein zu sagen. Nicht alles was technisch möglich ist, wollen die Menschen auch. Aber das, was Menschen wirklich wollen, führt zum Markterfolg.
3. Warum kein Mensch Digitalisierung braucht.
Auf dem ISPO Digitize Summit (28./29.6.) sprechen digitale Vordenker, namhafte Unternehmer und Größen aus der Sportbranche. Vorab haben sie ISPO.com ihre wichtigsten Learnings aus der Digitalisierung verraten.
- Keynote-Speaker Robert Scoble: "Maschinen können uns in allem verbessern"
- Keynote-Speaker Günter Althaus: „Digitalisierung muss konkret sein, nicht abstrakt“
- Keynote-Speaker Prof. Bernd Thomsen: Vermeintliche Dynamik der Sportbranche täuscht
- Keynote-Speaker Nils Stamm: „Wer veraltet denkt, scheitert“
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